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Comic-Besprechung - Bitter Root 1: Familiengeschäfte

Geschichten:
Bitter Root 1: Familiengeschäfte
Autor: David F. Walker, Chuck Brown, Zeichner: Sanford Greene, Colorist: Rico Renzi, Sanford Greene


Story:
Harlem 1924. Nach einer Tragödie haben sich in der Familie Sangerye Risse aufgetan und die Cousins und Cousine halten sich emotional auf Distanz. Andere haben eigene Wege gesucht und vermeiden den Kontakt. Das wäre für jede Familie traurig, aber die Sangeryes sind eine ganz besondere: sie jagen Monster. Als nun ungewöhnliche Gegner auftauchen, brauchen die in Harlem wohnenden Mitglieder jede Hilfe die sie kriegen können.


Meinung:
Für einige Wissenschaftlicher gilt die hier gerade erst gestartete Serie Bitter Root als ein typisches Beispiel für den Afrofuturismus 2.0. „Afro…, was?“, mögen sich jetzt viele denken. In den vielen Nachworten zu der eigentlichen Geschichte wird das näher erläutert. In einem sehr wissenschaftlichen Ton und vielen Fachvokabeln. Wer sich damit auskennt, wird das sehr interessant finden und es ist sogar sehr lobenswert, dass nicht einfach nur ein lobendes Nachwort vorhanden ist, sondern auch eine Deutung und eine wissenschaftliche Einordnung in eine vorhandene Strömung. Wobei man das Gefühl nicht loswird das hier durch die Wissenschaft etwas aufgewertet wird was eigentlich dafür nicht genügend Substanz hat. Nimmt man aber den Kern des Afrofuturismus, so sind der Band und die Serie da schon zugehörig.

Im Grunde geht es darum das schwarze KünstlerInnen innerhalb von Genreregeln, in einer Art die nicht propagandistisch sein soll, Themen wie Rassismus, Ignoranz, Vorurteile, gesellschaftliche Benachteiligungen, kulturelle Abgrenzung, etc. thematisiert werden. Im Grunde werden also Themen der „Rasse“ innerhalb eines Genres mit einer dazu passenden Geschichte behandelt. So wie etwa letztlich in den Horror-Filmen Get Out und Wir. Wenn aber in einem Nachwort der Horror an sich mit der Furcht vor dem anderen, dem Monströsen komplett mit Rassismus gleichgestellt wird, so schießt das am Ziel vorbei.

Dieser Kern des Afrofuturismus ist hier also vorhanden. Nicht nur sind die Autoren und Zeichner schwarz, sondern auch deren Protagonisten sind allesamt schwarz und die wenigen Weißen sind Rassisten, brutal und mit einer einzigen Ausnahme kann man ihnen nicht trauen. Die eigentliche Story besteht aus einer gradlinigen Horroraction wie man sie im Zuge von Hellboy schon tausendmal gelesen hat. Eine Familie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Monster zu jagen, zu reinigen und notfalls zu töten. Das ist der Kern der Geschichte und es hat nun nicht wirklich Substanz. Aber was ist dort der Afrofuturismus? Die Monster sind keine Wesen aus der Hölle, aus dem Weltraum oder radioaktiv verstrahlte Tiere, sondern Menschen deren Seele verdorben ist, was sie zu Monstern werden lässt. Hass, Fanatismus, Rassismus und andere Sünden lassen ihre Seelen verdorren und sie werden auch äußerlich zu Monstern. Da passt es zu der Bewegung dass Schwarze diese bekämpfen und atmet gleichzeitig den Hauch der Blackploitation aus den 1970ern.

Allerdings spielt die Geschichte in den 1920ern in Harlem, was auch durchaus Sinn macht. Denn zu der Zeit war das Stadtviertel weitgehend abgeschottet von anderen was eine eigenständige kulturelle Entwicklung begünstigte. Andererseits gab es auch damals schon Rassenkrawalle und in den Südstaaten war der Ku-Klux-Klan äußerst aktiv. Alles kommt hier vor und auch wenn es historisch gesehen in der Vergangenheit spielt, sind Bezüge zu dem Jetzt unübersehbar. Dieser Subtext ist in der Tat sehr interessant, hätte aber weiter ausgebaut werden können. Doch hier geht es vorrangig um Action. Das wird durch einen teils subtilen Humor unterstützt, aber manchmal wäre gerade in Bezug auf die Action weniger mehr gewesen und man hätte mehr Raum für die Charaktere gehabt die so leider sehr flach bleiben. Immerhin verleihen die Zeichnungen, die deutlich vom Manga beeinflusst sind, dem ganzen etwas sehr dynamisches. Aber der Anspruch und das gelieferte fallen etwas auseinander. Dennoch macht die Lektüre Spaß.


Fazit:
Monsteraction mit subtilem Humor und interessantem Subtext der es manchmal etwas an charakterlicher Tiefe und Substanz fehlt. Die interessanten wissenschaftlichen Beiträge in den Nachworten unterstreichen das nur. Dennoch unterhaltsam.


Bitter Root 1: Familiengeschäfte - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Bitter Root 1: Familiengeschäfte

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter

Preis:
€ 24

ISBN 10:
3962194738

ISBN 13:
978-3962194734

160 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • unterhaltsame Monsteraction
  • interessanter Subtext
  • dynamische Zeichnungen
Negativ aufgefallen
  • flache Charaktere
  • weniger Action wäre mehr gewesen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
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Rezension vom: 29.01.2020
Kategorie: Alben
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