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Ein neues Comic-Label: Egmont Graphic Novel
Im Oktober 2013 starten die Egmont Verlagsgesellschaften ein neues Label. Vorhang auf für Egmont Graphic Novel! Das erste Programm umfasst sieben außergewöhnliche Titel - allesamt Comics, die als Literatur im Sinne feinster Belletristik oder bester Sachbücher verstanden werden wollen. Bernd Glasstetter hat sich mit Alexandra Germann über das neue Label unterhalten. Ihr findet hier das Interview. Mehr zum neuen Label findet Ihr auch in unseren News...

Egmont betreibt mit EMA und der ECC bereits zwei Comic-Labels. Warum wird das dritte Label eingeführt?

Alexandra Germann: Mit unserem neuen Label Egmont Graphic Novel setzen wir ein eindeutiges Zeichen für die Vielfalt des Comicmarktes. Das Segment der "Graphic Novels" erfreut sich im Buchhandel - nicht nur im Comicfachhandel - wachsender Beliebtheit und diese spezielle Comic-Spielart trifft auf das Interesse ganz anderer und neuer Leser. Diese beiden Aspekte konnten wir anhand eines wachsenden Konkurrenzangebots gut beobachten und analysieren. Das Segment hat in der letzten Zeit immer weiter an positiver Resonanz gewonnen. Dem möchten wir mit unserem neuen Label Rechnung tragen. Wir hatten immer schon vereinzelt Graphic Novels in unserem existierenden Comic-Programm, neu ist nun, dass wir dem Segment mit einer eigenen Bühne noch mehr Raum geben möchten.

Wo liegt der Unterschied zwischen den Comics der ECC und den Graphic Novel der EGN?

Alexandra Germann: Alle Graphic Novels sind Comics, aber nicht alle Comics sind Graphic Novels. In unserem Comic-Programm veröffentlichen wir neben den Comic-Evergreens aus dem Disney-Universum, Asterix und Lucky, einige sehr klassische franko-belgische Comicserien, Einzelalben und Gesamtausgaben, die sich alle dadurch auszeichnen, dass sie von in sich abgeschlossenen Welten erzählen und sich eher selbst-reflexiv verhalten. Die Welt der Comics ist oftmals mit einem "Spezialwissen" verbunden. Dies ist ein Zug, der viele Comic-Fans gerade deshalb auch sehr für das Medium begeistert, aber vielen Neu-Interessierten den Zugang erschwert, denn es braucht vermeintlich eine ordentliche Portion dieses Wissens, um die Comiclektüre in vollen Zügen genießen zu können, daher wagen sich Comic-Neulinge oftmals nicht viel weiter vor als bis zu den bekannten Titeln. Unsere Graphic Novels sind allesamt Einzelbände, sie haben unterschiedliche Formate und Umfänge, die aber von vornherein dem Buchkäufer aus der Belletristikabteilung schon vertraut sein dürften, allein die Haptik und Optik verbreitet also schon eine bekannte Wohlfühlatmosphäre. Außerdem bieten wir eine große Bandbreite an Themen, unter denen jeder ein passendes Lektüreerlebnis finden kann. Wir haben uns hinsichtlich der Themenauswahl nicht viele Vorgaben gesetzt - ein unglaublich tolles Abenteuer der Programmauswahl liegt hinter uns und wir freuen uns jeden Tag über jeden einzelnen Titel des ersten Programms! 

Welche Titel werden im ersten Programm vertreten sein und was ist deren Besonderheit?

