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Comic-Besprechung - DMZ 11: Kollektivstrafe

Geschichten:
US-DMZ 55-59
Autor: Brian Wood
Zeichner: Andrea Mutti, Nathan Fox, Cliff Chiang, Danijel Zezelj, David Lapham
Farben: Jeromy Cox

Da hatte Brian Wood in den letzten Ausgaben aber mächtig auffahren lassen. Die DMZ wählten einen eigenen Präsidenten, der nicht gerade zur Beruhigung des Konflikts beitrug und sich zur Abschreckung noch eine Atombombe verschaffte. Um das Drama perfekt zu machen, wurde diese sogar gezündet. Nach dem sehr actionreichen Kapitel hatten viele Bewohner der DMZ genug von der Politik der Abschreckung. Wood nutzte dieses Durchatmen nach der Explosion für einen Neustart.
Hauptdarsteller Matty Roth nimmt wieder den Journalisten-Job an und streift durch die DMZ, um über die Bewohner zu berichten. Damit kehrt der Autor quasi zum Ursprung der Serie zurück, was dem Lesespaß sichtlich gut tut. Dennoch gibt es keinen kompletten Schnitt, denn die Mühlen außerhalb der DMZ wurden durch die A-Bombe in Bewegung gesetzt. Dies fordert nun ihren Tribut, was in der vorliegenden Ausgabe eindrucksvoll in Szene gesetzt wird. Die Vereinigten Staaten bomben die City in Schutt und Asche. Mittendrin befinden sich Figuren, die der Leser in den vorangegangenen zehn Ausgaben lieben und schätzen gelernt hat.

Der Autor blickt in den fünf Storys auf einzelne Personen und zeigt sie im Überlebenskampf zwischen den herabfallenden Bomben. Diese Erzählstruktur wurde bei der Serie bereits öfter angewandt und erzeugt beim Leser eine enge Bindung an das aktuelle Geschehen. Es gibt folglich keine graue Masse, sondern Söldner, die vor den Ergebnissen ihrer Taten flüchten, chinesische Paten, die für die Bevölkerung eine Vaterfigur darstellen und Künstler ... überall Künstler.
So jedenfalls beschreibt es Matty Roth und um dem gerecht zu werden, zeigt der Autor wieder den Sprayer Dekade Later, welcher bereits in Ausgabe 6 einen langen Auftritt hatte. Ging es damals um seine urbane Kunst und um seinen Lifestyle, so wird dieses Mal gezeigt, wie bezahlte Schlägertrupps und Soldaten der USA mit den Künstlern umgehen. Der Graffitikünstler berichtet wie ihm die Zähne ausgeschlagen werden, wie er brutalst gefoltert wird, weil er eine kleine Zeichnung an seiner Zellenwand angefertigt hat und, quasi als kleiner Lichtblick, wie er ein großes Bild zeichnet, als er freigelassen wird. Dies soll Hoffnung symbolisieren in einer Story, die gerade vom Auf und Ab dieser Hoffnung lebt.
Diese Schwankungen beherrschen folglich die komplette Storyline. Zum einen wird jedes Kapitel mit Bombeneinschlägen und Bränden begonnen und beendet und zum anderen werden dazwischen Einzelschicksale gezeigt, die darstellen, wie sehr die Menschen sich an das Überleben klammen.

Wirklich sehenswert ist neben dem "Dekade Later" One-Shot die Story über einen Saboteur der Vereinigten Staaten, welcher in der DMZ für Chaos und Panik sorgen soll, um so ein militärisches Eingreifen zu rechtfertigen. Hier wird nicht Wert auf Action gelegt, sondern vielmehr auf die Gefühlsbasis des Mannes geblickt. Um diese zu verstehen, fädelt der Autor verschiedene kurze Rückblicke auf das Leben des Söldners ein. Keine langen Erzählungen, sondern nur jeweils ein Panel. Dies reicht aber vollends aus, um die brutale Vorgehensweise des Mannes zu erkennen. Dass dieser nun mit Sturmgewehr in einer Flüchtlingsunterkunft sitzt, sorgt für eine enorme Spannung, die sich immer mehr zuspitzt.

So unterschiedlich die Storys sind, so wenig gleichen sich die Zeichnungen und das Layout. Dabei bekommt der Leser von recht groben Grafiken mit dicker Tuscharbeit bis hin zu äußerst filigranen Strichen in Form von Tattoos und Wandzeichnungen eine abwechslungsreiche Mischung geboten. Und, auch wenn natürlich die aufwendigeren Grafiken mehr zu begeistern wissen, so kann das Gesamtbild dennoch durchgängig überzeugen. Gemeinsam haben aber alle Storys, dass die Bombardierung der DMZ zum Anfang und Ende jeder Geschichte dargestellt wird. Dabei werden keine Soundwords benutzt, nur die Zerstörung wird gezeigt, ganz so, als liefe dieser Krieg eher im Hintergrund ab, als wenn sich für die Bewohner bis auf die physische Zerstörung ihrer Heimat nichts ändert.
Dieser Fakt macht diesen Band so besonders. Nicht die großen Explosionen stehen im Mittelpunkt, keine Effekthascherei wird betrieben, nur die Nebenfiguren, von denen der Leser teilweise nicht mal die Namen erfährt, sind wichtig. Und genau dieser Blick auf die Details macht diese Serie so sehenswert.

"Kollektivstrafe" enthält folglich mehrere Storys über die Bewohner der DMZ, die gerade die vollständige Bombardierung ihrer Heimat erleben. Wie gehen sie damit um, welche Einzelschicksale gibt es. Brian Wood lässt den Leser an diese Erlebnisse teilhaben und schiebt den Krieg in den Hintergrund. Selten so einen realitätsnahen und spannenden Plot gelesen.

DMZ 11: Kollektivstrafe - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

DMZ 11: Kollektivstrafe

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,95

132 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Blick auf Nebenfiguren
  • Bombardierung der DMZ nicht im Mittelpunkt der Story
  • Dekade Later Story
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 11.08.2013
Kategorie: DMZ
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