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Comic-Besprechung - Apostata – Integral 1

Geschichten:
Der purpurne Fluch
Die Hexe
Argentoratum
Text und Zeichnungen: Ken Broeders


Story:
Wir schreiben das Jahr 363. Der junge Julianus wird von seinem Onkel, Kaiser Constantius II, als Cäsar des Westens nach Gallien geschickt. Er soll dort den Vormarsch der Alemannen aufhalten. Diese streben danach, über den Rhein hinaus ihren Einfluss auf Gallien zu erweitern. Julianus merkt schnell, dass sein integrander Onkel nur eines im Schild führt: die Lorbeeren der erwarteten Siege für sich einheimsen und sich danach seines lästigen Neffen entledigen. Dabei ist Constantius II nicht der einzige, der ehrgeizige Pläne mit dem jungen Mann hat. Da ist beispielsweise noch die verführerische Primigenia, die ganz eigene Visionen von ihrer und Julianus Zukunft hat. Wie in einem Krokodilbecken muss sich der Cäsar des Westens zwischen den Integranden bewegen. Und noch etwas erschwert seine Situation: das Christentum, von Constantius stark gefordert, will ihm nicht so recht passen. Er träumt von einem harmonischen Miteinander des christlichen Gottes und seiner Götterwelt. In Gallien schließlich angekommen, muss Julianus feststellen, dass das antike Köln bereits von den germanischen Horden vernichtet wurde. Kurzentschlossen stellt er sich an die Spitze des Heeres und ist bei allen Kämpfen in vorderster Front mit dabei. Der Respekt seiner Soldaten, die für ihn in die Schlacht gehen, trägt ihn von Sieg zu Sieg.


Meinung:
„In letzter Instanz besitzt Julianus etwas Unbegreifliches. Immer wenn man denkt, dass man seine Motivation versteht, entgleitet er einem. In so einem Moment muss man seine historische Besserwisserei vergessen und sich der Phantasie überlassen“, schreibt der Historiker Jona Lendering im Nachwort des Bandes. Der belgische Zeichner Ken Broeders nutzt diese Lücke in der historischen Überlieferung vortrefflich für seine Serie „Apostata“. Er entwirft einen Julianus, wie er tatsächlich gelebt haben könnte. Ein junger Mann, der zunächst lediglich Spielball verschiedener Interessen ist und nach und nach an Profil gewinn.
Broeders, 1970 in Antwerpen geboren, ist hierzulande vor allem durch seine Serien „Tyndalll“ und „Jenseits des Steins“ (beide Arboris Verlag) bekannt. 2009 erschuf er die Serie „Apostata“. Der Serientitel gibt auch den inhaltlichen Schwerpunkt wieder. Als „Apostata“ („Abtrünniger“) wird das christliche Verdammungsurteil bezeichnet, dass die Menschen bestrafte, die nicht im Sinne der Kirche handelten. Julianus war ein solcher Fall und über ihn wurde eben jenes Urteil nach seinem Tod verhängt. Broeders skizziert eine Welt, in der der heidnische Götterglauben sich ein letztes Mal erhebt, um gegen den monotheistischen Gott zu rebellieren. Dabei zeigt der Künstler das, woraus es ankommt: es geht schon im alten Rom in religiösen Fragen stets um Macht und Einfluss.
Denn Abenteuer, Mystik und Historie sind die Merkmale dieser Geschichte, von der im Oktober 2016 der siebte und gleichzeitig letzte Teil in Holland erschienen ist. Broders schafft es dabei ein Bild spätrömischer Wirklichkeit zu entwerfen. Er ist um Authenzität bemüht, dringt vorsichtig in die Wissenslücken ein und füllt sie mit seiner Phantasie. Das macht er sehr geschickt und der Leser vermag nicht auf Anhieb zu unterscheiden, was historisch belegte Fakten sind und wo der Szenarist etwas eigenes entwickelt hat.
Es ist eine Menge Stoff und viele Verwicklungen, die Broeders in seiner Serie verarbeitet. Der Leser ist nicht nur deshalb gut beraten aufmerksam zu folgen. Vielmehr entwickelt der Künstler eine große Sympathie für abrupte Orts- und Personenwechsel. Wer hier nicht aufpasst, muss schnell mal zurückblättern. 
Graphisch ist die Arbeit des belgischen Künstlers bemerkenswert. Broeders arbeitet immer direkt in Farbe, mit Acryl, Plakatfarbe und/oder Aquarell. Das gibt seinen Panels eine ganz eigene Ausdruckskraft, bei denen die Panels sanft von innen leuchten.
Die Aufmachung entspricht den bereits vorliegenden Integral-Bänden aus dem Verlag Kult Comics. Das bedeutet vor allem eine gute Bindung, guter Druck und schönes Papier. Das Nachwort sowie die zusätzlichen Zeichnungen am Ende des Bandes runden den positiven Gesamteindruck ab.


Fazit:
Es ist mutig vom Verlag, eine im deutschsprachigen Raum unbekannte Serie gleich als Integral herauszubringen. Aber die Qualität der Serie rechtfertigt diesen Schritt. Überzeugende Charaktere in einer spannenden Handlung, die so weit wie möglich mit den historischen Fakten harmonisiert.



Apostata – Integral 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Apostata – Integral 1

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Kult Comics

Preis:
€ 29,95

ISBN 13:
978-3-946722-59-5

160 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Überzeugende Charaktere
  • Tolle Farben
  • Gute Aufmachung
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2.33
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 16.06.2018
Kategorie: Alben
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