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Comic-Besprechung - Berlin - Geteilte Stadt

Geschichten:
Berlin - Geteilte Stadt: Zeitgeschichten
Wie der Mauerbau fast mein Abitur verhindert hätte
Das Krankenhaus an der Mauer
Mit der Seilbahn über die Mauer
Die andere Seite
Mein 18. Geburtstag

Autoren und Zeichner: Susanne Buddenberg und Thomas Henseler

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Das Leben in der damaligen DDR hat es den beiden Autoren anscheinend angetan. Beschäftigten sie sich in ihrer ersten Veröffentlichung "Grenzfall" (ebenfalls beim avant-Verlag erschienen) noch mit gegen das System rebellierende Jugendliche, die eine herrschaftskritische Zeitung herausgeben, so wird nun die 40 jährige Teilung Berlins thematisiert. In fünf Kapiteln lassen Susanne Buddenberg und Thomas Henseler Augenzeugen der damaligen Ereignisse zu Wort kommen. Dabei gehen sie chronologisch vor und berichten vom Bau der Mauer, über die Festigung der Grenzanlagen bis hin zum endgültigen Mauersturz. Entsprechend dem Titel wird der Fokus auf das geteilte Berlin gelegt, wobei nur eine Geschichte auf der Westseite spielt. In "Das Krankenhaus an der Mauer" berichtet eine Krankenpflegerin über die damaligen Verhältnisse direkt an der Grenze. Im Gegensatz zu den anderen Geschichten, spielt die erzählende Person nicht die Hauptrolle. Sie lässt ihren Blick über das Stück Mauer direkt vor der Haustür streifen und zeigt einige Szenen der größtenteils ziemlich dramatischen Ereignisse. Dabei wird für den Leser schnell klar, wie problematisch die Teilung Berlins für beide Seiten der Mauer war und vor allem wie unterschiedlich beide Seiten mit den Folgen umgehen.

Alle Geschichten haben gemeinsam, dass es sich erstens um wahre Begebenheiten handelt und zweitens, dass sie sich direkt oder indirekt mit dem Thema "Flucht aus der DDR" beschäftigen. Wird es zum Ende des Bandes aufgrund der hier erfolgenden Grenzöffnung nicht mehr gefährlich für die Ostberliner Westberliner Boden zu betreten, so zeugen zwei andere Storys vom Mut und Einfallsreichtum der Bewohner der DDR. Die Autoren haben beispielsweise die Familie Holzapfel gefunden, welche 1965 auf äußerst spektakuläre Art und Weise aus Ostberlin flieht. Dieses Vorhaben wird sehr detailliert dargestellt, so dass man als Leser eine Anleitung zur Flucht erkennen kann. Buddenberg und Henseler zeigen beinah minutiös die Vorbereitung und Durchführung, wobei alle Fluchtwerkzeuge vorgestellt werden. Um den Umstand  der lauernden Gefahr zu verstärken, wird der Text lediglich auf Bildunterschriften begrenzt. Keine Sprechblasen, keine Geräuschkulisse. Dies erzeugt eine immense Spannung, da lange nicht klar ist, ob der Familie die Flucht gelingt.

Zum Abschluss jeder Story wird die dargestellte Handlung mittels eines zweiseitigen Artikels in den real-historischen Kontext eingeordnet. Dabei werden die Einzelschicksale als Grundlage für die Beschäftigung mit den verschiedenen Stationen der Teilung Berlins genutzt. Reich bebildert (mit Fotos und Zeichnungen) bekommt der Leser in dieser Graphic Novel einen umfassenden und dennoch detaillierten Überblick über die Ereignisse zwischen den Jahren 1961 und 1989.

Die beiden Autoren haben folglich einen sehr unterhaltsamen und spannenden Band veröffentlicht, welcher dem Leser deutsche Geschichte aufgrund der vorgestellten persönlichen Erlebnisse näher bringt. Gelungen ist vor allem der Umstand, dass hier Momente der Teilung herausgegriffen wurden, die auf den ersten Blick unscheinbar wirken, aber für die betroffenen Menschen große Probleme darstellen. Buddenberg und Henseler gehen diese Thematik folglich mit viel Feingefühl an und setzen nicht auf Effekthascherei. Dies sorgt für ein tiefgründiges Leseerlebnis, welches durch die statischen schwarz/weiß Zeichnungen noch verstärkt wird. Die Grafiken bieten keine sich überschlagende Action, sondern sorgen für einen ruhigen Fortschritt der Handlung, bei welchen oft genug die Zeit still zu stehen scheint. Getragen wird die Optik vorallem vom Text, der kurz und knapp die wesentlichen Stationen der Storys erklärt. Dazwischen gibt es immer mal wieder Panels, die komplett ohne Text auskommen und bei denen der Leser die Handlung auf sich wirken lassen kann.

Berlin - Geteilte Stadt bietet folglich einen äußerst intensiven Lesegenuss über eine Thematik, die aus heutiger Sicht beinah unvorstellbar ist, aber knapp 40 Jahre lang bittere Realität war. Um diesen Fakt nicht zu vergessen, strahlen die Einzelschicksale umso mehr heraus, denn wenn andernorts immer über den Kalten Krieg und die Teilung Berlins berichtet wird, so sind es doch diese Erlebnisse, welche die damalige Zeit wirklich verständlich machen. Ein moderner Klassiker!

Berlin - Geteilte Stadt - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Berlin - Geteilte Stadt

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 14,95

ISBN 13:
978-3-939-08070-1

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Einzelschicksale mit realem Hintergrund
  • chronologische Gliederung
  • keine Effekthascherei
  • ansprechende nicht überladen wirkende Grafik
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 17.08.2013
Kategorie: One Shots
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