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Comic-Besprechung - Der Sommer ihres Lebens

Geschichten:
Text: Thomas von Steinaecker
Zeichnungen: Barbara Yelin


Story:
Gerda Wendt lebt in einem Altersheim. Sie ist an den Rollator gebunden und schlurft sich durch ihr Leben, das geprägt ist von den regelmäßigen Mahlzeiten, Pflegepersonal, das für Ordnung und einen ungestörten Tagesablauf sorgt sowie ihren Mitbewohnern, die vor dem Fernseher sitzen oder teilweise verwirrt umherirren. In dieser trostlosen, finsteren Welt, sind ihre Erinnerungen das Licht, dass sie durch den trüben Tag führt. Sie denkt zurück an ihre Schulzeit in den 1950er Jahren, als sie Außenseiterin war, weil sie vor allem den Jungs so überlegen war in Mathematik – zu jener Zeit eine Unmöglichkeit. Sie erinnert sich an ihr Studium der Astrophysik, bei dem sie durch besondere Leistungen auffiel, an ihre große Liebe und wie sie dafür ihren Weg aufgab. Wie sie ihn wieder aufnahm, nach der Scheidung und wie glücklich sie damit war.



Meinung:
Endlich wieder ein neuer Band von Barbara Yelin. Die deutsche Ausnahmekünstlerin hatte zuletzt mit „Vor allem eins: Dir selbst treu sein“ die Biographie der jüdischen Schauspielerin Channa Maron vorgelegt. Yelin scheint Gefallen daran gefunden zu haben, die Lebenswege ungewöhnlicher Frauen darzustellen. Der neue Band ist da keine Ausnahme.
Wobei wirklich neu ist die Geschichte um die Physikerin Gerda Wendt nicht. Seit Oktober 2015 sind auf hundertvierzehn.de, dem Online-Magazin des S. Fischer Verlages, die in dem Band abgedruckten fünfzehn Episoden von »Der Sommer ihres Lebens« bereits publiziert worden. Die einzelnen Kapitel sind in der Regel drei Seiten lang und werfen ein einzelnes Schlagschlicht auf die Biographie von Gerda Wendt.
Über die zeichnerischen Qualitäten von Barbara Yelin müssen wir an dieser Stelle kein Wort verlieren. Sie hat ihr Talent bereits vielerorts gezeigt und wurde dafür auch 2016 mit dem Max-und Moritz-Preis ausgezeichnet. Nur ein Wort: Ihre verschwommenen Panels, die aquarellartige Kolorierung, in der die Welt, die Realität wegzufließen scheint, geben den morbiden Charakter der Geschichte vortrefflich wieder. Die Vergangenheit verschwindet in ihren Bildern mitunter unter einem Schleier des Vergessens. 
Wer im Zusammenhang mit der 9. Kunst den Namen Thomas von Steinaecker, der die sensiblen und feinfühligen Texte liefert, noch nicht vernommen hat, soll sich nicht wundern. Der 1977 geborene Schriftsteller und Regisseur hat mit „Der Sommer ihres Lebens“ seinen ersten Comic geschrieben. Die Liste seiner Auszeichnungen ist lang, darunter u.a. die Nominierung zum Deutschen Buchpreis.
Die Erfahrung die Steinaecker bereits als Schriftsteller gesammelt hat, kommen der Geschichte um Gerda Wendt zugute. Er schildert uns die Geschichte einer Frau, die auf der Suche ist nach einem glücklichen Leben. Sie sieht ihr Leben in einem strengen Korsett verlaufend. Nichts ist dem Zufall überlassen, jeder, der sich in einem Zimmer oder einem Flur, der nicht der seine ist, befindet, wird in sein Reich zurückgebracht. Dem gegenüber stehen ihre Erinnerungen, stehen Bilder von Campingurlauben und dem Aufbegehren gegen herrschende Regeln. Gerda Wendt, die es in ihrem Leben allen Zweiflern bewiesen hat, wozu sie im Stande ist, muss sich nun in die strengen Regeln des Alltags im Altenheim unterziehen.
Die Umarbeitung der Geschichte vom Web zwischen zwei Buchdeckel hat gut funktioniert. Wer sich beides ansieht, mag entscheiden, welches das bessere Medium ist. Ich mag mich nicht entscheiden. An manchen Stellen im Buch wünschte ich mir die scheinbar etwas größeren Bilder des Web, um dann wenige Seiten später – beispielsweise im Kapitel 10 bei der großen Schemazeichnung – den Gesamtüberblick, den mir das Buch ohne scrollen gibt, zu favorisieren.



Fazit:
„Der Sommer ihres Lebens“ ist eine wunderschön gezeichnete Geschichte, die eine der entschiedensten Fragen unseres Daseins nachgeht. Yelins Artwork verführt zum immer wieder betrachten und versinken.


Der Sommer ihres Lebens - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Sommer ihres Lebens

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 20

ISBN 13:
978-3-95640-135-0

80 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Schönes Artwork
  • Sensible Texte
  • Hintersinnige Geschichte
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 23.10.2017
Kategorie: Alben
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