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Comic-Besprechung - Transmetropolitan 1: Schöne neue Welt

Geschichten:
Transmetropolitan 1: Schöne neue Welt
US-Transmetropolitan 1: Back on the Street
Autor: Warren Ellis
Zeichner: Darick Robertson
Farben: Nathan Eyring

Story:
Der Journalist Spider Jerusalem hat sich in die Wildnis zurückgezogen, um dem verhassten Stadtleben mit dessen bizarren Auswüchsen zu entfliehen. Doch der Agent einer Zeitung, bei welcher Jerusalem noch Schulden hat, spürt ihn auf und zwingt ihn dazu, wieder in die Stadt zurückzukehren, um seine Schulden in Form von Kolumnen abzuarbeiten.
Es beginnt eine Reise in die hochtechnologisierte Gesellschaft der Zukunft.

Meinung:
Spider Jerusalem ist zurück! Einige Comicfans werden sich noch an die Heftreihe Ende der 90iger Jahre beim Speed-Verlag erinnern. In vollkommen abgedrehten Geschichten irrt der Journalist durch eine Stadt der Zukunft, deren Bewohner irgendwo zwischen Konsum-Terror, religiösen Eiferern und hochmoderner Technologie festhängen. Nun bringt Panini die Serie als Gesamtausgabe zurück. Band 1 der auf fünf Teile ausgelegten Reihe erscheint im schönen Hardcover und mit einem mächtigen Umfang von knapp 300 Seiten.

Autor Warren Ellis entwirft in Transmetropolitan eine erschreckend abstoßende Zukunft der Menschheit. Sex wird in allen denkbaren Spielarten in der Öffentlichkeit ausgelebt, Müll ist allgegenwärtig, flackernde Werbetafeln füllen jeden Quadratmeter Hausfassade und die Menschen sind nicht gerade umgänglicher geworden.
Genau in diese anarchische Welt schickt Ellis Jerusalem, welcher, vollgepumpt mit Hass auf die abartige Natur dieser Gesellschaft, durch seine Kolumne Missstände anprangert.
So fern und fremd diese Zukunft auch sein mag, so krankt sie doch an den gleichen Dingen, wie es die heutige Gesellschaft bereits tut. Ellis fässt in Transmetropolitan heiße Eisen, wie Polizeigewalt, Korruption, ausufernden religiösen Wahn und den Umgang mit Randgruppen an. Sein Sprachrohr hierbei ist der Journalist, welcher aus der Ferne oder genau von mittendrin für seine Leser berichtet, sie aufweckt und ihnen zeigt, was schief läuft.
Die Storys sind mittlerweile 15 Jahre alt und dennoch erwecken sie in keinem Panel den Anschein überholt und altbacken zu sein. Wer Spider Jerusalem bei seinem stellenweise zerstörenden und gewalttätigen Marsch durch das Leben der Zukunft begleitet, wird feststellen, dass viele Situationen, so unvorstellbar sie dank der Zeichenkünste von Darick Roberston auch aussehen, bereits heutzutage vorkommen. Dass die Storys hier natürlich abgedrehter und verrückter als das wirkliche Leben sind, gut, dass gehört nun mal zur Unterhaltung und verpasst der Serie einen eigenen Scharme, welcher dem Leser mal zum Kopfschütteln und mal zum Lachen anregt.

Der Hauptdarsteller besucht, zuweilen begleitet von einer Praktikantin, verschiedene Orte in der nicht näher betitelten Stadt. So nimmt er an einem Aufstand von Mensch-Alien-Mischlingen teil, verpasst dem Präsidenten der USA einen Einlauf, schlägt eine Messe für religiöse Strömungen kurz und klein und schaut auch mal in Seelenruhe den ganzen Tag fern. Und genau bei letztgenannter Story, die ein ganzes US-Heft füllt, merkt der Leser, wie viel Spaß der Autor an dieser Serie und der fiktiven Welt hatte. Ellis tobt sich hier zwischen Werbeblöcken, Talkshows und kranken Trickfilmen aus, was stellenweise arg trashig ist. Dass Jerusalem stellenweise in das Geschehen eingreift und bei Call-In-Shows die Moderatoren auf die Probe stellt, sorgt für viel Unterhaltung und verpasst der Serie ihren zutiefst sarkastischen Unterton.
Doch die Serie hat auch wirklich ruhige Momente. Überraschenderweise greift der Autor beispielsweise das Thema der Wiedergeburt auf, welches Mitte der 90iger Jahre, ziemlich genau wie im Comic beschrieben, auch von einer US-Firma propagiert wurde. Indirekt stellt Ellis die Frage, was mit den wiedererweckten Menschen Jahrhunderte nach ihrem Tod passiert, wie sie mit ihrer neuen Umgebung klar kommen und vor allem wie diese mit den Neuankömmlingen umgeht. Die Handlung gestaltet sich sehr emotional und legt den Finger direkt in die Wunde. Damit gelingt Ellis einer der wenigen ruhigen und nachdenklichen Augenblicke, bevor Spider Jerusalem wieder pöbelnd und lärmend durch die Straßen zieht.

Einfallsreich an der Storyline ist zudem, dass die Stadt der Zukunft kein lebensfeindlicher Moloch mit einem Überwachungsstaat á la 1984 ist, oder dass hier ein multinationaler Konzern quasi den Staat im Staate spielt. Stattdessen wird dem Leser ein Ort präsentiert, wo die Menschen anscheinend gerne leben, so kurios die dortigen Umstände auch sein mögen.

Die verrückte Story von Ellis wäre jedoch nichts ohne die Grafiken von Darick Roberston, welcher der urbanen Umgebung mit einem akribischen Hang zum Detail ein erschreckendes und abstoßendes Äußeres verpasst. Neben dem bereits angesprochenen Müll, stopft der Zeichner die Panels mit Graffitis, Flyer, Werbebanner und sehr viel Zigarettenqualm voll. Drogen scheinen in der Zukunft ebenfalls an der Tagesordnung zu stehen, was der Leser beispielsweise an einer Spritze neben zwei Schnapsgläsern in einer Bar erkennen kann, die wie selbstverständlich dort zum Konsum neben dem Alkohol gereicht wird. Solche kleinen Zeichnungen verpassen der Grafik eine unheimliche Dichte, die oft dazu animiert, das Geschehen optisch auf einen wirken zu lassen.
Dadurch ergibt sich eine komplett runde Sache, denn neben den chaotischen Aktionen von Spider Jerusalem mit den brisanten Kolumnen, bekommt der Leser jede Menge skurrile und abgedrehte Sachen zu Gesicht.


Fazit:
Bei dieser Serie war eine Gesamtausgabe schon lange fällig. Transmetropolitan ist aufgrund der charismatischen Hauptfigur mit den heftigen Aktionen, sowie der überraschend realen Zukunft zum Kult avanciert. Alle Leser, die vor 15 Jahren nicht am Heftchenboom teilgenommen haben, sollten hier zugreifen und sich ein großes Stück Comicgeschichte nach Hause holen.

Transmetropolitan 1: Schöne neue Welt - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Transmetropolitan 1: Schöne neue Welt

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 29,95

292 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • längst überfällige Gesamtausgabe im Hardcover
  • charismatische Hauptfigur
  • einfallsreiche, abgedrehte Storys
  • detailreiche Zeichnungen, zum immer wieder angucken
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 22.07.2013
Kategorie: Transmetropolitan
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