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Comic-Besprechung - Fünftausend Kilometer in der Sekunde

Geschichten:

Fünftausend Kilometer in der Sekunde (Originaltitel: „Cinquemila chilometri al secundo“)

Autor/Zeichner/Kolorist: Manuele Fior 



Story:

Piero und Nicola sind Freunde. Bald ist die Schule für sie zu Ende und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Nicole, der Frauenheld, der sich wenig um Karriere schert und eher bodenständig ist, bleibt in Italien. Piero, eher der schüchterne Studententyp, wird Forscher und Archäologe und diese Berufung zieht ihn hinaus in die weite Welt bis nach Ägypten.

Bevor es aber soweit kommt trifft jedoch Lucia in ihr Leben. Sie zieht mit ihrer Mutter in eine Wohnung nebenan und verdreht beiden den Kopf. Piero macht schließlich das Rennen. Und so werden er und Lucia ein Paar.

Dies erfährt man jedoch erst, als es schon vorbei ist. Denn Lucias Lebensweg verschlägt sie nach Norwegen. Ihre Diplomarbeit über Ibsen bringt Recherchearbeiten in Oslo mit sich. Der Sohn der Gastfamilie hat etwas, das ihr Interesse entfacht. Sie macht mit Piero Schluss, was nicht heißt, dass das Schicksal sie nicht mehr zusammenführen könnte.

Und selbst für Nicola hat das Leben eine weitere Rolle vorgesehen …



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Wow! Das neuste Werk des Italieners Manuele Fior haut einen gleich zwei Mal um.

Das erste Mal, wenn man die Graphic Novel aufschlägt. Fünftausend Kilometer in der Sekunde ist eine optische Farbenorgie, die Ihresgleichen sucht. Fior kann mit Farben umgehen. Aquarelle sind sein Metier.

Die Geschichte ist in nicht näher betitelte Kapitel unterteilt, die jeweils kurze Momente aus dem Leben der Protagonisten schildern und von dem Motiv eines beginnenden Regens eingeleitet werden (erst ein Tropfen, dann zwei, dann drei …).

Es beginnt in Italien als alle noch jugendlich und unschuldig sind. Lucia zieht ein, die Jungs beobachten durch die Jalousien, man fährt Moped, trifft sich im Park. Da sind die Farben zitronengelb und hoffnungsgrün und vor allem warm.

Es geht weiter in Norwegen, wo Lucia schließlich ein neues Leben beginnt und wo blaue und dunkle Farben vorherrschen, die an gewissen Stellen eine eigenartige Kälte assoziieren. Danach folgt Ägypten, wo braune, erdige Töne zum Ausdruck bringen, dass Piero auf dem Holzweg ist und dabei krank wird.

Manuele Fior setzt Farben ein wie ein wahrer Künstler, ein virtuos aufspielender Pinselschwinger, der mit wenig Details und klugem Einsatz von Farben sehr viel ausdrücken kann. Die Kompositionen entwickeln eine eigene Magie, die das Auge des Betrachters regelrecht betört. »Diese Farben!« möchte man bewundernd und fasziniert ausrufen. Und nach ein paar Seiten wieder: »Diese Farben!«

Aber Fünftausend Kilometer in der Sekunde ist mehr als nur ein gekonnt kolorierter Comic. Das zweite Mal haut es den Leser um, wenn er merkt, wie sehr diese Liebesgeschichte unter die Haut geht. Die Reduktion des Zeichenstils spiegelt sich in der Struktur der Geschichte. Obwohl grundsätzlich eine fortlaufende Story erzählt wird, die das Leben von drei Menschen von der Jugend bis ins mittlere Lebensalter vermittelt, wählte Fior geschickt ganz wenige, dafür signifikante Episoden  aus. Dazwischen ist jede Menge passiert, das teilweise angedeutet, teilweise aber der Interpretationsfreude des Lesers überlassen wird.

Schildert Fiors Comic eine vertrackte Geschichte aus dem Leben verschiedener Menschen, so ist sie in erster Linie eine Erzählung über die Liebe. Und Liebe bewegt sich auf mysteriösen Pfaden. So zeigt sich, dass man Happy-Ends, wie im richtigen Leben, nicht vorprogrammieren kann. Und wenn man es sich noch so wünscht, kann man die Zeit nicht zurückdrehen und wird oftmals trotzdem nichts so sein, wie es mal war.

Fior erzeugt Authentizität nicht nur durch scharf beobachtete Details, sondern auch indem er fremde Sprachen ihre Fremdheit lässt, indem er sie nicht direkt übersetzt. So wirkt Norwegen bei ihrer Ankunft auf Lucia ebenso fremd wie Ägypten auf Piero.

Fiors neustes Buch wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. Die Krönung ist ohne Zweifel der "Prix du meilleur Album 2011" auf dem Comicfestival in Angoulême. Das macht das Buch zur besten Comic-Neuerscheinung des Jahres 2010 in Frankreich. Hat man den Band gelesen und genossen, muss man den Franzosen Recht geben.



Fazit:

Nicht täuschen lassen. Die Inhaltsangabe klingt harmlos und beliebig. Fünftausend Kilometer in der Sekunde ist ein verdammt guter, packender Comic. Menschen, die sich verlieben, neu orientieren, ihr altes Leben vergessen und wieder entdecken. Momente, die viele Leser aus ihren eigenen Biographien kennen und dadurch auf einer ganz speziellen Ebene mitgerissen werden. Und alles mit einer fast schon magischen Farbgebung in Szene gesetzt. Das macht die Graphic Novel zu einer der besten und wichtigsten Neuerscheinungen des Jahres 2011.



Fünftausend Kilometer in der Sekunde - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Fünftausend Kilometer in der Sekunde

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 19,95

ISBN 13:
978-3-939-08054-1

144 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • diese Farben!
  • intelligent erzählt, mit Freiräumen zum Mitdenken
  • diese Farben!
  • moderner Klassiker
  • ach ja: diese Farben!!!
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 30.08.2011
Kategorie: One Shots
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