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Comic-Besprechung - LieblingsSünden 1: Woran denkst du?

Geschichten:

Woran denkst Du? (Originaltitel: „Péchés Mignons 1: Péchés Mignons“)

Autor/Zeichner: Arthur de Pins 



Story:
Arthur, der Held der Ein-Seiten-Gags in diesem Band, ist ein typischer Mann im Alter zwischen 20 und 30. Und dieser hat, glaubt man Arthur De Pins, in allen Lebenslagen, von morgens bis abends, vor allem schöne Frauen und hemmungslosen Sex im Kopf. Zumindest aber hat er regelmäßig wiederkehrende erotische Anwandlungen, sei es beim Besuch im Friseursalon, beim Bewerbungsgespräch, beim Skifahren oder im Urlaub.

Meinung:
Woran denkst du? ist eine der typischen Fragen, die Frauen ihren Männern stellen. Sie ist wohl genau so typisch wie das Klischee von der Männerfrage Nummer 1, die nach dem Sex gestellt wird: Na Schatz, wie war ich?.

LIEBLINGSSÜNDEN ist im Prinzip ein Sex-Comic. Es geht fast auf jeder Seite um die schönste Nebensache der Welt. Man sieht den guten Arthur beim Fantasieren. Man ist dabei, wenn er Liebe macht (und danach gleich einschläft). Man sieht ab und zu auch mal männliche und weibliche Geschlechtsorgane. Aber Achtung! Natürlich liest sich dies alles markanter als es wirklich ist, denn der Band ist kein explizierter Hardcore-Comic für Erwachsene bei dem in Makroaufnahmen genagelt wird bis sich die Balken biegen.  Dafür sorgt die zweite Eigenschaft des Bandes. LIEBLINGSSÜNDEN ist ein Funny, und zwar ein Funny-Comic mit erotischem Einschlag.

Eine Mischung aus Funny und Erotik ist nichts Neues. Es gab schon in den 20er Jahren parodistische Sex-Comics wie die legendären TIJUANA BIBLES. In den 50er Jahren erlebten Männermagazine in den USA ihre erste Blütezeit und mit ihnen wurden die frivolen Bild-Witze von Koryphäen wie Bill Ward, Jack Cole oder Dan DeCarlo populär. Auch Hochglanzzeitschriften wie PLAYBOY oder HUSTLER, die in den 60er Jahren starke Auflagensteigerungen verzeichnen konnten, waren schon immer ausgestattet mit erotischen Cartoons. Man denke da an LITTLE ANNIE FANNY von Harvey Kurtzman und Will Elder, um nur ein Beispiel zu nennen.

Der 1977 geborene Franzose Arthur De Pins veröffentlichte seine One-Pager zuerst im französischen Herrenmagazin MAX und später auch in der Zeitschrift FLUIDE GLACIAL, die sich Comics mit meist sehr schrägem, schmerzfreiem Humor verschrieben hat. Seit 2006 erscheinen im Verlag Audie die gesammelten Ergüsse als Hardcoveralben. Drei dieser PÉCHÉS MIGNONS sind bis heute publiziert worden, gefolgt von einer zweiten kleinformatigen Reihe im gleichen Stil mit dem Titel „LES PETITS PÉCHÉS MIGNONS“ (Kleine LieblingsSünden, wenn man so will).

Nimmt man die Zeichnungen einmal näher unter die Lupe, so fällt unmittelbar dieser niedliche Stil von de Pins auf. Seine Darstellungsweise ist geprägt von herzigen Männlein und Weiblein mit bombastisch großen Manga-Kulleraugen, die er mit einer passenden, poppigen Computer-Kolorierung richtig plastisch darstellt. Die Rundungen der Frauen sind extrem weiblich. Die bei dieser Art Humor so wichtigen Gemütszustände stellt er durch prägnante Gesichtsmimik adäquat dar. Der liebliche Wimpernaufschlag einer Friseuse oder der schmollende Blick einer verschmähten Liebhaberin kommen treffsicher beim Leser an. Dieser Stil ist anders, aber doch irgendwie vertraut. Ohne ihn wären die Geschichten nicht einmal halb so lustig.

