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Comic-Besprechung - Thor 6: Die Hand von Grog

Geschichten:
Untitled
Autor: J. Michael Straczynski; Zeichner: Marko Djurdjevic; Tuscher: Danny Miki; Farben: Jelena Kevic-Djurdjevic, Laura Martin

Full Circle
Autor: J. Michael Straczynski ; Zeichner: Marko Djurdjevic; Tuscher: Danny Miki : Farben: Jelena Kevic-Djurdjevic

The Hand of Grog
Autor: Peter Milligan; Zeichner: Mico Suayan, Tom Grindberg, Stefano Gaudiano; Farben: Edgar Delgado, J. Roberts

Story:
Loki schmiedet finstere Pläne. Mit Hilfe der Doombots will er Donald Blake das Leben nehmen und damit auch seinem Halbbruder Thor jedweden Zugang zu dieser Welt verwehren. Als Gegenleistung für Dr. Dooms Hilfe lässt er ihn Experimente an gefangenen Asen machen, die diesen näher an das von ihm so ersehnte bringen: Unsterblichkeit. Ganz unbeobachtet sind sie dabei jedoch nicht. Der Sterbliche William hat sich auf zu Dr. Dooms Schloss gemacht, um für Balder, Herrscher über Asgard, hinter die Machenschaften Lokis zu kommen. Sein Spionieren bleibt nicht unbemerkt und auf einmal findet er sich in einem Kampf auf Leben und Tod mit dreien der Asen wieder. Derweil nähern sich die Doombots unaufhaltsam ihrem Ziel Donald Blake. Gelingt ihnen der Angriff, bevor sich Blake in den Donnergott Thor verwandeln kann?

In der titelgebenden Geschichte “Die Hand von Grog“ will der Bösewicht Seth die Schwäche seines Gegners Thor ausnutzen, um ihn endlich zu töten. Die Priester sagen, die Gelegenheit sei günstig. Er entsendet daraufhin seine Untergebenen, unter anderem Scarab, Grog und Magog, aus, damit sie gemeinsam den Donnergott überwältigen. Als Grog jedoch alleine seinem Feind gegenübersteht, packt ihn die Ungeduld und er greift an. Thor wehrt sich verbissen und versucht währenddessen die Wurzel seiner Entkräftung und Ermattung zu ergründen. Aber die Zeit läuft gegen ihn. Seth ist bereits unterwegs und mit ihm kommen seine Schergen.

Meinung:
Die Thor-Serie hat in der Zeit ihres Bestehens bereits einige herausragende Autoren und Creativ-Teams zur Seite gehabt. In den 80ern übernahm Walt Simonson die Serie und drückte ihr seinen unvergleichlichen Stempel auf. Ende der 90er gaben Dan Jurgens und John Romita jr. dem Donnergott neuen Wind unter die Segel, nachdem er mehr schlecht als recht das Heroes Reborn-Event überstanden hatte. Seit 2007 zeichnete sich J. Michael Straczynski für Thor verantwortlich und weckte die Serie aus ihrem Dornröschenschlaf. Thor baute unter seiner Ägide die Götterstadt Asgard ausgerechnet in Oklahoma wieder auf und rettete die Asen. Er machte sich auf die Suche nach seinem Vater Odin und tötete später, aufgrund einer List seines Halbbruders Loki, seinen eigenen Großvater Bor. Daraufhin wird Thor aus Asgard verbannt. Das sind nur die gröbsten Highlights einer packenden Storyline. Mit Straczynskis Hilfe wurde die Serie wieder so populär, dass es ihr scheinbar mühelos gelang sich in den TopTen der amerikanischen Comic-Charts zu verankern. Für seine Mühen wurde er im Jahre 2009 sogar mit einer Eisner Award-Nominierung geehrt. Mit der vorliegenden Ausgabe erreicht der Autor sein persönliches Finale und man sollte nichts anderes, als eine actiongeladene und packende Auflösung seiner vor knapp zwei Jahren eingeführten Handlungsstränge erwarten.

Ja, … sollte man. Doch stünde nicht Finale drauf, würde man nicht meinen ein solches vor sich zu haben. Statt mit einem Donnerschlag aus der Serie zu scheiden, anders wäre es Thor wohl nicht angemessen, verabschiedet sich Straczynski mit einer lauen Brise, die wenig Spektakuläres mit sich bringt. Die Geschichten aus „Thor #603“ und „Thor: Giant Size Finale“ hätten ohne Probleme noch in der deutschen Ausgabe von „Thor 5“ Platz gefunden, denn die zweite Hälfte des Heftes hat mit dem Finale nicht mehr allzu viel zu tun. Erzählerisch bietet die abschließende Geschichte von Straczynski jedenfalls nicht genug, um einen extra Band zu rechtfertigen. Thor bringt die erst vor kurzem gerettete Sif bei sich unter, Volstagg und Kumpanen ziehen los, um ein Diner unsicher zu machen und der Sterbliche William macht sich auf, Balder zu helfen. Währenddessen sendet Dr. Doom seine Doombots aus, Thors Alter Ego Donald Blake zu töten und bereitet sich darauf vor hinter das Geheimnis der Unsterblichkeit der Asen zu kommen. In der eigentlichen Finalausgabe folgt anschließend der Kampf Williams gegen drei Asen und Blakes Kampf gegen die Bots, ohne dass am Ende etwas wirklich Entscheidendes passiert wäre. Wie aus dem Nachwort zu erfahren, wollte Straczynski seinem Nachfolger den Einstieg erleichtern und ließ dazu einige Punkte seiner Handlung ungeklärt. Er hat es in jedem Fall zu gut gemeint.

