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Comic-Besprechung - Deadline

Geschichten:
Deadline

Autor: Laurent-Frédéric Bollée
Zeichner / Colorist: Christian Rossi


Story:
Der 17-jährige Louis ist unfreiwillig Soldat der Konföderierten während des Amerikanischen Bürgerkrieges. Anstatt an der Front zu kämpfen versieht er einen Wachdienst in einem Lager für Kriegsgefangene. Doch als die Unionssoldaten näher rücken werden die Gefangenen in einzelnen Gruppen verlegt. Louis gehört zu einem der Trupps und ist zunehmend fasziniert von einem schwarzen Gefangenen. Als dieser ermordet wird, gerät für Louis die Welt aus den Fugen.


Meinung:
Der Western ist eines der ältesten Genres der Populärkultur. Der erste Spielfilm der nach Definition seinen Namen verdient, war ein Western (The Great Train Robbery) und die Pulp-Literatur hat ihren Ursprung in den kleinen Heftchen welche schon zu Zeiten des Wilden Westens hergestellt worden waren und den Revolverhelden der damaligen Zeit huldigten und von ihnen ein bis heute falsches Bild prägten.

Was soll man dem Genre noch abgewinnen, wenn im Grunde schon alles erzählt worden ist und die meisten Westerncomics schon eher als Krimis angelegt sind (etwa Comanche) oder die bisherigen Themen einfach nur noch graphisch neu gestaltet werden aber im Wesentlichen nichts Neues mehr erzählen (können)? Man freut sich diebisch darüber wenn es doch noch neue Aspekte zu entdecken gibt, oder zumindest welche die noch nicht oft erzählt worden sind.

Dieses Kunststück gelingt der Graphic Novel Deadline. Auf den ersten Blick ist es eine typische Rachegeschichte wie sie es, gefühlt, in jedem zweiten Western gibt. Aber dieses ist nur vordergründig und bringt die eigentliche Geschichte erst in Gang. Zum einen ist nämlich der Rachegrund ungewöhnlich. Der Western: das sind harte Kerle die ihren Weg gehen und sich nicht von ihm abbringen lassen. Selten sogar von einer Frau, die meist nur Beiwerk ist und den Westerner nur mit Mühe zähmen kann. In Deadline ist der Held schwul. Das ist schon höchst ungewöhnlich. Und außerdem liebt er noch einen Schwarzen während der Zeit des Bürgerkrieges. Was natürlich eine unheilvolle Allianz darstellt und dementsprechend düster fällt die Story dann auch aus.

Was die Geschichte zum anderen ungewöhnlich macht, sind die selbst auferlegten Grenzen. Vor allem die allgemeine Akzeptanz dieser Unterschiede, das Abgrenzen von anderen führt hier zu Katastrophen. Und so sind es nicht nur die Grenzen zwischen den Bürgerkriegsparteien, sondern auch zwischen schwarz und weiß, Mann und Frau, Gewinner und Verlierer, etc. Denn diese Grenzen gibt es kaum, sondern nur dann wenn man sie akzeptiert.

Die hier oft gezeigte Linie ist ein wunderschönes Symbol. Die Deadline ist nicht als ein Streifen der in den Sand gezogen ist und bildet ein imaginäres Gefängnis. Wenn sich ein Gefangener der Linie nähert wird er erschossen, daher der Name Deadline also Todeslinie. Ein Gefängnis mit realen Mauern und Gittern gibt es nicht. Es existiert rein im Kopf. Ebenso wie die Vorurteile, welche den Geist einschließen und die wahre Freiheit des Menschen verschließen. Wen wundert es noch wenn da im Finale ein ganzer Schwarm von Schmetterlingen auftaucht. Ein Sinnbild der Freiheit, schließlich waren sie mal Kokons und sind geschlüpft und frei und in ihrer Ungezwungenheit wunderschön. So ergeht es gegen Ende dann dem Helden. Er hat sich befreit. Oder doch nicht? Schließlich ist er selbst noch in seinem eigenen Geist gefangen. Zwar hat er sich selbst und seine Neigungen akzeptiert, aber das macht ihn noch lange nicht frei, da die Gesellschaft ihn nicht akzeptiert.

Leider ist bei alldem der Band etwas geschwätzig ausgefallen als würde man seinen eigenen Bildern nicht trauen. Dafür ist die Farbgebung sehr gut ausgefallen und lässt die Hitze durch die Seiten erscheinen indem die Zeichnungen sehr ausgeblichen wirken. Alles wird hier weggebrannt. Für Actionfans ist die Erzählung weniger geeignet, aber wer mal einen ungewöhnlichen Western sich zu Gemüte führen will ist hier goldrichtig.

Fazit:
Ein ungewöhnlicher Western der mal andere Perspektiven einnimmt und sich mancher Klischees verweigert sowie eine starke Symbolik aufweist. Leider ist er etwas geschwätzig ausgefallen, was durch die hervorragende graphische Gestaltung etwas wettgemacht wird.

Deadline - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Deadline

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 17,80

ISBN 10:
3868697330

ISBN 13:
978-3868697339

90 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • ungewöhnliche Perspektive
  • graphische Umsetzung
  • starke Symbolik
  • Vermeidung von Klischees
Negativ aufgefallen
  • etwas zu wortlastig
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 30.09.2014
Kategorie: Alben
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