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Comic-Besprechung - Wave and Smile
Geschichten:"Wave and Smile"
Autor und Zeichner: Arne Jysch
Die Bundeswehr in Afghanistan. Dieser Einsatz war schon zu Beginn 2001 höchst umstritten und nun, einige Jahre später hat die Mission nichts an Brisanz verloren. Wird die Freiheit Deutschlands wirklich am Hindukusch verteidigt, wie es Peter Struck vollmundig versprochen hat? Und ist überhaupt ein Fortschritt bei der Entwicklung der Zivilgesellschaft in dem mittelasiatischen Land feststellbar?
Arne Jysch, der Autor und Zeichner von Wave and Smile, maßt sich nicht an, diese Fragen zu beantworten und somit aus der Graphic Novel eine politische Stellungsnahme zu machen. Im Gegenteil: Ohne großartig auf das politische Weltgeschehen und die Umstände, die zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan führten, einzugehen, stellt er den Alltag der Soldaten dar. Als Leser sieht man die Crew um Hauptmann Menger bei der Lieferung von Pumpenmotoren an ein afghanischen Dorf, oder bei Routinefahrten durch die Städte, um nebenbei Kleinigkeiten auf dem örtlichen Markt zu kaufen.
Die Brisanz liegt bei der allgegenwärtigen Gefahr durch Anschläge und Beschuss. Schnell springt die Nervosität der Soldaten auf den Leser über, wenn die Gruppe beispielsweise in einen Hinterhalt gelockt wird und auf Sprengfallen am Straßenrand trifft.
Doch der eigentliche Dreh- und Angelpunkt des Bandes liegt in dem Abschuss eines Kampfhubschraubers mitten in dem Hindukusch-Gebirge. Hier werden kurzzeitig Erinnerungen an dem Film Black Hawk Down wach, wo ebenfalls eine Hubschrauber-Besatzung im feindlichem Gebiet abstürzt und sich gegen anrückende Rebellen verteidigen muss. Gut, so extrem artet die Szene in Wave and Smile vorerst nicht aus. Jysch schenkt der Gruppe noch ein Fünkchen Hoffnung und nimmt dem Leser etwas die Vorfreude auf eine üppige Schießerei. Doch dabei wird das Geschehen nur an einen anderen Ort verlagert und bereits einige Seiten später gibt es einen regelrechten Häuserkampf zu sehen. Die deutschen Soldaten werden dabei sehr actionreich und beinah heldenhaft in Szene gesetzt, was etwas an typisch Hollywood-mäßige Kriegsszenen erinnert und ein völliges Fehlen von militärischer Ausbildung erkennen lässt. Auch wenn das Geschehen demzufolge wenig authentisch wirkt, so ist der Schusswechsel zwischen Bundeswehr und Taliban-Kämpfer actionreich und spannend.
Was anfangs so realitätsnah angefangen hat, verschwindet nach diesem Kampf in einer rein fiktiven Suche eines Hauptmanns nach einem befreundeten Soldaten. Jysch baut diesen plötzlichen Bruch in der Handlung behutsam mittels Zeitsprung und der Rückkehr des Soldaten nach Deutschland auf. Dabei geht er auf zerbrochene Ehen, psychische Probleme und einem Gefühl des Ausgeschlossenseins aus der Gesellschaft ein. Da scheint es schon beinah logisch, dass der betreffende Soldat wieder die Flucht vor dem eigenen kaputten Leben in das afghanische Land wagt. Mit diesem kurzen Abstecher ins Heimatland zeigt der Autor die Folgen des Einsatzes am Beispiel der Soldaten auf. Zerstörte Persönlichkeiten als Resultat eines freiwilligen Einsatzes. Jysch hebt nicht den moralischen Zeigefinger, scheut sich aber auch nicht davor, die Probleme der Mission darzustellen. Was zwischendurch immer mal wieder in Wutausbrüchen und Diskussionen seitens der Soldaten direkt gesagt wurde, wird in Person des Hauptmanns Menger ein Gesicht gegeben.
Seine Reise als Zivilist auf der Suche nach einem vermissten Freund beim Militär entwickelt sich zu einem Thriller um Geheimhaltung, Kontaktmänner und Vertuschungsaktionen. Im Kontext zu der anfänglichen Handlung ist dieser Abschnitt zwar etwas fraglich und die extreme Kehrtwendung überrascht, doch Jysch nutzt diesen Umstand, um die Taliban zu Wort kommen zu lassen. Ausführlich sprechen die Kämpfer über ihre Einstellung, über den Krieg und über ihre Strategie. Inwieweit das alles der Fantasie des Autors entspringt oder aus der Fachliteratur entnommen wurde, ist sicherlich interessant.
In diesem Abschnitt kommen besonders die zahlreichen Details zur Geltung. So wird die Sprache der Afghanen natürlich übersetzt, dennoch ist die Schriftart stark dem persischen angepasst. Dies wirkt ziemlich authentisch und verstärkt dadurch noch den Eindruck der Situation auf dem Leser.
Bei der Gestaltung von Wave and Smile setzt der Künstler durchgängig auf matte Farben und eine ausgewogene Hintergrundgestaltung, was angesichts der kargen Wildnis in manchen Regionen des Landes sicher nicht ganz einfach war. Dennoch spiegelt die Verwendung der erdigen Farben sehr gut das Umfeld der Handlung wieder.
Mit Wave and Smile hat Arne Jysch somit eine kontroverse Graphic Novel veröffentlicht, die sich einerseits vorrangig mit dem Tagesgeschäft der Bundeswehr in Afghanistan beschäftigt, aber andererseits immer mal wieder direkte Anspielungen auf Probleme bei dem Einsatz erkennen lässt. Dies führt zu einem interessanten Band , der über eine zweigeteilte Storyline verfügt, welche zwischen reiner Dokumentation und actionreichem Thriller schwankt.
Wave and Smile
Autor der Besprechung:
Christian Recklies
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 24,90
ISBN 13:
978-3-551-73053-4
200 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- brisante Thematik geschickt verarbeitet
- Zeichnungen detailreich und auf die Umgebung abgestimmt
- Soldaten stellenweise etwas zu heldenhaft
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 11.09.2012 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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