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Comic-Besprechung - Ausgeliefert

Geschichten:
Ausgeliefert

Autorin / Zeichnerin: Geneviève Castrée


Story:
Joglu ist ein junges Mädchen, dessen Eltern getrennt leben. Der Vater lebt irgendwo in den kanadischen Wäldern und lässt sich nur selten sehen, während die Mutter, Alkohol und Drogen nicht abgeneigt, deutlich von den Aufgaben einer alleinerziehenden Mutter überfordert ist. Das führt dazu, das Joglu einen steinigen Weg gehen muss.


Meinung:
Die kleine Graphic Novel Ausgeliefert der kanadischen Autorin und Zeichnerin Geneviève Castrée liefert Impressionen einer dysfunktionalen Kindheit mit einem leicht naiven Strich und der keinerlei Dramaturgie zu Grunde liegt. Der etwas naiv wirkende Stil, jedenfalls in seiner strikten Reduktion gerade der Hintergründe, passt zu der einfachen Sichtweise eines Kindes und zu dem Schwarz-Weiß-Denken des späteren Teenagers. Wobei die Ähnlichkeiten zu Cartoons schon etwas irritieren und den Leser Witze erwarten lassen, wenn der Grundton eher tragisch ist. Zu dieser Gratwanderung passt es auch, dass im Grunde keine Story an sich existiert und sich die Autorin einer Dramaturgie verweigert. Anstatt einer Erzählung aus einem Guss, gibt es eher Episoden. Aber das passt zu einer autobiographisch gefärbten Geschichte, denn auch Erinnerungen sind so gestrickt. Sie verlaufen nicht chronologisch und bieten in der Gesamtschau des Lebens keine zusammenhängende Erzählung. Vielmehr sind es schließlich eher prägende Situationen und Momente, die ein Leben ausmachen. Man erinnert sich weniger an ein monumentales Gesamtwerk, sondern an einzelne Szenen, die typisch und außerordentlich waren. Das kann man zurzeit auch sehr schön in Daytripper nachlesen.

Der Titel Ausgeliefert trifft es im Übrigen sehr gut. Denn ein Kind kann sich nicht wehren. Zudem kann es sich nicht seine Familie und die Umgebung aussuchen, in die es hineingeboren wird. Man kann nichts dafür just diese Eltern und dieses Milieu zu haben und man ist zu jung und zu schwach, um daran etwas ändern zu können. Man ist also ausgeliefert und wird durch diese Umstände für den Rest seines Lebens geprägt, so dass dieses Gefühl des Ausgeliefertseins vielleicht nie wieder weg gehen wird. Dabei sind es hier in diesem Band keine spektakulären Ereignisse (wozu etwa ein Missbrauch zählen würde),  sondern eher die Summe der Verletzungen, welche von den Erwachsenden dem Mädchen zugefügt werden. Worin sich aber bestimmt jeder Leser in gewisser Hinsicht wiedererkennen wird.

Es gehört zu der Stärke des Bandes, das keine direkten Schuldzuweisungen gegeben werden, denn trotz aller Demütigungen, Versagungen und Nachteile, welche die Eltern und andere dem Mädchen hier zufügten, merkt man doch, das das Mädchen vor allem seine Mutter sehr liebte. Sicher machen alle Fehler, aber der Leser bekommt eine erstaunlich nüchterne Perspektive geboten. Das hat seine Vorteile, weil man somit analysierend die Strukturen betrachten kann, hat aber gleichzeitig den Nachteil, dass die Emotionen dann außen vor bleiben, und man sich nicht richtig angesprochen fühlt. Vielleicht wäre da eine übergeordnete Dramaturgie doch hilfreich gewesen.


Fazit:
Der Stil und die episodische Erzählweise suggerieren Cartoons, wohingegen der Inhalt eher dramatisch und tragisch ist. In einem nüchternen Ton ohne Schuldzuweisungen werden Situationen geschildert, denen einen wehrloses Kind und ein Teenager ausgeliefert ist und prägend sind für den Rest des Lebens.

Ausgeliefert - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ausgeliefert

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 16

ISBN 10:
3943143805

ISBN 13:
978-3943143805

80 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • keine Schuldzuweisungen
  • nüchterner Tonfall
  • Szenen aus dem Alltag
Negativ aufgefallen
  • keine durchgehende Dramaturgie
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 07.11.2013
Kategorie: One Shots
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