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Comic-Besprechung - Spaghetti Bros 1

Geschichten:
Spaghetti Bros 1
Autor: Carlos Trillo, Zeichner: Domingo Mandrafina


Story:
Die Centobucchi sind eine merkwürdige Familie. Der jüngste Sohn kam während der Überfahrt aus Italien nach Amerika zur Welt. Als die Mutter 1910 im Kindbett stirbt, zieht sich Antonio den ewigen Hass des ältesten  Bruders Amerigo zu, der ihn für den Tod der heißgeliebten Mutter verantwortlich macht. Doch auch die späteren Lebenswege der Geschwister sorgt für ordentlichen Zündstoff untereinander. Während Amerigo ein brutaler Gangsterboss ist, hat sich Frank für den Beruf des Priesters entschieden, während Antonio ein Polizist wurde. Deren Schwester Caterina hat unter einem Pseudonym Karriere im Film gemacht, während die andere Schwester Carmela anscheinend nur ihren Haushalt versorgt. Doch jeder von ihnen schleppt ein Geheimnis mit sich herum.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Carlos Trillo ist ein meisterhafter Autor, der leider schon 2011 verstarb, aber schon viele bemerkenswerte Serien erschaffen  hat. Aber an ihm wird auch deutlich, dass es eine spanischsprachige Schule der Comics zu geben scheint, da er sich ein paar Merkmale mit Sprachgenossen teilt. Da wäre zum einen das Faible für zwielichtige Charaktere, ein Hang zu Gewalt und Sex, ein sozialkritischer Kommentar und einen bösen schwarzen Humor, was alles in hart kontrastierten schwarz-weißen Zeichnungen präsentiert wird. Deswegen kann man manche Serien miteinander verwechseln und auf den ersten Blick wirkt
Spaghetti Bros wie ein neues Werk von Jordi und Bernet, welche Torpedo geschaffen haben.

Aber auf den zweiten Blick werden die Unterschiede und die individuellen Stilmerkmale sowohl des Autors als auch des Zeichners Mandrafini deutlich. Was übrigens auch den Inhalt betrifft. Auf den ersten Blick scheint es nichts Neues zu sein, eine Familiensaga zu erzählen die hauptsächlich von Gangstern handelt. Der Pate lässt grüßen und viele Comics wie etwa Blut und Schweigen oder Hell`s Kitchen, und, und, und. Doch ist nur einer der fünf Geschwister ein Gangster aus dem Lehrbuch. Der eine Bruder ist ein Priester und der andere ein Polizist. Was wieder Assoziationen zulässt an bereits bekannte Muster aus dem Gangsterfilmgenre. Aber hier kommen noch zwei Schwestern vor: die eine ist eine Filmschauspielerin und ein Star, während die andere eine vermeintlich brave Ehefrau und Mutter ist.

Alle Mitglieder dieser Familie suchen ihren Weg. Auch in Abgrenzung zu ihren Geschwistern. Deren Beziehungen untereinander sind oft von einer Art Hassliebe geprägt die auch ungesunde Wege gehen kann. Aber immer wieder schlägt die Erzählung Volten und weiß auch den versierten Genrekenner zu überraschen. Sei es nun das eindeutig ödipale Verhältnis des Gangsters zu seiner Mutter oder das sich der Schwerpunkt der Erzählung weg von dem Mafiosi  immer weiter hin zu dem Priester verschiebt. Zudem gibt es neben den dramatischen Aspekten, bei denen aus geschwisterlicher Liebe und Solidarität auch mal die eigenen Grundsätze gebrochen werden, immer wieder einen ziemlich schwarzen Humor. Aber einer der größten Stärken des Bandes ist die scharfe Charakterisierung weswegen eine hohe Dynamik vorherrscht und das Vergnügen hoch hält.

Die Charaktere sind im Grunde weit ab von einem Gut und Böse Schema. Denn sie sind beides. Trotz teils sehr schrecklicher Taten umweht doch alle mehr als ein Hauch von Tragik und das macht sie so faszinierend und spannend, da man nie wirklich sicher sein kann, wie sie reagieren werden, da sie sich dem Klischee verweigern. Es ist zudem spannend zu lesen, wie sie versuchen, sich aus Verstrickungen zu befreien, was sie oft auch immer fester fesselt, weswegen auch ein starker Hauch von Noir das Buch durchweht.

Der Stil von Mandrafina erinnert teils sehr an Bernet, kann aber auch die Gesichter in das cartooneske verzerren. Leider wird das starre Panelsystem nur selten aufgegeben, aber immerhin werden die Rückblenden sehr geschickt betont, indem die Umrisse der Figuren und des Settings ausgebleicht und unscharf wirken. Auch wird viel mit Aussparungen gearbeitet welche nicht nur die Spannung schüren, weil man als Leser wissen will, was die Charaktere gerade sehen, sondern bereiten auch manchmal Überraschungen vor, weil sie in Pointen enden. Ebenso spricht für das gute Timing, wenn ein etablierter Running Gag einmal umgedreht wird, bevor er abgeschmackt wirkt und später als Slapstick eine wunderbare Auferstehung feiert.

Hier liegt wahrlich ein starker Auftakt vor, der mit vielen Referenzen arbeitet und einfach Spaß macht. Dieser auf drei Bände konzipierten Familienchronik wird man noch gerne folgen.



Fazit:
Ein starker Auftakt. Die fiktive Familienchronik beginnt 1910 und kann durch die gelungene Charakterisierung und die daraus resultierende Dynamik punkten. Aufgelockert werden einige der brutalen Ereignisse durch einen schwarzen Humor. Zugreifen.


Spaghetti Bros 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Spaghetti Bros 1

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Erko-Verlag

Preis:
€ 19,95

ISBN 10:
9089821341

ISBN 13:
978-9089821348

196 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Charakterisierungen
  • Raum für Entwicklungen
  • schwarzer Humor
  • Spiel mit Klischees
  • Abweichung von Gut-und-Böse Schema
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 05.02.2018
Kategorie: Alben
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