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Comic-Besprechung - Eindringlinge

Geschichten:
Eindringlinge
Autor / Zeichner / Colorist: Adrian Tomine


Story:
Ein Gärtner, der seinen Beruf als Kunst ausüben möchte, eine junge Frau deren Leben durch ihre Ähnlichkeit mit einem Pornostar beeinflusst wird, eine Japanerin in einem fremden Land, eine junge Frau die durch eine Karriere als Stand-Up-Comedian die Krebserkrankung ihrer Mutter vergessen will, ein Mann der tagsüber in seine alte Wohnung eindringt und ein Pärchen welches versucht miteinander ihre Vergangenheit zu vergessen: alle sind Eindringlinge in anderer Leute leben.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Die Graphic Novel Eindringlinge ist eigentlich gar keine Graphic Novel, sondern mehr eine Graphic Anthology. Schließlich wird hier keine zusammenhängende Geschichte erzählt, wie es der Name Novel impliziert. Stattdessen werden hier sechs Kurzgeschichten vereint, die allesamt aus der Feder des einflussreichen amerikanischen Autors und Zeichners Adrian Tomine stammen. Hierzulande ist Tomine noch viel zu unbekannt. Meistens hat man von ihm gehört, weil andere Zeichner von ihm schwärmen. Auch wenn in Deutschland schon einige Bände von ihm zu lesen waren, besitzt er hierzulande noch nicht den Status wie etwa in den USA. Wobei sich das dringend ändern sollte.

Auch wenn die Geschichten an sich nicht unbedingt spektakulär sind, so besitzen sie doch eine ganz außergewöhnliche Qualität. Sie legen keinen Wert auf einen aufdringlichen Effekt wie es Genres tun, die ja immer eine inhaltliche Steigerung brauchen, um den Leser fesseln zu können, sondern steigen tief in die Psyche der Figuren ein. Dabei gibt es recht selten einen Kulminationspunkt, sondern einen schleichenden Prozess wie man ihn auch aus dem normalen Leben her kennt. Im Nachhinein kann man zwar meist einen entscheidenden Punkt ausmachen, der aber mehr als Wendepunkt erinnert wird, als der Zeitpunkt an dem einem die Änderung erst auffiel. Und genau um diese Momente geht es auch bei Tomine. Er schildert den Alltag seiner Figuren und gerade im Alltäglichen und dem Bemühen eben diesem scheinbar banalen zu entkommen, kann er die Dramatik und die dichte Psychologie herstellen.

Womit er sich übrigens in die Riege großer zeitgenössischer amerikanischer Schriftsteller einreiht. Autoren wie John Updike, Jonathan Franzen, Stewart O`Nan und viele andere, erzählen oftmals auch nicht unbedingt in der dramatischsten Form, sondern beobachten oft den Alltag und gerade im Miteinander, in der Gruppendynamik und dem wechselseitigen Kommunizieren, offenbaren und sezieren sie die Psychologie der Familie und damit im Mikrokosmos auch diejenige der Gesellschaft. Auch Tomine ist ein genauer Beobachter was auch die teils eintönigen Perspektiven bestätigen. Meist bleiben sie eben auf einer Beobachterposition, halten räumlich Distanz zu den Charakteren, haben den Effekt eines rein beobachtenden Auges das nicht an dem Geschehen teilnimmt und besitzen so keine Dynamik.

Aber es ist ja eben dieser genaue psychologische Blick, die Nähe die auf einer abstrakten Ebene hergestellt wird und der Humor aber auch die Tragik und die Traurigkeit welche den Leser unmittelbar in das Geschehen hineinziehen. Dadurch fühlt sich eher der Leser wie ein Eindringling in anderer Leute Leben. So nah ist man dran und das ist einfach verdammt gut. Nur die Geschichte Übersetzung aus dem Japanischen fällt eher negativ heraus und ist auch die einzige welche den ansonsten vorherrschenden zeichnerischen Stil etwas variiert. Leider ist die Story etwas ziellos, wobei hier der subjektive Blick die Erzählung schön kontrastiert und dem Erzählten eine sehr trostlose Perspektive verleiht. Indem keinerlei Menschen gezeigt werden, also auch keine Nähe, erscheint alles sehr trostlos und einsam. Ist es graphisch also recht geschickt, so ist die Story eher harmlos. Aber das schmälert nicht den Wert diesen Bandes der einen noch lange nicht loslassen wird. Denn auch der negative Ausreisser ist von einer Qualität für die andere Autoren und Zeichner mindestens einen Finger geben würden.


Fazit:
Tomine geht in seinen Beobachtungen so nah an die Charaktere ran, dass sich der Leser wie ein Eindringling in deren Leben fühlt. Das führt zu einer hohen psychologischen Dichte und dadurch auch zu einer Spannung die nicht nur Tragik, sondern auch Witz besitzt.

Eindringlinge - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Eindringlinge

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 24,00

ISBN 10:
3956400712

ISBN 13:
978-3956400711

120 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • psychologisch dicht
  • Tragik und Humor
  • genaue Beobachtung
  • zeichnerische Umsetzung
Negativ aufgefallen
  • manchmal ist die Perspektive zu steril
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 06.08.2016
Kategorie: Independent
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