Alexandra Germann: Wir starten mit 7 Titel in unserem Herbstprogramm:
Besonders freut uns, dass sich in unserem ersten Graphic Novel Programm ein Künstler wiederfindet, der schon früher vielfach als verlegerischen Hafen im deutschsprachigen Raum Egmont angesteuert hat. Miguelanxo Prado wurde gerade in Barcelona auf dem Salon del Comic für seine erste Graphic Novel "Ardalén" ausgezeichnet. In seinen unverwechselbaren Bildern fängt er ein, wie Erinnerungen unser Leben formen, wie sie Einfluss nehmen auf unser Tun, auf unser Sein - im Guten wie im Schlechten. "Ardalén" hatten wir bereits unter Lizenz als wir erst begonnen hatten, unser neues Label zu planen. Glücklicherweise passt der Titel nun am Ende hundertprozentig in unser neues Label.
Etienne Davodeau wagt in seiner dokumentarischen Graphic Novel "Die Ignoranten" ein skurril-faszinierendes Cross-Over: Ein Comiczeichner erlernt bei einem Winzer die Geheimnisse der Weinproduktion und weiht im Gegenzug den Weinproduzenten in die Profession des Comicmachens ein. Ganz nebenbei wächst beim Lesen das Wissen über Weinanbau und über die Entstehung eines Comics. Ein Plädoyer für das Ausbilden des eigenen Talents, für die Liebe zum Detail und die Leidenschaft zum Beruf!
Unternehmer David Cantolla, Autor der spanischen Graphic Novel Scheitern als Erfolg, weiß von was er spricht, wenn er aus seiner ganz persönlichen Sicht über die Finanzkrise und Unternehmenskonkurs erzählt. David Cantolla gründete eine erfolgreiches Internet-Start-up, muss nach einigen satten Jahren Konkurs anmelden und steht plötzlich mit 21 Millionen Euro Schulden da. Seine Kreativität verhilft ihm erneut zum Erfolg: Er erfindet eine international bekannte Zeichentrickserie. Diese wahre Erzählung aus Spanien berichtet auf humoristisch-hintersinnige Weise und trügerisch locker gezeichnet von Juan Días-Faes, von den Auswirkungen der Finanzkrise auf den Einzelnen und von der Macht der eigenen Schaffenskraft. Der Band trägt den sympathischen Untertitel "Kung Fu für Unternehmer"!
Die schwarz-weißen Zeichnungen Nate Powells in der zeitgeschichtlichen Graphic Novel "Das Schweigen unserer Freunde" ziehen durch ihre Eleganz, ihre Dynamik und ihre Klarheit in ihren Bann. Powell ist eines der vielversprechendsten Talente der amerikanischen Comicszene. Autor Mark Long und Co-Autor Jim Demonakus liefern das semiautobiographische Szenario zu dieser packenden Geschichte aus der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Die Mischung von Realität und Fiktion erlaubt den Künstlern einen Blick auf Rassismus und Zivilcourage aus verschiedenen Blickwinkeln. Ein wichtiges Zeugnis gegen Gewalt!
Der Verleger Mark Siegel hat mit Sailor Twain bei seinem eigenen Verlag FirstSecond eine überraschende und atmosphärische Graphic Novel vorgelegt. Sailor Twain ist die Geschichte eines Bootskapitäns auf dem Hudson, eines verfluchten, französischen Edelmanns, einer Schriftstellerin und einer Meerjungfrau mit einem dunklen Geheimnis. Sailor Twain ist vieles auf einmal: Ein dunkles Märchen, eine Liebesgeschichte und ein gekonntes Spiel mit Verweisen auf die Weltliteratur.
Nobelpreisträger Richard Feynman gehört zu den berühmtesten amerikanischen Wissenschaftlern des 20. Jahrhunderts. Legendär wurden seine Vorlesungen zur Physik, die er als hervorragender Redner sehr breitentauglich anlegte. Die Graphic-Novel-Biografie "Feynman" - geschrieben von Jim Ottaviani und gezeichnet von Leland Myrick - schildert das Leben des Physikers, von seiner Kindheit in Long Island bis zu seinem Tod. Immer wieder schimmert dabei die menschliche Seite des großen Denkers hervor, etwa bei dem naiven Zeitvertreib Safes zu knacken, oder seine musikalische Vorliebe für Bongos. Und nebenbei fungiert der Band auch als Einstieg in die komplexen Überlegungen zur Quantenphysik, die nachvollziehbar aufgezeigt werden.

Gewinnerin unseres Comic-Stipendiums 2012, Olivia Vieweg, entwickelt ihr damals eigereichtes Projektkonzept zum Thema "Heimat 2.0" zu einer Graphic Novel weiter. "Antoinette kehrt zurück" heißt ihre Graphic Novel, die in unserem ersten Programm den Auftakt gibt für die Zusammenarbeit mit deutschen Zeichnern, die wir kontinuierlich verfolgen möchten [Anmerkung: Dies ist eine eindeutige Einladung an junge und etablierte Zeichner und Autoren: Schickt uns Eure Graphic Novel Projekte - sie finden gesteigerte Beachtung]. Das Buch handelt von einer jungen Frau, die sich hin und her geworfen fühlt zwischen Identitätssuche, der Definition von Heimat, dem Drang nach Wahrheit und dem Wunsch das richtige Leben im falschen zu führen. Ein Kaleidoskop unseres modernen Lebens!
Jeder Titel findet bereits in der Vorbereitungsphase in unserem eigenen Hause, in unterschiedlichen Interessenlagern begeisterte Leser - unsere Redaktionsexemplare sind ständig in anderen Büros unterwegs - ein schönes Gefühl und erste Bestätigung für eine vielfältige Auswahl!

