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Comic-Besprechung - Das verbotene Manuskript

Geschichten:

Das verbotene Manuskript
Autor
: Roberto Dal Pra, Zeichner / Colorist: Paolo Grella, Storyboard: Roberto Ricci



Story:
Der Anthropologieprofessor Egon Bauer findet in einem tibetanischen Kloster ein Manuskript, welches die Grundfesten der christlichen Kirche erschüttern könnte. Doch Bauer gerät in einen Angriff der chinesischen Armee und sowohl er als auch das Manuskript verschwinden. Seine Tochter Ellen beschließt nach Tibet zu reisen, begleitet von dem Privatdetektiv Kevin McBride, um dort ihren Vater zu finden. Doch vielfältige Gruppierungen sind ihnen auf den Fersen und wollen um jeden Preis verhindern, dass die beiden Amerikaner den Professor und/oder das Manuskript finden. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht.

Meinung:

Mit dem Band Das verbotene Manuskript setzt der Ehapa Verlag seine "All-in-One"-Reihe fort, in der eine kurze Serie komplett in einem Band veröffentlicht wird. Hier sind drei Bände in einem vereint.

Und die Erzählung von Roberto dal Pra hat durchaus einen sehr interessanten Ansatz. Denn er verbindet die vielfältigsten Einflüsse und Genres miteinander. Da die Geschichte in den fünfziger Jahren angesiedelt ist, so wirkt auch nichts davon antiquiert oder bemüht. Zum einen können noch Feindbilder bedient werden ohne in Vorurteile abzugleiten. Schließlich haben die Chinesen damals mit größter Brutalität in Tibet gewütet. Zum anderen ermöglicht die historische Schau mehrere Anspielungen auf den damaligen Zeitgeist. Welches nicht verhindert, dass so manche Aspekte durchaus unangenehme Parallelen zu der heutigen Zeit aufwerfen.

Bei den Einflüssen kommen hier zum einen der klassische Hardboiled-Krimi im Sinne eines Hammett, Chandler oder Spillane vor, gestalterische Elemente des Film Noir, Mystery a la Dan Brown und eine gehörige Portion Mystizismus. Alles wird untrennbar inhaltlich miteinander verbunden. So richtig neu ist das alles für sich genommen also nicht, sondern nur die Kombination der verschiedenen Genreelemente gibt dem ganzen einen erfrischenden Touch. Und mit Verweisen wird auch nicht gespart. So wird ein Charakter Dash genannt, was an den Autor Dashiell Hammet erinnnert, Humphrey Bogart taucht persönlich auf und ein Restaurant heisst "Chandler`s", was natürlich Raymond Chandler meint. Die Idee, Jesus in Tibet zu verorten ist auch nicht allzu neu, und trat das erste Mal in den 60ern auf, als sich Hippes gerne in Tibet, Katmandu etc. nieder liessen und ihr esoterisch angehauchtes Gedankengut mit christlichen Elementen erweitern wollten.

Leider sind gerade in diesen esoterisch, mystizistischen Elementen die Schwachpunkte des Bandes zu finden. Wer eh nichts mit diesen Bereichen anfangen kann, wird sich mit dem ganzen Band per se schon einmal nicht sonderlich anfreunden können. Auch versäumt es Dal Pra eine Spannung aufzubauen, worum es in dem Manuskript überhaupt geht. Da wird einiges an Potential verschenkt, da sowohl die Figuren als auch der Leser schnell den Inhalt erfahren. Der Rest ist die Jagd nach den Seiten. Und die Aussage ist auch nicht allzu neu, wie oben schon erwähnt. Viel spannender wäre es gewesen, wenn die tatsächlich existierende historische Lücke der Biographie von Jesus untersucht worden wäre oder hier Spekulationen darüber stattgefunden hätten. Denn für den Zeitraum in dem Jesus zwischen 12 und 30 Jahre alt war, schweigt sich die Bibel größtenteils aus. Der mystische Kram gerät manchmal gefährlich in peinliche Gewässer und die Dialoge klingen dann sehr hippiehaft und esoterisch.

Das könnte man alles noch ganz gut runterschlucken, wenn wenigstens der Kimifall sehr packend wäre. Aber leider ist er nicht gerade allzu dynamisch ausgefallen. Damit hält sich nicht nur die Spannung, sondern auch das Tempo etwas in Grenzen. Es gibt zwar besonders gegen Ende einige recht spannende Stellen, aber die Serie hat doch einige Längen. Was den Band aber abgesehen von den schön gemalten Bildern lesenswert macht, sind das Zeitkolorit
mit den Hetzjagden eines McCarthy und das allgemeine gesellschaftliche Mißtrauen, welches doch unangenehme Parallelen zur Jetztzeit aufwirft mit Terror und dessen Bekämpfung und den Koranverbrennungen eines konservativ-christlichen Predigers in den USA (von den unsensiblen Dummheiten der US-Streitkräfte in Afghanistan mal ganz zu schweigen). Die gesellschaftliche Stimmung der 1950er Jahre mit dem Kommitee für Anti-Amerikanische Umtriebe weckt doch recht unangenehme Erinnerngen an die Gesetzeslage und die Stimmung in den USA nach dem 11. September. Man hätte doch gemeint, diese ideologischen und religiösen Motive hinter sich gelassen zu haben. Aber sie dienen immer noch und mittlerweile sogar wieder verstärkt als verquere Begründung für Gewalt. So wird der Leser nur scheinbar eskapistisch in eine quasi-historische Geschichte geworfen. Denn Vieles, was hier angesprochen wird, ist aktuell wie eh und je. Hier, und in der Optik, hat der Band seine Stärken. Ansonsten ist er recht enttäuschend.



Fazit:
Gelungene Optik, eine gute Grundidee und vermeintlich historische Aspekte, die man unangenehmerweise auch in den heutigen Zeiten finden kann, gehören zu den eindeutigen Stärken des Bandes. Leider versteigt er sich in den Dialogen allzuoft in mystisch esoterischen Kitsch. Worum es geht, wird zu schnell klar gemacht und auch sonst hält sich die Spannung etwas in Grenzen. Auch Dynamik und Tempo kommen recht selten vor. Eher enttäuschend.

Das verbotene Manuskript - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Das verbotene Manuskript

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 39,99

ISBN 10:
3770435486

ISBN 13:
978-3770435487

174 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Idee der Genrevermischung
  • Parallelen historischer Aspekte zur Gegenwart
  • Graphik
Negativ aufgefallen
  • nichts Neues
  • kaum Spannung und Dynamik
  • esoterisch, mystischer Kitsch
  • schwache Dialoge
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 05.07.2012
Kategorie: One Shots
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