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Comic-Besprechung - Die Korsaren der Alkibiades 3: Der Franzose

Geschichten:

Les Corsaires d’Alcibiade 3 – Le Francais

Autor: Denis-Pierre Filippi
Zeichner: Éric Liberge
Farben: Denis-Pierre Filippi


Story:

Die fünf Freunde, die sich der Organisation der Alkibiades angeschlossen haben, sind auf der Suche nach einem großen Schatz, der im  Jahre 986 n. Chr. auf dem Weg von Island auf dem Meer verschollen ist. Die Hinweise führen die Gruppe von Venedig nach Paris und schließlich in das ewige Eis der Arktis. Ihre Widersacher haben sich jedoch an ihre Fersen geheftet, darunter auch der Franzose Anastor, dessen Motive, ebenso wie die von Erdinger, nicht gänzlich klar sind. Die Fünf werden von ihrem Schiff getrennt und kämpfen sich durch das Eis bis zu einer verlassenen französischen Expedition. Sie sind ganz nah dran den Schatz zu heben, doch aus den Tiefen des Packeises haben die Franzosen noch andere Dinge geborgen. Dinge, die sie bereits das Leben kosteten und die sich jetzt neue Opfer suchen.



Meinung:

Ein Quantensprung stellt Band 3 gegenüber seinen Vorgängern sicher nicht dar, aber immerhin konnte ein paar Nanometer Land wieder gut gemacht werden. Große Erwartungen gab es ja nicht mehr zu erfüllen nach dem konfusen Strickwerk der ersten beiden Ausgaben. Und der Autor arbeitet hart daran, dass sich dies alles im Kopf des Lesers nicht zu einem wirklich stimmigen Ganzen entwickeln will. Kurz zuvor wurde in Band 2 ein neuer Kontrahent eingeführt, dessen Potential kaum bis gar nicht ausgeschöpft wurde, da tritt einen Band später schon der nächste Antagonist auf den Plan (ja genau, der Franzose), dazu kommen dann noch geheimnisvolle Expeditionen fünf Jahre vor den Ereignissen von Alkibiades, seltsame Funde im ewigen Eis und mutierte Yetis (oder was auch immer).

Die ersten Seiten sind, gemessen an den Vorgängern, wunderbar und man hat seine echte Freude daran den Charakteren zu folgen. Filippi überschätzt dann aber eindeutig die Tiefe seiner Erzählung. Sorglos schüttet er immer weiter Ideen und Konzepte hinein, die notgedrungen das allzu flache Gefäß namens Die Korsaren der Alkibiades zum Überlaufen bringt. Es ist stets zu begrüßen, wenn ein Autor so viele Eindrücke und Vorstellungen hat, aber etwas deutlicher in einer Erzählung aufgereiht, wo jedes Element seinen Sinn und Platz hat, wäre der Gewinn deutlich größer. Doch noch gibt es ja einen Notknopf, nämlich die Enthüllung des großen Rätsels, was alles hinter Alkibiades und seinem Treiben steckt und was die Figuren selbst manchmal an ihren Aufgaben zweifeln lässt. Aber nach dem bisherigen ist die Befürchtung groß, dass am Ende mehr heiße Luft herauskommt, als alles andere.

Warum also ist der dritte Band nun besser gelungen, als alle vorherigen? Zum einen liegt dies an den schönen und diesmal vielfältigeren Zeichnungen von Liberge, weiterhin an den abwechslungsreicheren Handlungsorten und der thematischen Anlehnung an historische Erkundungen im ewigen Eis, wie beispielsweise die tragische Franklin-Expedition oder diejenige von Adolphus Greely. Im 19. Jahrhundert gab es unzählige Versuche die Polkappen zu erobern oder Passagen hindurch zu entdecken, insoweit passt es hervorragend in die Zeit des Comics. Und es wurde auch etwas mehr an den Charakteren gefeilt. Endlich fängt es an Vergnügen mit ihnen zu machen, da sie langsam Form bekommen. Das sind auch die Momente, wo die Serie beginnt Spaß zu machen. Gerade die Interaktion zwischen Mike und Maryline fällt positiv ins Auge. Wie zur Kompensation der bisher eher flachen Charakterisierung müssen die Protagonisten diesmal aber einiges mehr durchleiden. Und es erscheint gar nicht mal klar, ob uns die fünf Freunde überhaupt erhalten bleiben.

