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Comic-Besprechung - Old Pa Anderson

Geschichten:
Old Pa Anderson
Autor: Yves Huppen, Zeichner / Colorist: Hermann Huppen


Story:
Der Süden der USA ist in den 1950er Jahren noch tief vom Rassismus und der Rassentrennung geprägt. Old Pa Anderson ist ein alter Mann, dessen Enkelin vor einigen Jahren verschwunden ist. Nun aber erhält er eine Spur und setzt alles daran Rache zu nehmen. Für einen Schwarzen im Süden ist das aber besonders gefährlich.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Old Pa Anderson ist der neueste Streich von der belgischen Zeichnerlegende Herrmann Huppen, der auch diesmal wieder mit seinem Sohn zusammengearbeitet hat. In den letzten Jahren hat zunehmend Huppen der jüngere die Texte übernommen, während sein Vater sich auf die Zeichnungen konzentriert. Vielleicht lässt sich so auch die enorme Produktivität des Gespanns erklären. Obwohl Herrmann immer schon einer der schnellsten Zeichner war. Und sich das manchmal auf die Storys negativ auswirkte, denn nicht immer konnten diese überzeugen. Da die neuen Bände in dem neuen Verlag Erko erscheinen, der von Herrmanns langjährigem Agenten und Freund Ervin Rustemagic geführt wird, kann man die Outputs schon fast als Familienproduktion sehen. Was hoffen lässt, dass noch viele folgen werden, denn
Old Pa Anderson ist nichts Geringeres als ein kleines Meisterwerk.

Dabei ist es keine leichte Kost welche Herrmann hier präsentiert. Old Pa Anderson ist eine düstere US-Ballade die durchdrungen ist von allergrößter Schwermut. Welches auch durch den Einsatz von monochromen Farben verstärkt wird. Oft sind es einfach nur Töne und Schattierungen in Schwarz, Grau und Braun, die mit sanftem Blau durchmischt sind. Das erschafft eine durchweg drückende Stimmung und symbolisiert auch die Seelenlage der Protagonisten. Diese triste Stimmung wird nur ab und zu durch die Farbe Rot aufgebrochen. Entweder bei Dämmerungen oder wenn das Blut fließt. Und das ist dann auch nicht zu knapp. Zeichnerisch ist das generell hervorragend. Man merkt einfach in jedem Panel die Erfahrung und die Meisterschaft von Herrmann. So wird etwa durch die Montage der Panels, die durchaus filmisch vonstattengeht, Verbindungen zwischen den Charakteren hergestellt die zunächst gar nicht offensichtlich sind, aber später offenbart werden. Allein schon durch die Montage wird eine Form vom gemeinsamen Schicksal geschaffen.  Alle Blicke und Gesten wirken beladen. Vor allem diejenigen der Schwarzen und allein schon dadurch wird deutlich wie sehr sie unterdrückt werden und wie sie das Leben im rassistischen Süden der 1950er Jahre niederzwingt. Einmal gibt es zwar einen Perspektivfehler, bei einer Actionsequenz ist ein Arm falsch angeordnet, weil der Rest des Körpers nicht zu sehen ist, aber ansonsten sind die Zeichnungen so stark das oft nicht einmal Wörter benutzt werden müssen, um das Innenleben der Figuren deutlich zu machen.

Die Handlung an sich kann da nicht ganz mithalten, da sie eine typische Rachegeschichte ist. Der titelgebende Old Pa Anderson ist vom Leben enttäuscht. Zudem verschwand vor einigen Jahren seine geliebte Enkelin. Nun erhält er eine Spur und macht sich auf, sie zu rächen. So weit, so bekannt und im Grunde nichts weiter als ein inhaltlicher Aufhänger, um eine Actionstory zu erzählen. Aber hier erfährt sie eine besondere Bedeutung, da sie in den 1950ern spielt und den Rassismus im Süden der USA thematisiert. Es wird deutlich aufgezeigt wie rechtlos die Schwarzen waren und dass gerade die Frauen da für die Weißen als Freiwild galten. Die Brisant der Handlung besteht darin, das Old Pa Anderson ein Schwarzer ist und sich nun an Weißen rächen wird. Was dem ganzen Band seinen Stempel aufprägt und für eine ständige Spannung und ein Unbehagen sorgt, da man schon ahnt, dass die Repressalien, die Reaktion heftig ausfallen wird. Allein schon die Angst in den Gesichtern der Minderheit und die Gnadenlosigkeit der Herrschenden trotz des gerechtfertigten Wunsch nach Gerechtigkeit sind erschütternd. Dabei fallen manche Stellen ziemlich brutal aus und der Kritikpunkt gegenüber den Huppens bezüglich des Frauenbildes dürfte wieder erneute Nahrung bekommen. Das schöne Geschlecht ist hier reine Nebensache was sogar dahin geht, dass sie bis zum reinen Objekt degradiert werden.

Dennoch ist das aktuelle Werk allein schon von der Stimmung und den Zeichnungen her ein Meisterwerk.


Fazit:
Beeindruckend. Auf der zeichnerischen Ebene ist dieser Band schlicht ein Meisterwerk, wobei da die Story nicht ganz mithalten kann. Aber am Ende ist man beeindruckt und erschüttert, was beileibe nicht jeder Comic schafft.


Old Pa Anderson - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Old Pa Anderson

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Erko-Verlag

Preis:
€ 14,95

ISBN 10:
9089821007

ISBN 13:
978-9089821003

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Zeichnungen
  • Atmosphäre
  • bedrückende Story
  • Montage
Negativ aufgefallen
  • Frauenbild
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1.5
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 30.05.2016
Kategorie: Alben
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