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Comic-Besprechung - Green Lantern: Rebirth

Geschichten:
The Day Before
Autor: Geoff Johns; Zeichner: Ethan van Sciver; Farben: Moose Baumann

Green Lantern Rebirth 1 - 6

Autor: Geoff Johns; Zeichner: Ethan van Sciver; Tuscher: Ethan van Sciver, Prentis Rollins, Marlo Alquiza, Mick Gray; Farben: Moose Baumann



Story:
Hal Jordan war einst die größte Green Lantern aller Zeiten. Heute ist seine Seele der Wirt des Spectre, eine eher unausgewogene Symbiose, die Jordan vor eine Zerreißprobe stellt. Mehr und mehr leidet er unter seinen Taten, die er im Auftrage der Rache vornehmen muss. Doch der Weg zur eigenen Erlösung ist lang und beschwerlich und Jordan merkt, wie sich tief in seinem Innern wieder etwas regt. Eine Macht, die schon einmal großes Unheil anrichtete und ebenfalls ihr Recht auf Existenz geltend machen will. Während Jordans Seele droht an seinem inneren Kampf zu zerbrechen, kommt es zu seltsamen Vorfällen auf der Erde. Wo früher Coast City stand erscheint auf einmal das ehemalige Heim Hal Jordans. Guy Gardner, eine ehemalige Green Lantern und jetzt als Warrior bekannt, dreht durch, als sich seine Alien-DNA gegen ihn  wendet. Und irgendeine unbekannte Macht beginnt die Ringe der Green Lanterns zu korrumpieren und dringt bis in die entlegensten Winkel des Alls. Düstere Wolken brauen sich über den Köpfen der Helden zusammen und es scheint, als warte die Welt angespannt auf den ersten Donnerschlag. Unterdessen kämpft Kyle Rayner am äußersten Rand des bekannten Universums und erfährt von einer außerirdischen Rasse etwas Entsetzliches. Parallax lebt und seine Rückkehr steht unmittelbar bevor.


Meinung:
Hal Jordans Karriere als Green Lantern hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Vom sterbenden Abin Sur, der mit seinem Raumschiff auf der Erde notgelandet war, mit dem grünen Ring bedacht, kämpfte er für das Gute, bis Mongul seine Heimatstadt Coast City mitsamt ihren Einwohnern gänzlich von der Erdoberfläche tilgte. Daraufhin wollte er mithilfe seines Ringes die Stadt wieder auferstehen lassen. Sein Versuch schlug fehl und im Anschluss verdammten ihn die Wächter auf Oa für seine Tat. Wütend angesichts seiner Hilflosigkeit drehte Jordan durch, griff die Zentralbatterie auf Oa an und vernichtete das Green Lantern Corps. Angefüllt mit der Macht des Corps und sich selbst jetzt Parallax nennend, plante er die Geschichte im wahrsten Sinn des Wortes neu zu schreiben und scheiterte erneut. Jahre später dann drohte die Sonne zu erlöschen und ein zu Sinnen gekommener Parallax opferte sich, um sie wieder zu entzünden. Aber wie für so viele Helden, war der Tod lediglich eine kleine Hürde. Er wurde zum neuen Spectre, der Gestalt gewordenen Rache Gottes, der mit Hal Jordan als neuem Wirt vom Pfade der Vergeltung abwich und einen der Erlösung antrat.

„Green Lantern: Rebirth“ lässt die geschilderten Ereignisse immer wieder Revue passieren und baut darauf seinen neuen Handlungsstrang auf. Gerade die widersprüchlichen Aspekte zwischen dem heldenmütigen Hal Jordan, dem verrückten Parallax und dem jenseits menschlicher Begriffe agierenden Spectre haben zu Beginn eine besondere Rolle, die vor allem eines soll, nämlich den Leser verwirren. Denn ungewöhnliche Dinge geschehen, die die Helden der Justice Leaugue zu einem unheimlichen Schluss führen: Parallax kehrt zurück. Gerade Batman traut Hal Jordan nicht über den Weg und als sie ihn schlussendlich zur Rede stellen wollen, nimmt der Comic richtig an Fahrt auf. Die Ereignisse überschlagen sich

