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Comic-Besprechung - Blacksad - Gesamtausgabe

Geschichten:
Irgendwo zwischen den Schatten
Arctic Nation
Rote Seele
Die Stille der Hölle
Amarillo
Wie Hund und Katze
Den Himmel bespucken

Text: Juan Díaz Canales
Zeichnungen: Juanjo Guarnido
Kolorist: Juanjo Guarnido



Story:
Die Gesamtausgabe enthält alle Blacksad-Geschichten, die zwischen Januar 2001 und April 2014 im Carlsen Verlag erschienen sind, zwei im deutschsprachigen Raum unveröffentlichten 2-Seiter sowie diverse Skizzen und Vorstudien. In „Irgendwo zwischen den Schatten“ muss Blacksad den Mord an seiner ehemaligen Geliebten aufklären und legt sich dabei mit den Mächtigen der Stadt an. In „Arctic Nation“ nimmt der Privatdetektiv den Kampf gegen einen rassistischen Geheimbund auf. In „Rote Seele“ wird Blacksad verstrickt in die machtpolitischen Spielchen einer kleinen Gruppe. In „Die Stille der Hölle“ muss Blacksad einen Heroin abhängigen und untergetauchten Musiker finden und schließlich in „Amarillo“ gilt es einen Mord in der texanischen Stadt aufzuklären. Im Zuge der Ermittlungen stößt er dabei auf einen höchst Sonderbaren Zirkus.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Kurz zur Einführung, da es ja immer noch Comicleser geben soll, die Blacksad nicht kennen. Blacksad ist Privatdetektiv, hat ein schwarzes Fell und eine weiße Schnauze. Denn Blacksad ist ein Kater. So wie auch alle anderen handelnden Personen in dieser Serie Tiere sind. Da gibt es Ratten, Eisbären, Schakale, Löwen, Alligatoren, Schlangen, Vögel, Nashörner und noch vieles mehr. Wer jetzt aufhört zu lesen und denkt „Oh man, bitte keine niedlichen Tiercomics“, der wird vermutlich eine der genialsten Detektivserien, die die 9. Kunst zu bieten hat, niemals kennen lernen.
Denn Blacksad spielt in einer Großstadt zu Beginn der 1950er-Jahre – eine Ähnlichkeit mit New York City ist nicht von der Hand zu weisen. Menschen leben nicht in der Stadt und doch erleben wir eine Parallelität zur Menschengeschichte. Beispielsweise wird in „Rote Seele“ direkt Bezug genommen auf die Kommunistenhatz durch Joseph Raymond „Joe“ McCarthy. Nur heißt der McCarthy bei Canales eben Senator Gallo. 
Mit „Blacksad“ legt das spanische Duo Canales und Guarnido die farbige Version des Film Noir im Comic vor. Ganz im Stil des deutschen Expressionismus arbeitet der amerikanische Film Noir im Wesentlichen mit schwarzweißen Kontrasten. Zwar sind die Geschichten um Blacksad komplett farbig, allerdings spielt der Zeichner im Laufe der Geschichten immer wieder mit den einfallenden Lichtstrahlen, beispielsweise in Räumen, unter einem Blätterdach oder unter dem Mondschein. Der Wechsel der Helligkeitsstufen und die sich daraus ergebenden Farbnuancen gehören zeichnerisch zu den großen Höhepunkten des Bandes.
Wie im Film Noir spielt in „Blacksad“ ein Antiheld die Hauptrollen. Blacksad ist nicht strahlend, nie wirkt er überlegen. Er ist zynisch und desillusioniert. Das wird noch unterstrichen dadurch, dass der Leser seine Gedanken erfährt. Blacksad erzählt uns seine Geschichten – schonungslos und emotionslos. Ein wenig erinnert er manchmal in seinen Handlungen an die düstere Ausgabe von „Batman“ – wie sie uns beispielsweise Frank Miller vorgelegt hat. Dieser Eindruck wird durch ein einzelnes Panel im zweiten Band besonders stark unterstrichen. In diesem Panel schneit es auf die Stadt, Blacksad sitzt auf dem Dach eines Hauses und blickt auf das armen Viertel vor ihm und die Hochhäuser im Hintergrund. Mit seinem Trenchcoat, der im Wind flattert und seinen beiden Katzenohren, die sich gegen die helle Silhouette der Stadt abzeichnen, zieht der Kater tatsächlich aus wie Batman.
Und wie im Film Noir ist der Privatdetektiv ein „Held“, mit einem festen Ziel, für das er seine moralischen Bedenken über Bord wirft. Wenn er eine Bar betritt um die dort anwesenden zu befragen, endet dies in der Regel mit gebrochenen Knochen, blutigen Nasen und Beulen.
Die Haupthandlung bei „Blacksad“ spielt zwar in den 1950er-Jahren, aber aufgrund der komplexen Geschichten, werden erläuternde Rückblenden zu vorhergehenden Ereignissen immer großer Platz eingeräumt. Und auch hier gibt es eine Parallele zum Film Noir, für den Rückblenden zu den häufig angewandten Erzähltechniken zählen. Immer sind es im Comic Ereignisse der Vergangenheit, die das Schicksal der Handelnden beeinflussen.
Man merkt es Canales an, dass er bei „Blacksad“ Spaß an visuellen Eigenarten hatte, wie beispielsweise der Gebrauch von schrägen Kameraperspektiven, extreme Unter- oder Aufsichten. Gerade so, wie es auch im Film Noir Anwendung fand, denn diese Filmgattung liebte es zu experimentieren. Und schließlich sind viele Films Noirs im Milieu sozial benachteiligter Schichten angesiedelt oder stellen unterschiedliche soziale Schichten kontrastierend gegenüber. Was auch bei „Blacksad“ passiert. Jeder Band zeigt das Elend der Stadtbewohner im starken Kontrast zu den Reichen und Schönen – die Stadt ist überfüllt mit Verlierern. Und auf der anderen Seite stehen die Mächtigen. Blacksad ist ein Wanderer zwischen diesen sozialen Schichten, von beiden nicht akzeptiert und beide innerlich ablehnend.


Fazit:
Endlich hat der große Überraschungserfolg „Blacksad“ die ihm würdige Gesamtausgabe bekommen. Der voluminöse Band, der im Zuge des Jubiläumsprogramms „50 Jahre Carlsen Comics“ erscheint, ist hochwertig gemacht. Papier, Druck, Lesebändchen, farbiges Vorsatzpapier machen die Gesamtausgabe nicht nur inhaltlich zu einem Schmuckstück. Mit dieser Ausgabe avanciert "Blacksad" zu einem modernen Klassiker!


Blacksad - Gesamtausgabe - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Blacksad - Gesamtausgabe

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 49,99

ISBN 13:
978-3-551-74775-4

308 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Edle Aufmachung
  • Komplexe Geschichte
  • Ausgefeilte Charaktere
  • Anleihen an den Film Noir
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 03.07.2017
Kategorie: Alben
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