Warum haben aus Eurer Sicht einige Buchhändler Schwierigkeiten Comics als weitere Literaturform wahrzunehmen? Und wie weit hilft hier der Kunstbegriff "Graphic Novel" weiter?

Alexandra Germann: Graphic Novel klingt - das muss man dem Begriff zugestehen - "seriöser" als der Terminus Comic, der sich hierzulande immer schon schwer tat, allein um des Begriffes willen. In einer vorangehenden Antwort erwähnte ich zudem die Selbstreflexivität vieler Comic-Welten. Diese stellt eine inhaltliche Hürde für viele Leser, aber auch Buchhändler dar. Graphic Novels helfen diese Hürde durch einen salonfähigen Begriff einerseits und andererseits durch  "lesernahe" Themen zu überwinden. Die Themenvielfalt, die unser Graphic Novel Programm auszeichnet, soll einladen zum Stöbern und entdecken verschiedenster Variationen der grafischen Literatur. Eine schöne Abwechslung für Belletristik- und Sachbuch-Leser, die eine visuelle Herausforderung suchen! Wir hoffen natürlich, dass der ein oder andere Graphic-Novel-Leser dauerhaften Geschmack an der Text-Bild-Verbindung entwickelt!

Ist eventuell auch das Format ein wichtiger Faktor bei den Graphic Novels? Denn die Graphic Novels erinnern in der Regel eher an klassische Bücher.

Alexandra Germann: Auf jeden Fall ist das Format sehr wichtig! Allein das - im Unterschied zu den Comic-Alben - "gewohnte" Buchformat strahlt sicheres Terrain aus auf dem sich Buchkenner gefahrlos bewegen können. Die großen Alben sondern sich schon durch ihr Äußeres ab vom restlichen Buchmarkt. In unserem Graphic Novel Programm orientieren wir uns oft am Originalformat. Hier und da variieren wir die Ausstattung, aber immer mit viel Bedacht, um die Balance von Inhalt und äußerer Form zu wahren.

Neben der Einführung des neuen Labels habt Ihr auch die Umbenennung von der "Ehapa Comic Collection" in die "Egmont Comic Collection" angekündigt. Auch EMA, einstmals "Egmont Manga & Anime" heißt seit einiger Zeit "Egmont Manga". Wie kam es zu dieser Umbenennung?

Alexandra Germann: Im Zuge eines Relaunches unserer sämtlichen Imprints innerhalb der Egmont Verlagsgesellschaften war unser Ziel einen einheitlichen bzw. konsistenten Auftritt unserer Label zu generieren. Alle unsere Imprints beginnen mit dem Konzernnamen Egmont, danach folgt der Bereichsname: Egmont Lyx, Egmont Ink, Egmont Schneiderbuch, Egmont Balloon - so haben wir uns für die Umbenennung der Ehapa Comic Collection in Egmont Comic Collection entschieden. Außerdem war es längst überfällig das nicht mehr mit Leben gefüllte Anhängsel "& Anime" abzuhängen - wir haben keine Animes (mehr) im Programm.

Wie schwierig war es bei der Neubenennung die alten Abkürzungen EMA und ECC beizubehalten?

Alexandra Germann: Mit Egmont Manga können wir weiterhin mit unserer liebgewonnenen Abkürzung "EMa" arbeiten, was uns und unsere treuen Manga-Fans freut. Bei der Egmont Comic Collection ist die Abkürzung ECC weniger relevant in der Außenkommunikation, bleibt aber ebenfalls gleich. Vielleicht sticht für die am Detail interessierte Comic-Szene der Unterschied zu unserer Schwester, dem Ehapa Verlag, nun etwas deutlicher hervor als in der Vergangenheit - nochmals langsam, zum Mitschreiben: Die Egmont Comic Collection (Teil der Egmont Verlagsgesellschaften in Köln) verlegt Comic-Bücher, unsere Kollegen des Ehapa Verlags in Berlin verlegt Zeitschriften und Comic-Alben im Softcover-Einband - gemeinsame Schnittmengen unserer beiden Häuser sind bekanntlich die Disney-Comics, Asterix und Lucky Luke. Wir freuen uns in jedem Fall, dass wir nun alle Imprints unseres Hauses frisch und konsequent einem Relaunch unterzogen haben.


Special vom: 16.04.2013
Autor dieses Specials: Bernd Glasstetter
Kategorie: Allgemein
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