Man merkt dem Autor an, dass er selbst ein Fan von Hal Jordan als Green Lantern ist. Der Umgang mit der Figur ist ihm vertraut und er baut seine Neuerzählung durchaus gekonnt in die bestehende Continuity ein. Das Ende dürfte auch jene zufrieden stellen, die die Ernennung Kyle Rayners zur Green Lantern äußerst kritisch betrachtet haben. Denn darüber gab es lange Zeit eine heftige Kontroverse und nicht wenige forderten schon früh Hal Jordans Rückkehr als Superheld. Diesen Wunsch konnte ihnen Geoff Johns nach 10 Jahren nun endlich erfüllen. Mit „Green Lantern: Rebirth“ schuf er so zwar keinen Meilenstein des Comic-Genres, aber zumindest eines der Schlüsselereignisse der näheren Green Lantern-Geschichte.

Dementsprechend bekommt man einiges geboten. Die Fähigkeiten der Ringe sind eine willkommene Ausrede, um furiose Action darzustellen und den Kämpfen epische Proportionen zu verleihen. Guy Gardner und John Stewart wenden sich gegen die JLA, Kilowog greift einen hilflosen Kyle Rayner an, der seinen Ring nicht benutzen darf, Parallax nimmt Besitz von einem der nahezu allmächtigen Wächter und mittendrin ringt Hal Jordan um seine Seele, die droht zwischen Parallax und dem Spectre aufgerieben zu werden. Doch damit hat der Comic seinen Höhepunkt erst noch vor sich. Die fulminante Rückkehr Hal Jordans, gefolgt von dem Kampf gegen einen sehr alten Bekannten namens Sinestro. Die beiden Kontrahenten duellieren sich auf dem Mond, schweben hinaus in das All und führen ihre Fehde mitten in den Ringen des Saturns zu einem (vorläufigen) Ende. Zum Schluss folgt der obligatorische Handschlag zwischen der aktuellen Green Lantern Kyle Rayner und dem legendären Veteranen Hal Jordan. Es scheint als wollte Geoff Johns keinen Wunsch der Fans unberücksichtigt lassen und so liefert er einen erinnerungswürdigen Moment nach dem anderen. Nebenbei findet er auch noch eine Erklärung für die berühmte Gelbschwäche der Ringe und legt den Grundstein für den späteren Wiederaufbau des Green Lantern Corps.

Untermalt wird alles von den hervorragenden und bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Zeichnungen von Ethan van Sciver. Jede Kleinigkeit scheint wohl durchdacht und der Panelaufbau ist ebenso dicht und mit Freude am Handwerk gemacht, wie die Erzählung selbst. Auch hier war jemand mit Spaß bei der Sache. Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man sagt, Ethan van Sciver liefert seine besten Arbeiten zusammen mit Geoff Johns ab. Sie waren sich nicht mal zu schade, selbst den verschiedenen Auren der einzelnen Green Lanterns eine ganz spezifische und auf den Charakter der jeweiligen Figur zugeschnittene Prägung zu geben. Ein Grund mehr für Van Sciver in Details zu schwelgen.

So sehr der Comic aber durch Geoff Johns als Fan gewinnt, so sehr verliert er zugleich dadurch. Die Figur des Hal Jordan wird poliert, bis sie beinahe stumpf wirkt. Sie ist bis knapp an die Grenze der Arroganz von sich selbst eingenommen, kennt keinerlei Furcht und weiß nicht, was aufgeben ist. Abgerundet wird das Ganze mit einer gehörigen Prise Melodramatik. Geoff Johns treibt die Heroisierung (und letztlich Glorifizierung) zu stark auf die Spitze und nimmt damit Hal Jordan auch einen Gutteil seiner menschlichen Züge und seines Identifikationspotentials für den Leser. So gut kann einfach niemand sein, auch nicht als Green Lantern.

