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Zebra Newsletter 32

ERLANGEN
Stars! Skandale! Sex! Und etwas Regen! Der 17. Comic-Salon Erlangen bot alles, was man heutzutage von einem zünftigen Festival erwartet.

Auf der regelmäßigen Leistungsschau aktueller Jubiläen, jüngster Neuerscheinungen, neuester Ausgrabungen und geschickt überspielter Animositäten trafen sich wieder fast alle, die Rang und Namen in der Branche haben, um sich auszutauschen, gut zu verkaufen und gemeinsam abzuhängen.
Gratulation jedem, der die Fachgespräche, die Ausstellungsmeile, den Signier-Marathon und die direkten Kunden-Kontakte heil überstanden hat.

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Abb.1: Seltsame Begegnung der dritten Art

Als im Rahmen der Veranstaltung demonstrativ von einem deutschsprachigen Autoren/Zeichner die Rede war, der schon länger tätig, aber trotzdem hierzulande nahezu unbekannt ist, dachte manch einer in der ZEBRA-Redaktion überrascht, unser Hauszeichner Rudolph Perez (ZEBRA 1 ff.) hätte uns verschwiegen, dass er in Erlangen groß rauskommen würde. Erst als bekannt wurde, dass der prominente Gast einer der produktivsten der Gilde ist (65 Alben!), war klar, dass es sich nicht um Perez (1 Album) handeln konnte.
Dann musste es natürlich Andreas sein (RORK, CAPRICORN, CROMWELL STONE). In den 1970er Jahren ging er nach Belgien, um am Institut Saint-Luc «bandes dessinées» zu studieren, und schon kurz darauf wurden seine Stories im Journal Tintin abgedruckt. Die ZEBRA-Crew entdeckte sein Oeuvre bereits in den Achtzigern. Wenn man genau hinschaut, kann man die Einflüsse seines präzisen Strichs und seiner okkulten Themen im Frühwerk von ZEBRA-Mitarbeiter Ludwig Kreutzner finden (vgl. ZEBRA 1 bis 7) - behauptet Kreutzner jedenfalls,
Andreas betrachtet sich nicht als überragenden Zeichner, sieht Comics aber als 'sein' Medium, dessen Bildsprache er wie kaum ein Zweiter beherrscht und in gewagten Perspektiven, extremen Panelformaten und kühnen Seiten-Layouts ausreizt. Im fortgeschrittenen Alter will er zwar keine zwanzigteilige Serie mehr anfangen, sondern nur noch Einzelbände kreieren, "höchstens Trilogien", aber er will nicht aufhören zu zeichnen.

Aufreger der Max und Moritz-Gala am Salon-Freitag war, dass der Autor des prämierten Kindercomics KISTE, Patrick Wirbeleit, den Preis ablehnte, weil seine eigenen Favoriten (Kim Schmidt und Sascha Wüstefeld) noch nie gewonnen hatten. Uns ist leider nicht bekannt, ob er dabei einkalkuliert hat, dass der Preis nur alle zwei Jahre vergeben wird und deshalb mangels Gelegenheit überhaupt nicht sämtliche relevanten Talente berücksichtigen kann.
Bester Beweis dafür ist, dass wir ihn auch noch nicht bekommen haben, obwohl ZEBRA-Veröffentlichungen gleich für mehrere Preis-Kategorien infrage kämen: unsere "Zebra-Comics" über die Erlebnisse eines Comic-Zeichners empfehlen sich für eine Auszeichnung als entlarvendster Insider-Strip, KATASTROPOLIS als unaufgeregtetes Thriller-Album, COMMANDER CORK als witzigste Science Fiction-Serie über einen Verwaltungsangestellten auf einem weit entfernten Planeten, die Reihe "Comic-Fachpressen-Index" als unverzichtbarstes Sekundärliteratur-Verzeichnis, natürlich ZEBRA als Magazin mit den längsten Erscheinungsintervallen und die ZEBRA-Crew für das Lebenswerk.
Außerdem haben die beiden von Max und Moritz Übersehenen bereits den ICOM Independent Comic-Preis gewonnen: Schmidt 1995 für SCHRONZ und 2006 für KIM’S COMICZEICHENKURS, und Wüstefeld 2013 zusammen mit Ulf S. Graupner für DAS UPGRADE. Nach Einschätzung kundiger Medien-Kenner ist der ICOM-Preis die wichtigere Auszeichnung, nicht nur weil sie jährlich vergeben wird und alle Kategorien dotiert sind, sondern vor allem weil sie sich näher am Puls der Comic-Szene bewegt.
Der Zeichner von KISTE, Uwe Heidschötter, hat sich über den Max und Moritz-Preis „riesig“ gefreut.