Die Geschichte wirkt tatsächlich, wie in der Mitte abgebrochen, womöglich damit das Zepter leichter wieder aufgenommen werden kann. Anscheinend wollte Straczynski seinen Abgang schnellstmöglich abwickeln, damit er von dem nächsten sich ankündigenden Marvel-Event verschont bleiben kann. Das war nämlich eine Grundbedingung, als Straczynski die Autorenschaft bei Thor übernahm. Er wollte in Ruhe eine eigene Linie entwickeln können, ohne dass er alle sechs Ausgaben die Ereignisse eines Events einweben musste und ihm so gewissermaßen die kreative Herrschaft über sein eigenes Heft genommen wurde. „Secret Invasion“ konnte anscheinend noch gut umschifft werden, doch mit dem kommenden „Siege“ steht ausgerechnet Asgard im Mittelpunkt. Straczynski hatte also die Wahl mitzuziehen oder auszusteigen. Er entschied sich für letzteres. Man kann sich jetzt natürlich generell über den Nutzen von solchen Events streiten, wenn sie dazu führen das ambitionierte Autoren lieber gut laufende Serien verlassen, statt das sie in irgendwelche serienumspannenden Großereignisse verwickelt werden. Im Falle von Thor wird man noch sehen müssen, ob es mehr zum Schaden oder Nutzen ist. Bisher scheint Thor mit seinem neuen Autor Kieron Gillen jedenfalls weiterhin eine gute Figur zu machen.

Trotzdem ist der Weggang Straczynskis bedauerlich. Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und durchweg interessant dargestellt. Die Geschichten könnten auch ohne Thor auskommen und man würde trotzdem gut unterhalten. Die Szenen mit Volstagg, der sich von seinen Begleitern immer wieder Kommentare wegen seiner Körperfülle anhören muss, erinnern an Buddy-Movies im Stile von Terence Hill und Bud Spencer. Hier steht der Humor im Vordergrund (beim Angriff der Doombots verliert Volstagg beispielsweise seine Kleider, woraufhin Sif ihn gezwungenermaßen eingehender betrachtet und fragt, ob man ihn DESHALB Vollstagg den Mächtigen nennt). Balder, jetzt Herrscher über die Asen, scheint seine Rolle nicht gänzlich ausfüllen zu können und hat auch noch mit Verrat in den eigenen Reihen zu kämpfen. Der Intrigen spinnende Loki, bildet zusammen mit Dr. Doom ein unheilvolles Duo. Und letztlich kocht auch Dr. Doom sein eigenes Süppchen. Dank der Experimente an den Asen ist er dem Traum von Unsterblichkeit vielleicht ein klein wenig näher gerückt. Es macht insgesamt wirklich Freude, die Figuren bei ihren Auf und Ab’s zu beobachten.

Einige kleine Mängel schlichen sich trotzdem ein. Angeblich hat Dr. Doom seine Doombots so ausgestattet, dass ihre Herkunft in keinster Weise herausgefunden werden kann. Er hätte sich allerdings gar nicht soviel Mühe geben brauchen. Nach dem misslungenen Angriff gibt sich Thor, nachdem er einen der Roboter fragt, ob seine Herkunft zu erfahren sei, mit einem schlichten „Negativ“ zufrieden und zerstört den Bot umgehend. Die ganze Absicherung, sogar gegen magische Zurückverfolgung, war damit totaler Pille-Palle. Auch nicht ganz klar ist, warum Dr. Doom die wichtigen Experimente an den Asen, um hinter das Geheimnis ihrer Kräfte zu kommen, in einem Nebengebäude macht, welches nicht einmal über ordentliche Fenster verfügt, sondern lediglich mit ein paar Bretter zugenagelt ist. Prompt überhört natürlich der gerade angekommene Bill das Zwiegespräch zwischen Dr. Doom und Loki und hat damit genug Informationen, um Balder zu warnen. Da wurde zu sehr an den Handlungsverlauf gedacht und zu wenig an die Stimmigkeit der Begebenheiten und die Logik.

