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Comic-Besprechung - Der Treck

Geschichten:
Aus dem Französischen „Le Convoi“
Autor: Denis Lapiére
Zeichner: Eduard Torrents


Der Zweite Weltkrieg setzte Millionen in Bewegung. Noch bevor die Deutschen aus ihren ehemaligen Gebieten fliehen mussten, kehrten eine halbe Million Spanier ihrem Land, das unter der Herrschaft von Franco stand, den Rücken und zogen ins vermeintlich sichere Frankreich. Diese Fluchtbewegung stellt die Grundlage für die Graphic Novel "Der Treck" von Eduard Torrents und Denis Lapiére dar.

Im Mittelpunkt der Erzählung steht eine junge Familie, welche aus Furcht vor faschistischen Säuberungen und italienischen Bomben Spanien verlässt. Der Vater will eigentlich als Widerstandskämpfer nicht weg, lässt seine Frau und seine Tochter aber nicht alleine ziehen. In Frankreich angekommen, werden die Männer von den Frauen und Kindern getrennt, und in Lagern untergebracht.

Denis Lapiére stellt mit seinem Szenario ein Kapitel der Weltgeschichte dar, das hierzulande weitgehend unbekannt sein dürfte. Während die Flucht relativ einfach abläuft, sind es vielmehr die Bedingungen in Frankreich, welche für die Familie ein Problem darstellen. Mit der Trennung der Männer vom Rest der Familie beginnt ein Martyrium, das sich am Beispiel der im Mittelpunkt stehenden Familie noch mehrere Jahrzehnte hinziehen wird. Alle Flüchtlinge werden an Stränden unter freien Himmel festgehalten, wo sie Wind und Wetter beinah schutzlos ausgeliefert sind. Nur sehr langsam, unter anderem durch den Bau von Baracken, bessert sich die Lage. Jedenfalls bei einem Teil der Flüchtlinge. Andere haben nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich schlechtere Karten. Sie werden als Kommunisten abgestempelt und in ein KZ deportiert.
Die Geschichte der Flüchtlinge ist hier vor allem durch eine große Perspektivlosigkeit gekennzeichnet. Diese führt unter anderem dazu, dass die spanische Regierung unter Franco sogar Rückholaktionen startet, die von vielen Flüchtlingen aufgrund der Angst vor staatlichen Repressionen in Spanien aber abgelehnt werden.

Der Leser bekommt die Geschichte durch Rückblicke der einzelnen Figuren erzählt. Eingebettet sind die Erlebnisse in eine übergeordnete Story, wo sich die gesamte Familie am Krankenbett der Mutter versammelt. Dort gibt es einige wirklich überraschende Ereignisse, welche die Rahmenhandlung nicht zum üblicherweise einfachen Bindeglied zwischen den damaligen Erlebnissen degradieren. Stattdessen ist die alles überspannende Story auch für einen sympathischen Grundton der Erzählung verantwortlich.
Zusammen mit der einfühlsamen Erzählkunst von Lapiére, welcher zwar anfangs die große Politik in den Mittelpunkt stellt, dann aber den Fokus auf die einfachen Personen lenkt, ergibt sich ein bewegendes Werk, über das Leid eines Teils der spanischen Bevölkerung unter der Herrschaft von Franco. Interessant ist hierbei vor allem, welche unterschiedlichen Wege die Flüchtlinge eingeschlagen haben und wie es ihnen in Frankreich erging.

Eduard Torrents setzt die Story in klar aufgeteilten Panels um, wobei er überwiegend kleinformatige Zeichnungen verwendet und diese mit dicken Umrandungen in Szene setzt. Seine Stärke sind ganz klar Die Darstellungen von Emotionen. So kann der Leser wunderbar an den Gesichtszügen die Reaktionen der einzelnen Figuren an den Schilderungen oder Erlebnissen erkennen, was in einigen ruhigeren Momenten, wo nur die Personen im Mittelpunkt stehen wirklich gut zur Geltung kommt. Die grafische Gestaltung kann damit durchweg überzeugen, gerade weil auch mit der zurückhaltenden matten Farbgebung ein Stilmittel gewählt wurde, was gut zur persönlichen und emotional aufgeladenen Geschichte der Familie passt.

Die Graphic Novel besticht folglich durch eine fesselnde Geschichte, bei welcher nicht unbedingt die Flucht der Spanier, sondern vielmehr die Folgen davon im Mittelpunkt der Erzählung stehen. Dies sorgt aufgrund der Vielschichtigkeit für einige unterhaltsame Momente und dürfte auch wegen der relativ unbekannten Historie noch lange in Erinnerung bleiben. 

Der Treck - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Treck

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Jacoby & Stuart

Preis:
€ 24,00

ISBN 13:
978-3-941787-94-0

124 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • einfühlsame Beschäftigung mit den Folgen des spanischen Bürgerkriegs
  • gelungene Rahmenhandlung, die für sich schon lesenswert ist
  • die Flucht geschildert aus der Sicht von mehreren Personen
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 19.05.2016
Kategorie: One Shots
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