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10 Jahre Die Virtonauten von Remory
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10 Jahre „Die Virtonauten von Remory“!

Für eine Independent-Comicserie in Eigenregie ist dies eine ungewöhnlich lange Dauer. Anlässlich des Jubiläums und des bevorstehenden Abschlusses der Serie wagen wir zusammen mit dem Künstler Hagen Flemming einen Blick zurück auf 10 Jahre Comickunst mit vielen Höhen und einigen Tiefen.

Zum Jubiläum gibt es natürlich noch ein Gewinnspiel mit tollen Preisen. Hier könnt Ihr daran teilnehmen.

Viel Spaß mit diesem Special!


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Hallo Hagen. Erst einmal herzlichen Glückwunsch zu 10 Jahre Remory. Mit welcher Zielsetzung bist Du  2007 ans Werk gegangen?

Danke für die Glückwünsche, Christian. Als ich im November 2007 das erste Remory-Heft auf den Weg schickte, geschah das zunächst ganz blauäugig aus Spaß an der Sache. Mein Wunsch war es,  eine eigene Heftserie auf die Beine zu stellen. Ich wollte ein Stück der Faszination zurückholen, die ich damals als kleiner Steppke empfunden habe, als ich den Comicheften hinterherjagte. Und ich wollte sehen, wie Remory bei den Lesern ankommt und ob sich eine Fortsetzung oder gar eine Serie überhaupt lohnt.
Dass daraus 10 Jahre werden würden, war nicht geplant, das hat sich dann erst in den Folgejahren klarer herauskristallisiert.

Hattest Du damals schon die komplette Storyline wenigstens als groben Handlungsfaden im Überblick, oder hat sich dies mit jedem Heft weiter entwickelt?

Es gab ein altes Skript, das ich schon 1988  geschrieben hatte. Darin ging es um einen Jungen, der vom Himmel fällt und im antiken Ägypten landet. Diesen Grundplot habe ich für das erste Heft verwendet. Und es gab auch schon ein paar weiterführende Gedanken, die ich im Kopf hatte. Der Text der einzelnen  Hefte ist dann aber nach und nach entstanden. Während ich an der aktuellen Ausgabe zeichnete, habe ich den Text für die nächste Ausgabe geschrieben.
Das Schwierige und Spannende an Remory ist für mich die Verknüpfung von Sci-Fi -Elementen mit einer History-Story, die im antiken Ägypten spielt. Ich habe mit Rückblenden, Träumen und einer nicht chronologischen Erzählweise ein Zeitreiseabenteuer kreiert, das es in dieser Art noch nicht gab. Es gibt sicher eine Menge anderer Geschichten, die aus der Zukunft starten, um in die Vergangenheit zu reisen, und das ist auch bei Remory so, aber die Zukunft auf dem Mars und die Erlebnisse im antiken Ägypten sind hier gleichwichtig, sie finden auf zwei verschiedenen Ebenen statt, die sich wiederum in Unterebenen aufspalten und doch sind alle untrennbar miteinander verbunden. Das hat das Ganze reichlich komplex gemacht, aber eben auch einzigartig.

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Als Setting hast Du Dir für die Serie neben dem futuristischen Mars noch das antike Ägypten ausgesucht. Wenn man als Autor einer Sci-Fi-Zeitreisen-Serie quasi die ganze Historie zur Verfügung hat, aus welchem Grund sucht man sich genau Ägypten unter der Herrschaft von Nofretete aus?

Zunächst lag das natürlich am Grundplot und daran, dass ich mich in der Geschichte der alten Ägypter recht gut auskannte. Aber es gab dann noch andere Gründe warum ich ausgerechnet  die Amarna-Zeit ausgewählt habe. Ich sah darin Parallelen zu der Wendezeit, die ich ja hautnah miterleben konnte. Damals wurden den DDR-Bürgern die gesellschaftlichen Normen der BRD quasi übergestülpt. Für viele, auch für mich war das neu und ungewohnt und bedeutete Konsequenzen im eigenen  Lebensentwurf. Ähnlich muss es damals den alten Ägyptern ergangen sein, die von jetzt auf gleich an nur einen Gott glauben sollten. Alles änderte sich für sie während der Regierungszeit unter seite10_KopieEchnaton und Nofretete. Sogar die Kunst wurde vollkommen umgekrempelt.
Ich wollte diese Parallelen in Remory zumindest andeuten. Solche Dinge wie die VSK auf dem Mars  oder der Geheimbund Federkrone im alten Ägypten kamen mir nicht von ungefähr, es steckt da ein tieferer Sinn dahinter, auch wenn das dem Leser vermutlich nicht unbedingt bewusst ist. Im Vordergrund stand ja vor allem eine spannende und unterhaltsame Comic-Geschichte.

In den Heften finden sich auch immer wieder Schnittstellen zu populärer Literatur, beispielsweise "Krieg der Welten" oder "Sherlock Holmes". Stoff für zukünftige Abenteuer gerade auch unter Verwendung des Virtonauten gäbe es zu genüge. Wäre dies nicht eine Alternative für eine Fortsetzung der Reihe?

Ich lasse mich gern inspirieren. Das Mosaik ist natürlich ein großes Vorbild, aber auch Hörspiele, Filme oder Bücher ziehe ich gern heran. „Krieg der Welten“ von H.G.Wells ist ja gerade wieder sehr angesagt. Remory ist so konzipiert, das die Virtonauten quasi überall und in jede Zeit reisen können. Von daher gibt es genügend Stoff für zukünftige Abenteuer oder eine neue Staffel. Ich will mir diese Möglichkeit offen halten, falls es zukünftig von Leserseite aus den Wunsch nach einer Fortsetzung
geben sollte.