Bei der ICOM Independent Comic-Preis-Verleihung 2016 haben wir zwar auch nichts gewonnen, aber die Jury sprach eine lobende Erwähnung aus für das Album UNION DER HELDEN, das den ersten Teil des beliebten Online-Foto-Comics zusammenfasst, inklusive einer Gast-Episode, diesmal tatsächlich gezeichnet vom bereits erwähnten ZEBRA-Redaktionsmitglied Rudolph Perez.

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Abb. 2: Union der Helden-Beitrag v. Rudolph Perez

Die Podiumsdiskussion zu "35 Jahre Edition Moderne" enthüllte, dass der Züricher Verlag unter anderem deshalb gerne Schweizer Comic-Zeichner verlegt, weil es in der Alpenrepublik für das Veröffentlichen einheimischer Kreativer Druckkostenzuschüsse vom Staat gibt. Auch der Heimat-Kanton und der Geburtsort der Künstler steuern gegebenenfalls Fördermittel bei. Anders, meinte Verlagschef David Basler, wären Erstlingswerke unbekannter Zeichner gar nicht vernünftig zu finanzieren.

Während der Veranstaltung "Bibliothek oder Müllcontainer - wohin mit dem Altpapier?" wurde -wieder mal- der Ruf nach einem nationalen Comic-Zentrum laut, das sämtliche deutschsprachigen Comic-Publikationen + alles was dazugehört (Originale, Merchandising, Fachpresse u.ä.) sammelt. Diesmal erklang der Appell umso dringlicher, da es erfahrungsgemäß Jahre dauert, bis so eine Institution gegründet ist, eingerichtet und etabliert wird und den laufenden Betrieb aufnimmt. Doch nach statistischen Erwartungen muss schon in der nächsten Dekade mit dem Ableben zahlreicher Sammler der ersten Nachkriegsgeneration gerechnet werden, deren Sammlungen dann von ignoranten Erben vernichtet oder bestenfalls in alle Winde zerstreut werden. Dass der Handlungsbedarf auch an maßgeblicher politischer Stelle erkannt wird, ist derzeit nicht auszumachen.
Das ZEBRA-Studio arbeitet daran, noch zu seinen Lebzeiten wenigstens die umfangreiche, aber schlecht sortierte Sekundärliteratur-Zeitschriften-Ausschnitt-Sammlung in versierte Hände am Institut für Jugendbuchforschung abzugeben (Wir berichteten). Denn angesichts fortschreitender Vergreisung können wir auf die erhoffte Gründung des Comic-Zentrums wahrscheinlich nicht warten.

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Abb.3: Zebra-Comic "Haare"


AUSSTELLEN
Die ILLU16, das (immer noch) größte Illustratoren-Festival Nordrhein-Westfalens, stand dieses Mal im Zeichen der magischen Drei: sie fand zum dritten Mal statt, dauerte drei Tage, und nachdem das Dritte WDR-Fernsehen am Donnerstag darüber berichtet hatte, wurde es am Freitag so voll, dass zeitweise erst neue Besucher eingelassen werden durften, wenn mindestens genauso viele die Räume der Michael-Horbach-Stiftung in der Kölner Südstadt verlassen hatten.
Etwa hundert professionelle Bilderzeuger hatten sich um eine Teilnahme beworben. Da nur Platz für 51 war, musste eine Jury eine strenge Auswahl treffen. Die zugelassenen Künstler boten mit ihren Buch- und Zeitschriften-Illus, Titelbildern, Cartoons, Comics, T-Shirt-Druckvorlagen, Icons, Kalender-Motiven, Tierstudien und jeder Menge anderer Arbeiten einen guten Querschnitt durch die mannigfaltigen Betätigungsfelder von Illustratoren.
Übergeordnetes Thema der Werkschau war das derzeitige Jahr des Affen.

