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Comic-Besprechung - Merci

Geschichten:
Merci
Autor: Zidrou, Zeichner / Colorist: Arno Monin


Story:
Merci Zylberajch ist 16 Jahre alt, überzeugter Goth und hat aus Langeweile und ungerichtetem Protest mal wieder das Gesetz übertreten. Anstatt sie in das Gefängnis zu schicken oder ihr die üblichen Sozialstunden aufzuerlegen, schickt sie der progressive Richter in einen kleinen Ort, um dort im Rathaus ein Projekt für Jugendliche zu entwickeln. Schon bald mischt Merci die kleine Ortschaft auf.

Meinung:
Eigentlich erwartet man nichts von diesem Band. Der Titel Merci, also französisch für „Danke“, kann für alles und nichts stehen. Eine Komödie? Ein Drama? Für einen Genrecomic ist der Titel nicht reißerisch genug, aber auch das Cover sagt eigentlich nichts aus, sondern beweist nur, dass es sich nicht um ein Genrestück wie einen Krimi, Fantasy, Horror oder Action geben wird. Man sieht einfach nur ein junges Mädchen, wobei sie in der Erzählung älter ist, als sie auf dem Cover aussieht, auf dem Bett liegen, in ihr Smartphone starren und das einzige was auffällt, neben dem unordentlichen Zimmer, ist, dass sie eine Schärpe mit den französischen Nationalfarben trägt. Eine Schärpe, die eigentlich nur Bürgermeister in Frankreich tragen.

Und genau das ist der Kern der Erzählung. Merci ist der Name der Heldin die etwas rebellisch getan hat und nun bestraft werden soll. Da sie schön öfter über die Stränge geschlagen hat, soll sie nun Sozialstunden absolvieren. Aber nicht in einem Heim, einem Krankenhaus oder bei der Müllabfuhr, sondern in einem Rathaus und soll dort innerhalb einer gewissen Zeit ein Projekt auf die Beine stellen. Man ist also schon etwas von der Richtung überrascht, aber immer noch nicht sonderlich von dem Konzept überzeugt. Schon zu oft hat man in einem vergleichbaren Rahmen eine Coming-of-Age Geschichte gelesen die aufzeigt wie ein rebellischer Teenager die Verantwortung für sein Handeln übernimmt und insofern in die Gesellschaft eingegliedert wird. Und sich auf einer anderen Seite gegen das System behauptet und dennoch seine Individualität bewahren kann.

Man erwartet also eigentlich gar nichts. Und wird gehörig überrascht. Denn immer wieder gelingt es, die klischeehaften Pfade zu verlassen und immer wieder um das Erwartete herum zu gehen. Vor allem gelingt es dadurch, dass Merci weniger eine treibende Kraft ist, sondern vielmehr ein Katalysator für andere Personen darstellt. Ja, wie er watet mischt sie die Lokalpolitik auf, aber das geschieht eigentlich unabsichtlich nebenbei. Das hat mehr was von einem Jaques Tati als einem Louis de Funes und oft reicht ein Satz von ihr aus, der in einer jugendlichen Frechheit geäußert wird, der den Politikern klarmacht wie sehr ihr Leben und ihre Politik in Schemata gefangen sind und alles verkrustet. Es geht weniger um eine Rebellion, sondern darum die Anti-Haltung in etwas Positives umzumünzen wobei gerade das unkonventionelle Denken gefeiert wird. Das kann leicht reaktionär werden, indem dann die Rebellin eingegliedert wird. Aber das wird dadurch umgangen, indem die Umsetzung der Ideen gar nicht durch die Heldin erfolgt. Deswegen ist sie der Katalysator.

All das geschieht so witzig und mit so wundervollen Dialogen das man sich dem Charme der Erzählung gar nicht widersetzen kann. Und was für eine treffende symbolische Szene wurde gefunden, als ein kleiner Vogel in das Zimmer des Richters gerät, sich seinen Ausweg sucht und stattdessen auf dem „An“-Schalter des Ventilators landet, der dann die Akten durch das Zimmer bläst. Keine Rebellion, sondern ein frischer Wind mit unkonventionellem Denken. Alles vereint in einer Szene die gar nicht den Vogel im Fokus hat, sondern sich durchaus eines ernsten Themas annimmt.

Auch wenn die Zeichnungen ein Idealbild eines ländlichen Frankreichs entwerfen und insofern einen leicht utopischen Tenor der Geschichte unterstreichen, so wird das Ernste trotz allen Charmes und Witzes nicht vernachlässigt.

Auch wenn man nichts erwartet hat, so bekommt man doch eine wunderbare Graphic Novel geboten die nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern vor allem gut zu unterhalten weiß. Danke für Merci.


Fazit:
Fantastisch. Man erwartet nichts oder besser eine  Aneinanderreihung von Klischees und wird im besten Sinne positiv überrascht. Starke symbolische Szenen und Gesellschaftskritik geben sich die Hand mit Witz und Charme.

Merci - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Merci

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,99

ISBN 10:
3741602493

ISBN 13:
978-3741602498

64 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Charme und Witz
  • starke symbolträchtige Zeichnungen
  • Vermeidung von Klischees
  • ernstes Thema leicht präsentiert
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 08.06.2017
Kategorie: Alben
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