Portrait - John Byrne
John Byrne gehört zweifelsohne zu den Comicprofis, deren Namen schon
ausreichen, um kontroverse Diskussionen in Fankreisen auszulösen. Von
vielen geliebt für seinen klassischen Zeichenstil und seine oft
epischen Stories, aber auch gefürchtet wegen seiner Vorliebe, die
Arbeit anderer Autoren zu ignorieren und teilweise sogar rückgängig zu
machen. Auch das recht große Ego des 1950 in England geborenen
Zeichners und Autoren ist einigen Kollegen und Comic Fans ein Dorn im
Auge. Als Byrne 8 Jahre alt war, siedelte seine Familie nach Kanada
über, wo er nach seinem Schulabschluss das Alberta College Of Art in
Calgary besuchte. Bereits damals war sich John Byrne darüber klar, dass
er Comiczeichner werden wollte und so verließ er die Schule nach 2 ½
Jahren wieder, um seine Karriere im Comicbusiness zu verfolgen.
Die ersten Profi-Jobs ergatterte John Byrne 1974 und nach einem Jahr
als Zeichner bei Charlton Comics, wo er Serien wie "Wheelie And The
Chopper Bunch" und "Doomsday + 1" zeichnete, engagierte ihn Marvel
Comics. Dort arbeitete Byrne unter anderem an "Iron Fist" und
"Champions", bis er 1977 in Dave Cockrums Fußstapfen als ständiger
Zeichner von "Uncanny X-Men" trat. Autor der Serie war Chris Claremont,
mit dem er bereits an einigen Ausgaben von "Marvel Team Up" gearbeitet
hatte. Zusammen schufen die beiden Comic Profis legendäre Stories wie
"Dark Phoenix Saga" und "Days Of Future Past", wobei Byrne nicht nur
als Zeichner in Erscheinung trat, sondern auch als Co-Autor Anteil an
den Geschichten und Charakteren wie Kitty Pride, Emma Frost und
Sebastian Shaw hatte. Das von ihm geschaffene, kanadische Heldenteam
"Alpha Flight" fand bei den Fans sogar so großen Anklang, dass er es ab
1983 in einer eigenen Serie als Autor und Zeichner ins Rampenlicht
rücken durfte. Noch während seiner Arbeit an UXM hatte er außerdem
Marvels erstes Superheldenteam "Fantastic Four" als Autor und Zeichner
übernommen und unter Byrnes Regie entstanden in den folgenden Jahren
die -nach Meinung vieler Fans- besten FF Stories seit den ersten
Ausgaben von Stan Lee und Jack Kirby. Eine besondere Ehre für John
Byrne, der Kirby als sein großes Vorbild bezeichnet.
In den 80ern arbeitete der vielbeschäftigte Künstler auch für die
Konkurrenz von DC und erhielt 1986 den Auftrag, der Comic Ikone
Superman eine Frischzellenkur zu verpassen. Die Mission war erfolgreich
und durch Byrnes Miniserie "Man Of Steel", in der er neue Ideen mit
klassischen Zutaten mixte, wurde der erste Comic Superheld der Welt
wieder interessant für die Leser. In den folgenden Jahren arbeitete
Byrne (wegen eines Disputs mit der damaligen Marvel Chefredakteur Jim
Shooter) ausschließlich für DC und führte seine Arbeit an Superman in
den Serien "Action Comics" und "Superman" fort. 1989 kehrte der
Workaholic dann zu Marvel zurück, um die Serien "Avengers West Coast"
und "Wolverine" als Autor und Zeichner zu übernehmen. Im Folgenden
startete er außerdem "Namor The Submariner" und "The Sensational
She-Hulk", eine Serie, die wegen ihres augenzwinkernden Humors großen
Anklang bei den Lesern fand. Byrne ließ die grüne Gigantin in die
abgedrehtesten Situationen geraten, direkt zu den Lesern sprechen oder
sogar auf eine Comicversion von ihm selbst treffen.
In den 90ern gründete John Byrne zusammen mit anderen Comicprofis wie
Frank Miller und seinem Freund Walt Simonson innerhalb des neuen
Verlags Image den "Legends" Imprint. Dort veröffentlichte er seine
creator-owned Serien "Next Men", "Babe" und "Danger Unlimited". Nach
verschiedensten Arbeiten für Marvel und DC in den folgenden Jahren,
wurde Byrne schließlich damit betraut, die Entstehungsgeschichte
Spider-Mans neu zu erzählen. Doch die Serie "Spider-Man: Chapter One"
kam im Fanlager nicht so gut an wie Byrnes neue Version von Superman
und auch seine Arbeit als Zeichner und Co-Autor von "Amazing
Spider-Man" überzeugte viele Leser nicht mehr. Erst die Maxi-Serie
"Marvel: The Lost Generation", die er mit Co-Autor Roger Stern erdachte
und "X-Men - The Hidden Years", in der Byrne neue Geschichten aus der
Vergangenheit des Mutantenteams erzählte, fanden wieder Zustimmung bei
den Fans. Nachdem "The Hidden Years" -trotz passabler Verkaufszahlen-
im Rahmen von Joe Quesadas Neuordnung des Marvel-Programms eingestellt
wurde, verließ ein wütender Byrne den Verlag mit der Aussage, nie
wieder für Marvel arbeiten zu wollen. Nach dem vielleicht endgültigen
Bruch mit dem Comic Giganten kündigte Byrne eine Fortsetzung seiner
erfolgreichen Mini-Serie "Superman & Batman: Generations" für DC
an. Außerdem wurde er als einer der Zeichner für Stan Lees DC Projekt
"Just Imagine..." ausgewählt.
John Byrne hat bei vielen seiner Comics neben Story und Zeichnung auch
gleich das Inken und Lettern übernommen und verfasste neben seiner
Arbeit im Comic Business auch die Romane "Whipping Boy" und "Wonder
Woman: Gods And Goddesses". Er ist in erster Ehe geschieden und lebt in
Conneticut.
Comic-Tipps:
- Marvel Exklusiv 16: Die Fantastischen Vier I (Marvel)
- Marvel Exklusiv 21 : Die Fantastischen Vier II (Marvel)
- Marvel Exklusiv 28 : Die Fantastischen Vier III (Marvel)
- DC Crossover 23: Batman/Captain America (Dino)
- DC Crossover 24: Darkseid/Galaktus (Dino)
- Action Comics 2-4: Man Of Steel (DC Deutschland)
- Superman/Batman: Generations 1-4 (Carlsen)
|