Aber wie ist das denn mit dem Witz? Wie bei vielen dieser Art von Zusammenstellungen von Kurz-Gags stellt sich der Lacheffekt nicht durchgehend ein. Die gebotene Mischung macht Anleihen bei krudestem Pennäler-Humor (einen Cross-Country-Lauf gewinnt Arthur nur, weil er unterwegs eine nackte Frau gesehen hat und im Foto-Finish mit einer „Latte“ über die Ziellinie gelaufen ist) oder schreckt auch vor derbem Scherztum nicht zurück (die hintergangene, rachsüchtige Freundin schiebt dem Mann während er schläft sein eigenes Handy in den Allerwertesten, was später den Hausarzt, als er das Röntgenbild mit dem Mobiltelefon zwischen den Beckenknochen sieht, zu der berechtigten Frage verleitet: „Wie sagten sie, ist das da rein gekommen?“).

Wer den Band zu schnell liest, und die Gefahr besteht sehr wohl, der wird den feinsinnigen Humor, der ebenfalls in den Geschichten und besonders den Zeichnungen steckt, nicht aufnehmen können. Dieser zeigt nämlich, dass Arthur de Pins durchaus eine sehr gute Beobachtungsgabe besitzt. Immer wieder beschreibt er Situationen des Alltags, bei denen der Protagonist in seine erotischen Traumwelten abgleitet, und dadurch werden viele Facetten eines normalen Männerlebens widergespiegelt. Im grauen Einerlei des Alltags lässt sich so mancher freiwillig und triebgesteuert von einem aufblitzenden String-Tanga oder einem aufreizend in Szene gesetzten Dekolleté ablenken, egal, ob er verheiratet oder Single, ob er gebildet oder ungebildet, ob er wohlerzogen oder frei von Manieren ist.

Der tot geglaubte Epsilon Verlag hat mit diesem Band bewiesen, dass er sich langsam wieder aufrappelt und für eine Überraschung gut ist. Nicht nur, dass der Titel etwas aus dem Rahmen des bisherigen Programms fällt. Der Preis von nahezu lächerlichen zehn Euro für ein ansprechend gedrucktes 48-seitiges Hardcover-Album ist fast schon eine Kampfansage für den gesamten Markt. Billiger geht’s nimmer, wenn man voraussetzt, dass die Auflage nicht gigantisch groß ist. Das setzt die Spontankauf-Schwelle deutlich nach unten. Und es bleibt zu hoffen, dass sich der Mut für dieses Experiment für den Verlag auszahlt.



Fazit:
LIEBLINGSSÜNDEN ist ein schöner „Mitnahme-Artikel“, den man zwischendurch genießen, aber auch sehr gut verschenken kann. Die Geschichten sind zwar nicht als wahnsinnslustig oder Zirkeltraining für die Lachmuskeln anzusehen, aber sie zaubern dem offenen Leser durchaus ein Schmunzeln auf die Lippen, gerade wenn man darin Dinge gelesen oder entdeckt hat, die einem nur zu gut aus eigener Erfahrung bekannt vorkommen. Die Zeichnungen sind in jedem Falle goldig. Ach ja, das empfohlene Lesealter dürfte ab 16 Jahren sein. 

LieblingsSünden 1: Woran denkst du? - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

LieblingsSünden 1: Woran denkst du?

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Epsilon Verlag Mark O. Fischer

Preis:
€ 10

ISBN 13:
978-3-86693-049-0

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • niedliche Figuren
  • unschlagbar günstiger Preis
Negativ aufgefallen
  • nicht jeder Gag zündet
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2.38
(8 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 21.03.2010
Kategorie: LieblingsSünden
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