Dazu trägt entscheidend der Umstand bei, den man als „Onslaught-Problem“ bezeichnen könnte. Onslaught war ein von Scott Lobdell, Mark Waid und Andy Kubert erschaffener Bösewicht des Marvel-Universums, der etliche Superhelden vernichtete und im Grunde der berühmte Professor Xavier war. Zu Beginn verkörperte Onslaught die Summe aller schlechten und unterdrückten Gedanken Xaviers, die dann irgendwann hervorbrachen. Später stellte sich heraus, Onslaught entstand durch so etwas wie einen psionischen Parasit, der bei einer telephatischen Verbindung zwischen Xavier und Magneto entstand. Dieser Wechsel in der Begründung nahm der ganzen Geschichte und dem Charakter etliches an dramatischem Gewicht. Auf einmal war Onslaught nicht die Verkörperung Xaviers dunkler Seite, sondern bloß ein von Außen kommendes Ereignis, welches den Strahlemann Xavier korrumpiert hatte. Damit war er praktisch rehabilitiert und die Onslaught-Episode wieder eine standardisierte Gut/Böse-Geschichte.

Und genauso versucht auch Geoff Johns den Hals von Jordan aus der Schlinge zu ziehen. Denn ein Held wie er, kann natürlich nicht einfach durchdrehen, da muss irgendeine übelmeinende Macht dahinter stecken. Erstaunlicherweise ist es auch in „Green Lantern: Rebirth“ ein (diesmal außerirdischer) Parasit, der sich Jordan als Wirt ausgesucht hatte und ihn zu seinen bösen Taten verleitete. Nichts bleibt mehr von der nachvollziehbaren Tragik, als Hal Jordan des zerstörten Coast City ansichtig wird. Seine verständliche Frustration und sein nahezu verzweifeltes Abgleiten in den Wahnsinn verkommen zu einem beliebigen Handlungselement. Mit diesem Kniff von Geoff Johns sind wir wieder auf den gewohnten Bahnen seichter Comic-Unterhaltung angelangt; denn was ist schließlich das Grundmotiv jedes eindimensionalen Bösewichtes (und damit auch des Parallax-Parasiten)? Furcht verbreiten und Gewalt säen, praktisch als Selbstzweck.

Bei dem Versuch die Green Lanterns im besten Licht zu zeigen, bleiben leider auch ein paar erzählerische Aspekte auf der Strecke. Angeblich beeinflusst das Parallax-Wesen die Lanterns Gardner, Kilowog und Stewart über die Ringe, weil sie mit der Zentralbatterie auf Oa verbunden sind. Allerdings befindet sich Parallax ja eigentlich nicht mehr dort, sondern in Hal Jordan, nachdem dieser den Parasiten befreite. Wie kann Parallax dann die Ringe beeinflussen? Außerdem wird Kyle Rayner unter anderem deshalb verschont, weil er seinen Ring zu Beginn der Geschichte nicht mehr benutzt. Aber Guy Gardner, der vom Warrior wieder zur Green Lantern wird, hat zu dem Zeitpunkt der Beeinflussung noch nicht mal einen Ring, der fliegt ihm erst zu (das ist wörtlich zu nehmen).

