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Comic-Besprechung - Antityp

Geschichten:

Autor und Zeichner: Ralf König



Story:

Saulus wird von Gott dazu auserkoren die Botschaft von Jesus Christus in die Welt zu tragen. Und dabei ist Saulus kein Unschuldsknabe, denn anfangs verfolgt er die Christen und ermordete Viele von ihnen. Doch er wird geläutert und nennt sich fortan Paulus. Auf seinen Reisen rund um das östliche Mittelmeer betreibt er die Missionierung der Heiden auf sehr aggressive Art und Weise. Doch die Menschen seiner Zeit stehen ihm des Öfteren sehr skeptisch gegenüber. Er wird gesteinigt und zum Teil als Komiker bezeichnet...



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Die Bibel ist ein spannendes Buch, das werden sicher auch Atheisten bezeugen. Sie ist voller Geschichten, die von den Einen als bare Münze genommen werden und von den anderen als das, was sie vermutlich sind: Über viele Jahrhunderte verfremdetes Material. Material das im Falle des neuen Testaments erst Jahrzehnte nach dem Tod von Jesus Christus aufgeschrieben wurde. Niemand kann sich sicher sein, dass nicht auch schon damals nicht mehr die Wahrheit aufgeschrieben wurde, sondern vielmehr Geschichten, die stark von der Wahrnehmung und der Interpretation der Menschen beeinflusst wurden, die sie verfasst haben. Jedenfalls ist sich die Forschung einig, dass Jesus gelebt hat. Aber seine Taten und Worte sind zumeist umstritten.

Wenn man einmal dies als Grundlage nimmt, ist es eigentlich logisch, dass insbesondere die direkte Zeit nach Jesu Wirken sehr interpretationsfähig ist und dass sich irgendwann jemand damit beschäftigen musste. Ralf König hat sich insbesondere mit Paulus von Tarsus beschäftigt. Dessen Briefe sind Teil des neuen Testaments und sind einer der wichtigsten Belege für die Existenz von Jesus. Sie entstanden gerade einmal 20 bzw. 30 Jahre nach dessen Tod. Paulus war ein Wanderprediger und Missionar, der von Vielen Experten als der eigentliche Gründer des Christentums angesehen wird. Anfangs war Paulus als Saulus noch ein Verfolger der frühen Christen, wurde aber dann durch eine Begegnung mit dem wiederauferstandenen Heiland bekehrt.

Ralf König gibt zu, dass er Paulus nicht mag. Denn dessen Katechismus führt aus, dass Homosexualität "in keinem Fall zu billigen" sei. Eine Aussage, die im Mittelalter zu zahlreichen Verbrennungen und zu sehr viel Leid geführt hat. In seinem Vorwort erklärt König denn auch ausführlich, dass er keine religiösen Gefühle verletzen wollte. Aber er hat Paulus als das angelegt, wie er ihm in den Briefen aus dem alten Testament begegnet ist: Als kleinen Coleriker, der sich über die Lasterhaftigkeit der Welt aufregt und sie versucht zu missionieren. Paulus kommt dabei mehr als unsympathisch herüber und dennoch fiebert man ihm mit ihm mit, fragt man sich, wann er wieder in ein Fettnäpfchen tritt, bei dem Versuch die antike Welt gerade zu rücken. Herrlich, wie er auf einem Schiff nach Athen unterwegs ist und dabei auf eine reine Herrengruppe trifft, die zwar ans andere Ufer will, aber dort auch schon angekommen ist. Insbesondere hier merkt man, wie viel Lust es König bereitet hat diesen Mann auseinander zu nehmen und wie er letztendlich auch bei diesem Buch nicht ganz weg von seinen Wurzeln kommt.

König gelingt dabei eine geniale Erzählung, bei der der Leser endlich einmal Spaß an einem antiken Stoff hat. Gleichzeitig ist der Comic aber auch eine Gesellschaftskritik an den Christen, die so blindlings hinter einem Kirchengründer hinterher gelaufen sind, der Vieles, was Jesus gepredigt hat, ad absurdum geführt hat. Aber auch Moses bekommt in diesem Band noch einmal sein Fett weg und bekommt dann von Gott ein einfaches Gebot genannt: "Du sollst Politik und Religion trennen!" Wäre doch einmal Paulus genau diesem Gebot gefolgt, dann hätte es so manchen kriegerischen Schlamassel des Mittelalters nicht gegeben.

Antityp ist der Abschluss der Bibeltrilogie von Ralf König. Selten zuvor hat jemand die Kritik an diesem Werk so auf den Punkt getroffen, wie dieser deutsche Comiczeichner. Fast wünscht man sich, König würde weitere historische Ereignisse auf gleiche Art und Weise aufarbeiten. Es würde sicherlich sehr viel Spaß machen.

Zeichnerisch ist dieser Band natürlich ein typischer König. Er beschreitet keine neuen Wege und so müssen sich seine üblichen Leser nicht umgewöhnen. Etwas was bei Ralf König immer gewöhnungsbedürftig und manchmal schwierig zu lesen ist, ist sein Handlettering. Ab und an wünscht man sich, er hätte etwas sauberer geschrieben. Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt an einem durch und durch gelungenen Band.

Die Umsetzung von Rowohlt indes ist auch gelungen. Ein Stoffeinband mit einem hochwertigen Niederdruck in Silberfarbe ziert das Cover. Das ist ungewöhnlich für einen Comic, aber es passt hervorragend zum Thema. Den Band gibt es seit wenigen Tagen zu einem geringfügig kleineren Preis auch als Digitalbuch.

Fazit:

Antityp wird fundamentalen Christen und Katholiken sicher nicht gefallen, aber das will Ralf König auch gar nicht erreichen. Er will einfach nur seine Version der Geschichte erzählen und das ist ihm auf geniale Art und Weise gelungen. Insbesondere weil Paulus ein mehr als nur unsympathischer Antiheld ist. Dennoch will man immer weiter lesen und ist gespannt, in welches Fettnäpfchen Paulus nun wieder treten wird. Eine geniale Erzählung, gelungene Gags, Herz, was willst Du mehr?



Antityp - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Antityp

Autor der Besprechung:
Bernd Glasstetter

Verlag:
Rowohlt

Preis:
€ 16,95

ISBN 13:
978-3-498-03551-8

160 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • geniale Erzählung
  • guter Wort- und Bildwitz
  • ein typischer König
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 23.08.2011
Kategorie: One Shots
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