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Comic-Besprechung - Kinder der Hoffnung

Geschichten:
Kinder der Hoffnung
Autor: Marc Levy, Alain Grand, Zeichner: Alain Grand, Colorist: Dominique Osuch


Story:
Frankreich 1940. Die deutsche Wehrmacht hat gesiegt und die Hälfte des Landes besetzt, während die andere durch das Vichy-Regime verwaltet wird. Raymond und sein jüngerer Bruder Claude sind Juden und schließen sich einer Widerstandsgruppe an, um gegen die Besatzung einen bewaffneten Kampf zu führen. Ihre Gruppe besteht hauptsächlich aus sehr jungen Leuten aus unterschiedlichsten Ländern und die nächsten Monate sind geprägt von Angst und Gewalt.


Meinung:
Die Graphic Novel Kinder der Hoffnung ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von Marc Levy in dem er von den Erlebnissen seines Vaters in der Widerstandsbewegung gegen die Nazis im besetzten Frankreich berichtet. Nun kann man sich natürlich fragen ob man wieder eine neue Geschichte aus der Zeit braucht, da gerade aus dem französischen Raum, zu Recht, die Heldentaten der Resistance schon so oft thematisiert worden sind. Man kann daran zweifeln, ob es etwas Neues zu berichten gibt. Nun besitzt diese Geschichte aber eine Besonderheit: denn die Gruppe, die sich selber Kinder der Hoffnung nannte, war zum einen sehr jung, manche waren gerade mal 16 Jahre alt oder sogar noch jünger, und zum anderen waren sie keine Franzosen. Oft waren es Kinder von Exilanten, die in den Untergrund gegangen waren. Oder Kinder von Juden wie etwa die beiden Helden des Buches, die einen anderen Namen annahmen und aktiv gegen die Besatzer vorgingen, während ihre Eltern deportiert worden waren.

Angesichts der Hintergründe und der Dramatik ist es sehr merkwürdig, dass diese Adaption sehr nüchtern erzählt wird und sich eher an die Fakten hält, anstatt auf die Emotionen zu zielen. So ist zumindest diese Adaption zwar durchaus erschütternd, aber die Tragweite erschließt man sich eher selber als dass eine große Emotionalität angezielt wird. Was dazu führt das hier eher ein Actionthriller vorliegt, der aber durchaus gelungen ist und sehr spannend ausfällt. Das reicht von Sabotageakten bis hin zu Morden bei denen man um die Jungen bangt und den Atem anhält ob sie wohl erwischt werden oder nicht. Als Helden werden sie nicht stilisiert, sondern man zeigt auch die Ängste der Beteiligten und ihre Taten werden nicht beschönigt. So zeigt man das Blut und die Gewalt, die auch Unschuldige erwischen kann. Aber eine moralische Zwiespältigkeit wird nicht eingeführt. Im Kampf gegen Nazis sind alle Mittel recht und so stellt sich die Frage nach der Ethik gar nicht. Auch kommen die Figuren nie in Zweifel ob ihres Tuns. Es wird auch nicht verschwiegen, dass die eigentliche Resistance die Gruppe nicht unterstützt, ja sogar am Ende wissentlich in das Verderben laufen lässt, da die Mitglieder eben keine Franzosen waren. Das ist in der Tat ein weitgehend unbekannter Aspekt und macht einen fassungslos und wütend. Manchmal vergisst man bei der Lektüre, dass es sich hier um Kinder handelt, da sie angesichts der historischen Umstände keine Chance auf eine Kindheit oder Pubertät haben.

Dennoch wird gut aufgezeigt, dass man sich wehren kann und dieses nicht vom Alter abhängig sein muss. Aber es bekommt deswegen auch manchmal einen starken Abenteuercharakter, der in eine falsche Richtung weisen kann. Oft genug war der Krieg einfach als Hintergrund für andere Erzählungen benutzt worden und somit zu einem Sandkastenschauplatz verkommen. Hier wird das vermieden, indem später die brutale Haft und das Martyrium in einem Todeszug thematisiert werden. Gerade in diesem Teil des Bandes gelingen einige äußerst bedrückende Bilder die lange im Gedächtnis nachhallen.

So kann das einiges wieder wettmachen und es entsteht ein Hohelied auf die Zivilcourage. Was nicht nur die aktiven Kämpfer betrifft, sondern auch andere Leute, die immer wieder mal helfen oder  die Gelegenheiten zu nutzen wissen, Menschen das Leben zu retten. So blitzen immer wieder äußerst gelungene Szenen und Situationen auf.

Zeichnerisch ist das sehr solide, ja geradezu filmisch gemacht. Gerade bei den Morden und Actionszenen wird oft eine Schuss-Gegenschuss Technik angewandt und die Perspektiven immer wieder gewechselt. Auch die Farbgebung kann überzeugen welche nicht alles in ein deprimierendes Grau taucht, sondern durch eine weite, bunte Palette auch den Willen zum Leben verdeutlicht. Eine permanente Bedrohung wird dadurch erzeugt, dass die Farben recht gedeckt sind und nie richtig zum Strahlen kommen, was sehr geschickt ist. Dabei halten sich die Zeichnungen durchaus zurück und setzen auf die Kraft ihres Sujets anstatt viele Symbole einzubauen. Gut.

Fazit:
Ein Hohelied auf die Zivilcourage welche die Macht ihrer Bilder nutzt, anstatt auf Emotionen zu setzen, weswegen dieses eher ein Actionthriller als ein Drama ist. Dennoch gelingen einige sehr erschütternde Szenen. Spannend, packend, gut.

Kinder der Hoffnung - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Kinder der Hoffnung

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 19,99

ISBN 10:
3957983029

ISBN 13:
978-3957983022

176 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Farbgebung
  • Story
  • Spannung und Dramatik
Negativ aufgefallen
  • manchmal sehr nüchtern erzählt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 16.08.2015
Kategorie: Alben
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