Marko Djurdjevic macht seinen Job wieder in gewohnter Qualität. Manches Mal hätten die Hintergründe besser oder überhaupt ausgearbeitet werden können, und er ist auch sehr zurückhaltend, was Geschwindigkeitslinien betrifft. Dadurch wirken die Figuren an einigen Stellen etwas isoliert, so als stünden sie auf leerer Bühne mit ein paar Kulissen. Gerade bei den Kampfszenen zwischen Volstagg, Sif & Co und den Doombots wird dies deutlich. Dort wird der Hintergrund größtenteils durch die Farben bestimmt, die sämtlichst aus derselben Farbpalette stammen, was einen etwas eintönigen Eindruck macht. Zusätzlich hat man bei einem Vergleich der Bleistiftzeichnungen mit den fertigen Seiten das Gefühl, dass die Zeichnungen viel von ihrer Ausdruckskraft durch das Tuschen und das Coloring verlieren. Aber das mag ein persönliches Empfinden sein.

Die Geschichte des zweiten Teils, die sich um Seth Versuch dreht, die momentane Schwäche des Donnergotts auszunutzen, um ihn ein für allemal zu vernichten, kommt recht sinnentleert rüber. Seth schickt eine Gruppe seiner Untertanen aus, um Thor zu töten. Grog ist der erste der auf den Gott trifft und statt auf seine Mitstreiter zu warten, gleich einen Zweikampf beginnt. Fazit der Handlung soll wohl letztlich sein, dass Thor endlich wieder den Mut zum Kämpfen findet. Allerdings ist er nach dem Kampf gegen Grog noch erschöpfter als zuvor und fast aller Kraft beraubt. Genau in diesem Moment taucht Seth mitsamt seinen Schergen auf, und Thor schafft es noch nicht einmal mehr Seth mit Mjolnir zu treffen. Wie reagiert Seth angesichts seiner Übermacht daraufhin? Er verschwindet einfach wieder und vertröstet Thor auf ein andermal. Kompletter Unsinn also.

Eine ebenfalls eher schlechte Idee war die Aufteilung der Zeichnungen bei „Die Hand von Grog“. Die Geschehnisse um Seth in Heliopolis werden von Mico Suayan wirklich unglaublich schön in Szene gesetzt. Der Verzicht auf das Tuschen, und das Colorieren gleich auf den Bleistiftzeichnungen, steht den Bildern außerordentlich gut. Sie sind detailliert, von hinten bis vorne stimmig und erinnern an das Talent von Jay Anacleto. Die Abschnitte in der „realen“ Welt wurden von einem anderen Zeichnerteam übernommen und wirken gegenüber ihrem Konterpart grob und altmodisch. Am ehesten ließen sie sich noch den Arbeiten von Joe Kubert und Lee Weeks zuordnen, ohne an diese heranzureichen. Der Wechsel gerät eindeutig zum Nachteil der Geschichte, auch wenn er wahrscheinlich den Unterschied zwischen der göttlichen Welt des Seth und der irdischen des Donald Blake verdeutlichen soll. Der Schuss geht jedoch nach hinten los. Vor allem da auch noch vermeidbare Fehler auftauchen. In Heliopolis fehlt Seth die rechte Hand, auf der Erde hat er sie plötzlich wieder (mag aber auch seine Fähigkeit sein, wer weiß). Als Thor in Aktion ist steht Blake als eine Art Geist neben ihm, angedeutet durch einen grauweißen Schein um die Figur herum. Der wurde zwischendrin einfach mal vergessen, so dass Blake und Thor gleichberechtigt nebeneinander stehen. Mit der rechten Mühe hätte man diese Fehler erkennen können beziehungsweise müssen.

Fazit:
Schwaches Finale eines hervorragenden Autors, der sich einen fulminanteren Abgang hätte gestalten sollen. Allein es seinem Nachfolger nicht zu schwer zu machen, kann einen derart unspektakulären Schlusspunkt nicht rechtfertigen. Die Geschichten (zumindest Straczynskis Abschluss) hätte man auch in „Thor 5“ veröffentlichen können, dann eben zum Preis von 16,95 €. Auf die Veröffentlichung von „Die Hand des Grog“ hätte man dann in Deutschland sogar gerne ganz verzichten können. Nur Komplettisten werden um „Thor 6: Die Hand von Grog“ nicht herumkommen, allen anderen wird erstmal zum Durchblättern geraten.

Thor 6: Die Hand von Grog - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Thor 6: Die Hand von Grog

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Marvel Deutschland

Preis:
€ 12,95

ISBN 10:
4-197815-912959-06

100 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Charaktere machen Laune
  • Zeichnungen von Mico Suayan
Negativ aufgefallen
  • schwacher Abgang von J. M. Straczynski
  • vermeidbare Logik- und Plotfehler
  • als eigener Band nicht unbedingt gerechtfertigt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
Du kannst diesen Comic hier benoten.

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Rezension vom: 31.07.2010
Kategorie: Thor
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