Weiterhin hinterlassen die epischen Momente manches Mal einen schalen Beigeschmack. Sie werden einfach zu offensichtlich produziert. Anfangs hält Geoff Johns die Waage noch sehr gut. Der Leser bleibt, ebenso wie die handelnden Charaktere, im Unklaren darüber, was genau geschieht. Die Spannung wir gut gehalten. Sobald aber alle Figuren auf dem Brett stehen ist eigentlich immer ziemlich durchschaubar was als nächstes kommt. Sinestro greift Kyle Rayner im Wachtturm an, wo dieser gerade mit dem Leichnam Hal Jordans hinteleportierte. Auf der Erde löst sich der Spectre von seinem Wirt und die Seele Jordans wandert ... wohin, darf man jetzt raten. Außerdem, warum und woher kommt eigentlich Sinestro? Sein Erscheinen dient lediglich für den Kampf mit Hal Jordan als wiederauferstandene Green Lantern. Ebenso hat man bei anderen auftauchenden Figuren das Gefühl, Geoff Johns habe einen dieser Edgar-Wallace-Würfel gehabt. Angeblich besaß Edgar Wallace einen solchen Würfel, falls er sich mal in eine Sackgasse schrieb. Dann konnte er ihn werfen und auf der liegen gebliebenen Seite fand sich dann eine Handlungsanweisung, wie zum Beispiel „Ein geheimnisvoller Fremder betritt den Raum“. Neben Sinestro finden sich gleich zwei weitere „geheimnisvolle Fremde“, die einfach auftauchen, ohne dass dem Leser klar wird, warum genau sie eigentlich dort sind.

Wie es sich für einen Green Lantern Comic gehört, stehen die Grünen Leuchten im Mittelpunkt der Handlung. Die ebenfalls anwesenden Mitglieder der JLA werden demgegenüber zu bloßen Statisten degradiert. Kurz vor dem abschließenden Gefecht gegen Parallax greift Geoff Johns dann noch einen klassischen Moment der JLA-Geschichte auf und verpasst ihm eine misslungene Retourkutsche. In der damals Ende der 80er von Kevin Maguire geschriebenen Serie Justice League forderte ein großmäuliger Guy Gardner Batman zu einem Faustkampf heraus und wird mit nur einem Schlag des dunklen Rächers ausgeknockt. Eigentlich war klar, dass ein Green Lantern Fan diese Episode nicht auf sich beruhen lassen kann. Diesmal ist es Hal Jordan, der Batman mit einem einzigen Treffer umhaut. Letztlich verfehlt der geplante Wink aber seine Wirkung und Geoff Johns wirkt dadurch eher wie ein beleidigter Spielverderber. Damals haut ein Normalsterblicher einen Ringträger um, weil dieser arrogant und hochmütig ist, jetzt ist es der arrogante und selbstgerechte Träger eines beinahe allmächtigen Ringes, der den Superhelden ohne Kräfte umhaut. Beim Spider-Man Movie war man ja auch nicht für den Schulschläger Flash Thompson, sondern für den Underdog Peter Parker.


Fazit:
Actionreiche und voller klassischer Momente steckende Wiedereinführung der wohl bekanntesten aller Green Lanterns. Angesichts der aktuellen Dominanz der „Grüne Ring-Comics“ durch die Blackest Night und ihre Folgeserien, bot sich die Neuauflage dieser bereits 2005 als DC Premium erschienenen Geschichte an. Auf ganz neue Ideen griff Geoff Johns leider nicht zurück, aber heutzutage würde man wahrscheinlich nicht mehr von Ideenklau reden, sondern von einem Sonderbeispiel an Intertextualität (Axolotl lässt grüßen). Trotz dieser Vorbehalte bekommt man eine konsequente Superhelden-Geschichte nach der alten Schule geliefert, mit viel Spannung, jeder Menge an Superhelden und natürlich Bedrohungen von kosmischen Ausmaßen. Die geneigten Leser werden in jedem Fall bestens unterhalten und Green Lantern Fans haben diese Geschichte bestimmt schon längst in ihr Herz geschlossen.


Green Lantern: Rebirth - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Green Lantern: Rebirth

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 14,95

ISBN 13:
978-3-86201-000-4

164 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Rückkehr der berühmtesten Green Lantern - schon Klassiker
  • epische Kämpfe, jede Menge Action
  • klasse Zeichnungen von Ethan van Sciver
Negativ aufgefallen
  • Storyidee bereits bekannt
  • unmotivierte Auftritte der Figuren als Selbstzweck
  • Green Lantern hat Batman nicht zu schlagen - Punkt aus!
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 02.08.2010
Kategorie: Green Lantern
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