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Comic-Besprechung - Die Verwerfung

Geschichten:
Autor und Zeichner: Lukas Kummer

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Wirklich grausig muss es im 30jährigen Krieg zugegangen sein. Folter, Plünderungen, Vergewaltigungen und überall Zerstörung. Ganze Regionen sind entvölkert, Seuchen breiten sich aus. Mit diesem Setting beginnt Lukas Kummer seine Erzählung über zwei Geschwister, die anno 1646 durch die zerstörte Landschaft ziehen.
Die große Schwester versucht sich als Junge auszugeben, womit sie aber kaum jemanden täuschen kann. Sie ist Fahnenflüchtig und will sich nun den schwedischen Truppen anschließen. Mit im Schlepptau hat sie ihren kleinen Bruder, der nicht so recht versteht, was dieser Krieg für einen Sinn hat und in der Geschichte den philosophischen Part übernimmt.

Der Autor schickt die beiden Kinder auf eine lange Reise, um sie herum nur eine zerstörte Landschaft und der eigentliche Gewinner des Krieges: Der Tod. Für den Leser kommt der erste Schrecken bereits nach einigen Seiten in Form eines Galgenbaums. Ideen dazu hat sich der Autor vermutlich beim französischen Künstler Jacques Callot geholt, dessen Darstellungen vom Krieg vor allem die Schrecken der Bevölkerung in den Mittelpunkt stellen.

Lukas Kummer setzt mit dem Baum voller Toten bereits ein Zeichen. Dem Leser wird schnell klar, dass er für diesen Comic starke Nerven benötigt. So schließt sich auf diese Episode ein nicht enden wollender Alptraum aus gehängten, gefolterten, vergewaltigten und sonst wie ermordeten Menschen an. Das ist ziemlich harter Tobak und mittendrin immer die beiden Kinder. Wie schwer es für die Psyche dieser Figuren sein muss, kann man wohl nicht ansatzweise erahnen, aufgrund der wiedergegebenen Gespräche und der Taten lässt sich aber relativ gut erkennen, dass die traurige Umgebung auch auf die Kinder abfärbt.
So zeigt sich bei der größeren Schwester bereits eine gewisse Verrohung. Sie schlägt hilfsbedürftige Menschen, raubt einen Händler aus und geht sehr streng mit ihren Bruder um. Gerade letzteres sorgt beim Leser anfangs für Irritationen. Der harte Umgangston weckt Zweifel, ob es sich hier wirklich um Schwester und Bruder handelt. Doch glücklicherweise bestimmen diese Maßregelungen nicht die gesamte Gesprächsdauer. So versucht die große Schwester dem Bruder das Lesen beizubringen oder ihm die Gefahren des Krieges zu erklären.

Der Leser begleitet die Beiden von Beginn an mit Interesse. Hinter jeder Wegbiegung könnten Gefahren lauern und folglich ist viel Spannungspotential vorhanden. Gerade wenn wieder ein zerstörtes Gebäude in Sicht kommt, glaubt der Leser, dass es jetzt um die Beiden geschehen ist. Der Autor zwingt seine Figuren aber immer weiter, lässt sie zahlreiche Hürden nehmen und schont sie dabei auch in keiner Weise. Dies ist für alle beteiligten Figuren und sicherlich auch für den Leser eine wahre Tortur.
Da ist es im Grunde genommen auch nur schlüssig, dass diese Geschichte nicht mit einem Happyend abschließt, soviel sei verraten.

Für die grafische Seite setzt Kummer durchweg auf schwarz/weiße Töne mit Abstufungen in grau. Dies findet besonders beim Spiel mit Licht und Schatten Anwendung, wo der Zeichner die Figuren stellenweise auch mal komplett in Schwarz färbt und nur einzelne Partien sich absetzen.
Eine Hintergrundgestaltung fehlt durchgängig, dafür stehen die Figuren immer im Mittelpunkt. Hin und wieder wird die Landschaft in großen Panels dargestellt, wobei sich eine zerstörte Umgebung zeigt und beispielsweise anstelle eines dichten Waldes nur Baumstümpfe zu erkennen sind.
Die Zeichnungen spiegeln folglich die traurige Geschichte wider und geben dem Ganzen noch ein winterlich-kaltes und tristes Gefühl.

Nichts für schwache Gemüter müsste wohl die Einstufung bei diesem Comic lauten. Wer sich aber überwindet und die beiden Geschwister bei ihrer Reise begleitet, der wird die Schrecken eines Krieges auf die Bevölkerung hautnah miterleben. Aufgrund der ständig vorhandenen Gefahr fesselt die Graphic Novel dermaßen, dass eine Leseunterbrechung kaum zu rechtfertigen ist. Wer sehen will, wie grausam Krieg sein kann und wie sehr er der Bevölkerung zusetzt, sollte sich "Die Verwerfung" zulegen. Als "Anti-Kriegs-Comic" ganz sicherlich ein Klassiker der grafischen Literatur.


Die Verwerfung - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Verwerfung

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Zwerchfell

Preis:
€ 20,00

ISBN 13:
978-3-943547-25-2

120 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • extrem spannend
  • Krieg reduziert auf die Auswirkungen für die Bevölkerung
  • kalte Grautöne erzeugen ein bedrückendes Gefühl
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 19.02.2016
Kategorie: One Shot
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