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Comic-Besprechung - Hauptmann Veit 1: BlutBruder

Geschichten:

BlutBruder (Originalausgabe)

Autor: Nofi (Lutz Nosofsky), Zeichner: Nofi (Lutz Nosofsky)



Story:

Die Geschichte von Hauptmann Veit spielt im Deutschland des 16. Jahrhunderts. Das europäische Mittelalter geht zu Ende. Man steht an der Schwelle zur sogenannten Neuzeit. Im Jahr 1522 liegen der Deutsche Kaiser, der Karl V. aus dem Hause Habsburg, und sein Gegenspieler, der Französische Ritterkönig Franz I.,  seit Jahren im Clinch.  

Die eigentliche Handlung beginnt während einer Belagerung. Ein französisches Heer hat eine deutsche Truppe in der badischen Festung Mannstein abgeriegelt. Seit 30 Tagen haben die Lothringer die Burg umstellt. Die Hälfte der eingeschlossenen Männer ist bereits verwundet oder tot. Die Vorräte an Schießpulver und Nahrung gehen zu Ende. Unter den Eingeschlossenen in der Burg befinden sich die beiden Protagonisten der Story: der blonde Hauptmann Veit und dessen glatzköpfiger Blutsbruder Hauptmann Raven. Die Kampfhandlungen spitzen sich zu, als die Belagerer schwerste Geschütze auffahren. Es geht in die entscheidende Phase, als der Einsatz einer 30-Pfünder-Kanone den Sturm auf die Burg möglich macht und den Deutschen weitere verheerende Verluste bringt. Als Veit am Boden liegend dem Tod ins Auge sieht, retten Raven ihm im Kampfgetümmel das Leben.

Doch die Freundschaft der beiden Männer steht auf tönernen Füßen. Überraschenderweise entpuppt sich Raven als hinterhältiger Intrigant, denn er bringt den Fürsten um und schiebt den kaltblütigen Mord Veit in die Schuhe. Diesem bleibt nichts anderes übrig, als die Flucht anzutreten …



Meinung:

Es gibt Titel, die hat man einfach nicht auf der Rechnung. Sie erscheinen urplötzlich und sorgen für eine mehr oder minder große Überraschung. In der Regel sind das Titel kleiner Verlage, die Nachwuchskünstlern eine Plattform bieten oder Comics, eines Verlags, der sonst nichts mit der Neunten Kunst am Hut hat. Man nimmt es dann interessiert und etwas verwundert zur Kenntnis, in seltenen Fällen ist der Überraschungseffekt jedoch so positiv und so groß, dass man von einem solchen Titel stark beeindruckt ist. Der Debütband der Detektivserie Dédé von des Saarländers Frank Erik Weißmüller war dieses Jahr so ein Comic und BlutBruder von Nofi (das ist Lutz Nosofsky) ist es ebenfalls, wenngleich aus anderen Gründen.

Hauptmann Veit ist ein klassisches Heldenabenteuer, angesiedelt in einer höchst interessanten Epoche in der Historie Deutschlands. Das Motto, unter dem der Verlag ars tempus ltd. das Album vermarktet lautet: Feeling History – Erlebbare Geschichte. Man will historische Begebenheiten in Comicform nachvollziehbar machen. Und das gelingt ganz gut.

Schlägt man den hervorragend gedruckten und editieren Hardcoverband auf, der auf dem Titel sowohl als Limitiere Erstausgabe, als Special Edition und Collectors Collection (wow – alle guten Dinge sind drei) angepriesen wird, ist man mitten drin im düstersten Mittelalter. Ein einleitender Artikel sorgt für völlig vom Thema unbeleckte Leser, die gerade Wikipedia nicht zur Hand haben, für rudimentäre Grundkenntnisse. Dazu gibt es eine Landkarte, welche die Verhältnisse im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation um 1500 aufzeigt.