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Abb.4: Affen-Cartoon


PUBLIZIEREN
Jetzt ist es passiert! Mit ZEBRA-Sonderband 19 haben wir mehr Sonderbände als ZEBRA-Ausgaben veröffentlicht.
Während die Magazin-Redaktion noch an glaubwürdigen Ausreden für den schleppenden Erscheinungsrhythmus tüftelt (morsche Erzählstrukturen, entschwundene Fluchtpunkte, säumige Mitarbeiter), erntet der Sonderband ein beachtliches Medien-Echo: Kurz-Info in COMICS & MEHR, Vorstellung in der SPRECHBLASE, Beschreibung im GRINGO-LOGBUCH und halbseitiger Beitrag im COMICS INFO.
Sonderband 19 beinhaltet den neuen "Comic-Fachpressen-Index", der die deutschsprachigen Comic-Fachzeitschriften von 2012 bis 2014 auswertet, wie aus früheren Jahrgängen gewohnt in ausführlichen Registern mit der bewährten Aufteilung nach Verfassern, Personen, Stich-und Schlagworten und Comictiteln - nur diesmal noch ausführlicher, weil wir statt Kurzhinweisen auf die Quelle gleich den kompletten Quellen-Vermerk angegeben haben.

Erstverkaufstag des Index war Anfang Mai auf der 79. Kölner Comic-Messe, wo er am Stand von ZEBRA-Zeichner und Cover-Artist Rudolph Perez auslag.
Und sofort sorgte der Band für Irritationen beim Publikum! Da die Umschlag-Zeichnung ein paar Buchstaben des Titels verdeckt, versuchten einige Passanten ebenso verzweifelt wie vergeblich, das Bild zu verschieben, um den Text zur Gänze lesen zu können. Einer Rüge der Verbraucherzentrale wegen Konsumenten-Verwirrung sehen wir gelassen entgegen.
Vom Comic-Salon Erlangen, wo der Band bei der Edition Alfons angeboten wurde, liegen uns keine Beschwerden vor, außer dass einige Leute -sowohl Laien wie Experten- zur Herstellung des Index meinten, das sei wohl sehr viel Arbeit gewesen. Nun ja, wenn man Literaturangaben recherchieren will, müssen die Daten vorher irgendwie (mehr oder weniger mühsam) erfasst und aufbereitet werden. Das versteht sich eigentlich von selbst. Der legendäre Naturbursche Daniel Boone -vgl. Illustrierte Klassiker, Bd 5 (bsv)- hätte dazu sicherlich gesagt: "Wenn du den Ochsen essen willst, reicht es nicht, ihn scharf anzusehen. Du musst ihn schlachten, zerteilen, würzen und braten!"

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Abb.5: CFI1214-Cover

Und hier noch die fehlenden Buchstaben der Sonderband-Titelseite:  AC, riodica, ograph, ZE


PLANEN
Aufgrund unerwarteter politischer Entwicklungen sehen wir uns leider gezwungen, unsere Londoner Filiale zu schließen. Das dortige Studio wird aufgelöst, die Akten werden in die Zentrale verschifft. Mitarbeiter des Londoner ZEBRA-Ateliers, die diese Zeilen lesen, dürfen sich als gekündigt betrachten,
Die mit dem nötigen Stellenabbau, dem Umzug und der Neustrukturierung verbundenen Anstrengungen bedeuten bedauerlicherweise einen Rückschlag für die Fertigstellung der nächsten ZEBRA-Ausgabe!
Hätten die Briten das vorher bedacht, hätten sie bei der 'Brexit'-Umfrage sicher anders abgestimmt.

Davon abgesehen werkelt die ZEBRA-Redaktion –neben den regelmäßigen Updates auf der „Zebra-Comics“-Website- ständig an neuen Projekten, auf die sich Fans mit hoher Lebenserwartung in den nächsten Jahrzehnten freuen können: mehrere Bände mit gesammelten Illustrationen, Cartoons und Comics, ein paar apokalyptische Graphic Novels, ein illustriertes Kochbuch, ein Gedichtband und viele andere. 



Special vom: 13.07.2016
Autor dieses Specials: Werner Berres
Kategorie: Zebra Newsletter
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