Inzwischen fällt es auch leichter gerade die Frauen zu unterscheiden. Liberge hat sich diesbezüglich mehr Mühe gemacht und die verschiedenen Handlungsorte bringt er überzeugend herüber. Allein der Maskenball zu Beginn bietet mal eine andere Optik, die wohltuend vom bisherigen abweicht. Vor lauter Details vergisst Liberge zwar selber manchmal die Einzelheiten (bei der Kommandantin verschwindet zwischendurch ihre ziemlich deutliche Narbe über dem Auge) und verwertet seine eigenen Bilder zweimal (zum Beispiel dieselbe Rückenansicht eines der „Yetis“ auf Seite 39 und 45), dafür bleiben die Bilder insgesamt hervorragend ausgearbeitet. Bei den ganzen Apparaturen, Schiffen, Schneemobilen und was noch kann man beinahe die Schrauben zählen. Das Steampunk-Design liegt dem Zeichner wirklich gut. Jetzt müsste er lediglich seine eher verwirrende Panelaufteilung in den Griff kriegen, die es nicht leichter macht, der nicht immer nachvollziehbaren Handlung zu folgen.

Denn diese weist ebenfalls einige Auslasser auf. Mike und (nach Ausschlussverfahren) Lydia enthalten Maryline eine Information vor, weil sie diese in ihrer Notsituation zu sehr mitnehmen würde. Am Ende hat sie plötzlich diese Information, ohne dass man als Leser weiß, woher sie diese bekommen hat. Natürlich kann man es anhand der Handlung vermuten, doch hätte man es gerne mitbekommen, vor allem ihre Reaktion darauf. Hinzu treten dann Momente, in denen um die Logik ein mal mehr, mal weniger großer Bogen gemacht wurde sowie Wendungen, die mehr an Deus ex machina gemahnen, als an eine durchdachte Handlung.

Das größte Manko bleibt einfach die Überbetonung der Rätsel und der Geheimnisse, die eigentlich niemanden groß interessieren. Wie auch, wenn man sie einfach vorgesetzt bekommt und die Charaktere Hinweis für Hinweis schlicht abarbeiten, ohne dass der Leser die Zusammenhänge nachvollziehen kann. Dan Brown mag literarisch gesehen (nicht kommerziell) eine kleine Leuchte sein, aber bei ihm sorgten die Enthüllungen seiner Hauptfigur Robert Langdon immer für einen AHA-Effekt. Davon ist Die Korsaren der Alkibiades weit entfernt. Dort heißt es mehr ACH-ECHT?-NA-GUT!

Trotz all dem Kuddelmuddel fiebert man aber zum ersten Mal mit den fünf Freunden mit, die sich in einer ausweglosen Situation in der Arktis wieder finden. Den Löwenanteil daran hat die bessere Charakterisierung, aber auch das Setting in der Arktis fügt sich gut ein und ihre dortigen Entdeckungen geben der Serie sogar einen Schuss Mystery hinzu. Das ein weiterer Gegner auftaucht ist dagegen hochgradig überflüssig, da die Figur des Edingers nicht im Ansatz ausgereizt wurde. Da die Serie wohl auf fünf Bände angelegt scheint, hat das Gespann Filippi/Liberge jedenfalls noch zwei Bände Zeit, alles zu erklären und insbesondere BESSER zu machen.

Man ist geneigt Band 3 als halbwegs gelungenen Start in die Serie zu betrachten und nicht schlecht beraten, die Vorgänger außen vor zu lassen. Viel zum Verständnis tragen sie, obwohl das wahrscheinlich anders gedacht war, im Grunde nicht bei. Fünf Freunde erleben Abenteuer als Teil einer Geheimorganisation, die Schätze sucht – Punkt. Mehr braucht man nicht zu wissen. Also am besten gleich mit Der Franzose beginnen.



Fazit:

Je weniger dahinter steckt, desto höher muss man stapeln. So wird die Reihe bereits als Epos vermarktet. Von diesem Anspruch ist sie noch meilenweit entfernt. Band 3 bietet diesmal, abgesehen von den bereits gewohnten Ungereimtheiten, passable Unterhaltung, die man allerdings nicht allzu sehr hinterfragen sollte.



Die Korsaren der Alkibiades 3: Der Franzose - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Korsaren der Alkibiades 3: Der Franzose

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 13,95

ISBN 13:
978-3-7704-3362-9

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Charaktere bekommen langsam Form
  • gute Auswahl bei den Handlungsorten
  • sogar mal spannend
  • guter Anfang der Geschichte ...
Negativ aufgefallen
  • ... die zum Schluss wieder etwas nachlässt
  • Geschichte verwirrend aufgebaut und ausgeführt
  • Logikfehler und Deus ex machina
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 27.01.2011
Kategorie: Die Korsaren der Alkibiades
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