Die Story im ersten Teil ist aber nur die Ouvertüre für eine weitaus größere Geschichte, die im großen Bauernkrieg spielt. Die beiden Blutsbrüder werden bei der Grundsteinlegung zu diesem mehrbändigen Epos zu Todfeinden und repräsentieren quasi die beiden großen Parteien im Deutschen Bauernkrieg zur Zeit der beginnenden Reformation. Diese fiktive Geschichte wird eingebettet in die überlieferte deutsche Historie. Obendrein gibt es vordergründig jede Menge Action. Gerade in der ersten Hälfte des Comics sieht man seitenweise martialisches Schlachtgetümmel. Armeen von Rittern reiten von links nach rechts über Doppelseiten. Lanzen, Speere, Pfeile und Schwerter bohren, schlitzen oder schneiden die Körper der Kämpfenden auf. Alles wird möglichst realistisch und nicht zimperlich dargestellt. Auf Seite 17 heißt es: "Viele sehen heute das Tageslicht zum letzten Mal. Qualvoll sterben sie selbst an kleineren Wunden, mit fehlenden Gliedern, mit einem Bauch-, Becken- oder Hodenschuss, ohne Unterlippe, Gesicht, ohne Mund." Und passend dazu gibt es ein Panel mit einem tödlich getroffenen Krieger, der mit beiden Händen versucht seine herausquellenden Gedärme zurückzuhalten. Das ist nichts für labile Gemüter, passt aber irgendwie zur Atmosphäre der Erzählung.

Doch BlutBruder besteht nicht nur aus düsterer Action, sondern hat auch ruhige, helle Momente. Als Veit auf der Flucht in einem Fluss fasst ertrinkt, wird er bewußtlos in einem undurchdringlichen Wald an einer Lichtung angespült und von der schönen Tora aus dem Wasser gefischt und gepflegt.

Die Zeichnungen von Nofi können sich sehen lassen. Hier muss man wissen, dass Nofi bislang vorwiegend Funnies und Cartoons gezeichnet hat, also eine völlig andere Stilrichtung beherrscht. So sind die Zeichnungen bei Hauptmann Veit an vielen Stellen etwas steif und man erkennt, dass dieser Zeichenstil noch einige Jahre Routine vertragen kann, aber für ein Debüt ist das fertige Ergebnis wirklich gut. Laut eigener Aussage trug Nofi die Idee zu dem Band 35 Jahre mit sich herum. Beim Zeichnen hat er sich ebenfalls nicht unter Zeitdruck setzen lassen. So konnte er moderne Techniken einsetzen, was vor einer Dekade noch nicht möglich gewesen wäre. Die Kolorierung entsteht am Computer. Zusätzlich sind manche Panels mit Teilen aus Fotos aufgepeppt. So werden Szenen im Wald durch ihre fotorealistischen Baumkronen sehr plastisch oder die Wände der Burgen sehen wirklich aus wie echt gemauert.  

Nofis allererste Comicveröffentlichung ist die Ritter-Geschichte jedoch nicht. Bereits 1987 hat er zwei Comic-Alben gemacht: Zippe & Zack, ein reiner Funny-Comic erschien im Jump Verlag und hatte damals eine Auflage von sagenhaften 50.000 Stück. Später kamen Geschichten für den Kindercomic Pillhuhn (Bastei) dazu und in den letzten 15 Jahren zeichnete er vornehmlich Cartoons.

Zehn bis zwölf Bände soll die Serie umfassen. Wenn sie gut läuft, könnten es auch mehr werden. BlutBruder bietet einiges an Bonus-Material: ein ausführliches Interview mit dem Künstler, kurze Artikel über das Reichsrittertum, Landsknechte, die Entwicklung der Waffentechnik  oder Franz von Sickingen.



Fazit:

Der erste Teil von Hauptmann Veit ist überraschend gut gelungen. Ein edel verarbeitetes Hardcoveralbum mit einer spannenden, actionreichen Geschichte, die im Deutschland am Ende des Mittelalters spielt und mit überzeugenden Zeichnungen umgesetzt ist. Ein detailreicher Bonusteil rundet den Band ab. Ein deutscher Ritter-Comic, der Lust macht auf mehr.



Hauptmann Veit 1: BlutBruder - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Hauptmann Veit 1: BlutBruder

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
ars tempus ltd.

Preis:
€ 19.80

ISBN 13:
978-3-00-032435-2

68 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • interessantes Setting
  • überraschende Wendung in der Handlung
  • knallharte, realistische Action
  • sehr schön verarbeiteter Hardcover
  • viel Bonus-Material
Negativ aufgefallen
  • preislich am oberen Segment
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1.5
(4 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 09.12.2010
Kategorie: Hauptmann Veit
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