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Comic-Besprechung - Holy Terror

Geschichten:

Holy Terror
Autor
, Zeichner: Frank Miller
Colorist
: Dave Stewart



Story:
Auch die amerikanische Großstadt Empire City hat ihren Superhelden: den Richter. Und dieser jagt gerade die Diebin Catwoman, welche ein Diamantarmband gestohlen hat. Doch die Beziehung der beiden geht über die Gegnerschaft hinaus. Als urplötzlich eine Bombe explodiert und viele Unschuldige tötet, schließen sich die beiden zusammen, um weitere Anschläge zu verhindern. Koste es was es wolle.

Meinung:

Mit Spannung wurde der neue Band von Frank Miller erwartet. Schließlich ist er einer der Wegbereiter des neuen Comics und läutete mit seinen Daredevilbänden eine härtere Gangart bei den Superhelden ein. Dann revolutionierte er dieses Genre sogar mit The Dark Knight returns und machte Superhelden nicht nur salonfähig, sondern auch wieder für Erwachsene interessant. Zudem legte er mit seinen Serien wie Sin City und Ronin und Bänden wie 300 nicht nur einen hohen Maßstab vor, sondern zählte seitdem zu einem der einflußreichsten und besten Comiczeichner und -autoren Amerikas. In den letzten Jahren war es im Comicbereich um Miller etwas ruhiger geworden. Er war schließlich mit den Verfilmungen von Sin City und The Spirit beschäftigt. Vor allem letzterer polarisierte die Fangemeinde und das Publikum ebenso wie einige seiner Bände. All Star Batman etwa dürfte Hardcore-Batmanfans stellenweise nicht nur irritiert, sondern auch verärgert haben. Aber Miller hatte nie Scheu davor anzuecken. Und anscheinend geniesst er seinen Sonderstatus, was man dem Band Holy Terror anmerkt. Denn er kann in die Vollen gehen. Positiv als auch negativ.

Graphisch ist das Werk hervorragend, wenngleich manche Panels etwas unübersichtlich geworden sind. Was angesichts des großzügigen und sehr gelungenen Formats schon ziemlich erstaunlich ist. Da weiss man manchmal nicht wo das zugehörige Bein für den Steifel ist, dem man gerade noch so erkennen kann, aber ansonsten ist der Band sowohl typisch als auch außergewöhnlich. Typisch ist der Band, weil er Dark Knight mit Sin City Elementen verbindet und kann dementsprechend am laufenden Band punkten. So etwa wenn er karikaturähnliche Portraits von realen Personen wie etwa Politikern (auch Angela Merkel) einblendet oder manche Panels geradezu einen 3D Charakter entwickeln ohne das man eine passende Brille dafür benötigen würde. Leider werden die Politikerportraits nicht inhaltlich eingeflochten, so dass diese keinen satirischen Charakter entwickeln. Aber die einzelnen Gesichter zu zeigen die bei einem Attentat gestorben sind und diese langsam auszublenden ist eine sehr gute Idee und verdeutlicht, wie diese Gesichter in der Masse und in dem Tod verschwinden.

So gut die graphische Ebene ist, so ist der Inhalt leider ein absoluter Tiefpunkt. Kurz gesagt ist der Band undifferenziert, dumm und rassistisch. Was soll man schon von einem Band halten, der mit "Tötet die Heiden, wo immer ihr sie findet" ein Mohammed Zitat dieses Inhalts als Motto voranstellt und im Nachsatz dem ermordeten holländischen Filmemacher Theo van Gogh gewidmet ist? Auch wenn Miller unbedingt hätte provozieren wollen, so ist das doch sehr plump.

Aber allein die Widmungen sind nicht nur das einzige Problem. Vielmehr ist die erste Hälfte des Bandes ein plumpes Selbstzitat, wenn die Hauptcharaktere Adrenalin und Sex miteinander verbinden wie schon in All Star Batman. Dabei sind die zwei Charaktere so deutlich Batman und Catwoman das DC auf ein Plagiat klagen sollte. Das alles hat Miller schon in Knight erzählt und trägt überhaupt nichts zur Story bei. Das heisst: welche Story? Die passt auf einen Bierdeckel und hat im Grunde keinerlei Entwicklung oder Pepp. Es gibt zwar manche One-Liner, aber die bleiben aufgrund des Rassismus dem Leser im Halse stecken. Der Grundtenor ist schließlich unverhohlen rassistisch und diffamiert auf fast jeder Seite den Islam. So geht etwa Catwoman mit einer Burka verkleidet in eine Moschee und fühlt sich als ob die Luft die letzten Jahrhunderte weggespült hat. Sprich: der Islam ist mittelalterlich und damit rückständig. Als sie einen Terroristen fangen, freuen sie sich dann auch darauf, ihn zu foltern. Und wenn sie "postmoderne Diplomatie" vollziehen, so heisst das nichts anderes, als alle Andersdenkenden umzubringen. Im Grunde kommt dieser Band 10 Jahre zu spät. Als direkte Reaktion auf den 11.9. wäre es vielleicht verständlich gewesen, aber so ist er ein einziges Ärgernis und sein Geld nicht wert. Ein bisschen Differenzierung wäre schön gewesen, etwa warum der Islam ein Problem mit den westlichen Werten hat. Wenn Miller wenigstens die politischen Verfehlungen der USA in der arabischen Region zumindest ansatzweise thematisiert hätte, so wäre der Band vielleicht als eine Art psychische Bestandsaufnahme durchgegangen. Aber in dieser Form ist er nichts als ein einziges formales Selbstzitat und auf inhaltlicher Ebene gefährlicher Rassismus.



Fazit:
So gelungen die graphische Ebene ist, so katastrophal ist der Inhalt. Der ganze Band ist nicht nur ein einziges Selbstzitat mit einer nicht vorhandenen Story, sondern zudem rassistisch und diffamierend. Selbst gelungene Sprüche bleiben einem im Halse stecken anhand dieser undifferenzierten Herabsetzung einer ganzen Religion. Ein einziges Ärgernis und keinen Cent wert.

Holy Terror - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Holy Terror

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 29,95

ISBN 10:
3862014134

ISBN 13:
978-3862014132

124 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • sehr gute graphische Gestaltung
  • passendes Format
Negativ aufgefallen
  • Rassismus und undifferenzierte Diffamierung
  • Selbstzitat
  • keine vorhandene Story
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
4.33
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 12.12.2012
Kategorie: One Shots
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