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Comic-Besprechung - Nemesis [Softcover]

Geschichten:

Nemesis (Originaltitel: „NEMESIS #1-4“)

Autor: Mark Millar
Zeichner: Steve McNiven
Inker: Steve McNiven
Colorist: Dave McCaig



Story:

Nemesis ist der größte Schurke aller Zeiten. Und das ist noch untertrieben.

Der Bösewicht dieser Story benimmt sich, als wäre er der Teufel persönlich. Er ist superreich, denn seine verstorbenen Eltern haben ihm einiges hinterlassen: Luxusautos, Flugzeuge, das Neuste vom Neusten in Sachen Technik-Gadgets und pervers viel Geld.

Und weil er alles hat, macht er, was ihm beliebt. Gewalt gehört zu seiner Lebensphilosophie. Und Junge, wenn einer die Sau rauslassen kann, dann Nemesis.

Aber einer hat etwas dagegen. Polizeichef Blake Morrow hat noch jeden Fiesling zur Strecke gebracht. Dumm nur, dass Morrow eine Frau und zwei Kinder hat. 



Meinung:

"Empfohlen ab 18 Jahren!" steht auf dem Backcover. Das ist mal ein Satz, der stimmt. Oftmals steht jede Menge Scheiß auf der Rückseite, der dem Leser vorgaukel soll, dass ein mittelmäßiger Titel etwas ganz besonderes wäre. Und dann wird da noch Bryan Joel zitiert. Den kennt zwar keiner, aber er meinte nach dem Lesen von Nemesis: "Ich liebe Nemesis total." Joel schreibt für das Netzportal IGN.com und hat bereits bewiesen, dass er mit schlafwandlerischer Sicherheit jeden zweiten seiner besprochen Comics völlig falsch bewertet hat. Den Klappentextschreibern bei Panini wird's egal sein, denn Bryan Joel liebt Nemesis total ...

Mark Millar hat immer noch nicht genug von Gewaltorgien. Die normalen Superhelden, vor allem bei Marvel, hat er bereits mit seinem Brutalo-Gen geimpft. Mit Nemesis versucht er die Schraube noch einmal kräftig anzuziehen. Aber jeder weiß doch, dass die simple Handwerkerregel "nach fest kommt ab" auch bei thematischem Irrsinn gilt. Man kann eine Schraube auch mal überdrehen und dann ist das gesamte Konzept im Eimer oder im Arsch, um in Millars Jargon zu bleiben.

Millar nimmt einen uralten Hut, zum Beispiel das Katz-und-Maus-Spiel von Batman und dem Joker, und meint, er könnte dies modern aufmotzen. Weil das aber schon unzählige Male gemacht wurde, setzt er noch eins drauf. Sein Bösewicht ist wirklich unerträglich schlimm. Er ist schwer zu überlisten, und selbst wenn er mal gefangen wird, hat er mindestens ein Ass im Ärmel und sowieso alles schon vorhergesehen und seine Aktivitäten dementsprechend vorausgeplant.

DIe Formel "Das Böse gegen das Gute" gerät hier zum Selbstzweck. Nemesis gegen Polizeichef Morrow sieht so aus: Seitenweise werden Menschen erschossen, massakriert, blutig geschlagen, gesprengt. Was schockieren soll, veranlasst eher zum Gähnen. Selbst die junge Generation gewalterprobter Leser, die jedwede Art von Gänsehaut nur vom Hörensagen kennt und komplett abgebrüht ist, dürfte hier nur müde die Stirn runzeln. Die Story von Millar berührt in keinster Weise, weil die Charaktere so schrecklich eindimensional sind. Auch wenn literweise Blut fließt, dass man versucht ist, beim Lesen den Comic gerade zu halten, damit nichts heraustropft, lässt einen das Ganze seltsam kalt.

Wer die grandiose Serie Kick-Ass gelesen hat, die ebenfalls ultra-brutal war, der wird hier bitter enttäuscht. Keine sublimen Untertöne, keine - trotz überdrehter Absurdität – in ihrem Bezugssystem nachvollziehbaren Handlungsträger. Bei Nemesis wirkt alles wie ein seelenloser Reißbrett-Schocker, der mit viel Tamtam angekündigt wurde, aber letztlich als Rohrkrepierer an den eigenen Ansprüchen scheitert.

Zu allem Unglück passen sich die Zeichnungen von Steve McNiven dem plumpen Plot an. Sie wirken leer und generisch. McNiven, der schon gute Arbeiten bei Wolverine: Old Man Logan oder Marvel Knights 4 abgeliefert hat, spult das Geschehen herunter wie einen schlechten Film. Viele Panels sehen aus, als wurden sie mal schnell zwischendurch gezeichnet. Manche Splashpages, die markante Stellen der Handlung hervorheben sollen, wirken wie abgekupferte Motive aus der Filmposterwelt oder wie schlechte Werbeplakate.

Und so wirken die Cover-Slogans der US-Originalhefte, die auf dem Faltcover abgebildet sind, nach beendeter Lektüre wie abgestandenes Bier:

  • "Makes Kick-Ass look like shit". Eher umgekehrt.
  • "Crime is Awesome and so am I." Dream On, Nemesis, jede Sin City-Folge ist cooler.


Fazit:

Nemesis ist leider eine der größten Enttäuschungen des Jahres. Eine vordergründige Gewaltorgie, die Tiefgang und wirkliche Emotionen gar nicht zulässt. Vielleicht sollte Mark Millar mal ein, zwei Bierchen mit Garth Ennis trinken, um zu erfahren, wie man es richtig macht.

Total überdreht, in jeder Hinsicht, und trotzdem eine völlig spaßfreie Zone. Kaum vorstellbar, aber Nemesis zeigt, dass dies geht. Kick-Ass ist halt nicht mehr zu toppen.



Nemesis [Softcover] - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Nemesis [Softcover]

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 14.95

ISBN 13:
978-3-86201-190-2

108 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Fans von ultra-brutalen Szenen sollten Gefallen an der Story finden
Negativ aufgefallen
  • briefmarkenflache Charaktere
  • McNivens Zeichnungen waren auch schon mal besser
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2.2
(5 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 03.10.2011
Kategorie: One Shots
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