Mit Nofretete, Echnaton und Tutanchamun hast Du in der Story drei bekannte Alt-Ägyptische Personen. Wie bist Du hier an das Figurendesign herangegangen? Ist Dir eine historisch-korrekte Abbildung der Menschen wichtig oder kann dies auch gerne Comichaft überzogen sein?

Da ich für Remory einen cartoonigen, eher einfach gehaltenen Zeichenstil gewählt habe, gibt es glaube ich, nur wage Ähnlichkeiten bei diesen historisch verbürgten Figuren. Eine absolute Ähnlichkeit war aber auch nicht zwingend notwendig, da Nofretete zum Beispiel durch den Bekanntheitsgrad ihrer Büste mit der blauen Krone sowieso schon stilisiert war.
seite6_printTutanchamuns Gesicht ist ebenfalls wegen der goldenen Maske weltberühmt und bei Echnaton habe ich seine merkwürdigen Kolossal-Statuen zum Vorbild genommen, die an sich schon überzogen sind und eher wie eine Karikatur wirken. Wie diese drei Personen in Wirklichkeit ausgesehen haben, weiß heute niemand mehr, aber durch die Kunstwerke gibt es eine Art Abziehbild, das sich in den Köpfen festgesetzt hat. Das habe ich versucht in einer vereinfachten Form darzustellen.

Bei deinen Seiten wechseln sich Dynamik und ein geradliniger Panelaufbau ab. Erzähl mal bitte, wie Du an den grafischen Aufbau deiner Seiten herangehst und welche Gedanken Du Dir dazu machst.

Das stimmt, ich achte möglichst darauf, dass die einzelnen Seiten abwechslungsreich sind und verwende oft Perspektivwechsel um diese Dynamik zu erzeugen, wobei ich stets an die Grenzen meiner zeichnerischen Fähigkeiten stoße. Die Story selbst gibt vor, wie ich eine Seite gestalte. Für ein Intro macht sich meist eine Totale gut, eine bedrohliche Situation kann man zum Beispiel mittels Froschperspektive für den Leser emotional erlebbar machen, da nutze ich im Prinzip die ganze Bandbreite von Gestaltungsmöglichkeiten, um eine Seite zu kreieren. Technisch gesehen läuft das eigentlich immer gleich ab. Ich stelle mir die Seite zunächst optisch vor, als Film im Kopf sozusagen und versuche das dann per Scribble aufs Papier zu bringen. Manchmal  reicht die Vorstellungskraft nicht aus, dann muss ich noch konkreter werden und  spiele eine Szene einfach nach, um zu sehen, wie die Figuren sich bewegen oder wie sie eventuell reagieren würden. Zum Glück schaut mir dabei keiner zu.  

Was ich bei jedem Comic interessant finde, ist die Gestaltung der Umgebung. Bei "Remory" musstest Du Dich zwangsläufig mit alt-ägyptischer Architektur und Bauweisen auseinander setzen. Und für den futuristischen Mars gibt es keine Vorlagen. Welche Quellen hast Du für die Gestaltung benutzt und wo hast Du Dich evtl. beim Mars inspirieren lassen?

Bei den Hintergründen spare ich oft Zeit ein und arbeite diese nur im Detail aus, wenn es für die Story unumgänglich ist. Auch gibt es genügend Bildmaterial über das alte Ägypten, über die Bauten, die Kunstwerke oder die Mode von damals. Für den futuristischen Mars habe ich mich von Sci-Fi Bildern inspirieren lassen, die es ja auch zuhauf im Net gibt. Wirklich schwierig war die Gestaltung der Hethiter. Diese sind erst in den letzten Jahren in den Fokus der Wahrnehmung gerückt. Es gab da nicht viel Bildmaterial und so konnte ich nur auf spärlich gesäte Reliefs und Kunstgegenstände zurückgreifen. Einzig die Hauptstadt Hattusa mit ihren Wehrmauern ist ganz gut dokumentiert und wurde sogar wieder teilweise neu aufgebaut. Später gab es dann auch eine TV-Dokumentation über die Hethiter.

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Wenn man sich die "Remory"-Comics so anschaut, merkt man, dass Du viel Wert auf die Figurensprache legst. Markante Gesichtsausdrücke und Gesten sind in fast jedem Panel zu finden. Für unerfahrene Zeichner ist dies immer eine große Hürde. Wie siehst Du deine eigene Entwicklung diesbezüglich nach 10 Jahren Arbeit an der Comicserie?

Die Zeichnungen haben sich sicher insgesamt weiterentwickelt. Zehn Jahre sind eine lange Zeit, in der man Vieles ausprobiert und dazulernt. Lona Rietschel musste ich versprechen, das ich bei dem einfachen Stil bleibe, sie mochte wohl den kindlichen Charme der Remory-Zeichnungen. Lona ist auch mein großes Vorbild, was das Gestalten von Figuren und deren Mimik angeht. Das kann sie wie kein anderer. Figuren zeichnen zu können ist das Eine, aber sie zum Leben zu erwecken ist die eigentliche Kunst. Deshalb ringe ich manchmal sehr lange, um eine bestimmte Geste glaubwürdig darstellen zu können. Manche Zeichner nutzen auch einen Spiegel, ich persönlich fotografiere mich selber, wenn ich partout keine Ahnung habe, wie eine Mimik, oder eine bestimmte Gestik aussieht. Dabei muss man oft übertreibe, denn wie sagt man so schön, in der Übertreibung liegt die Anschaulichkeit. Das musste ich auch erst lernen und mit zunehmender Sicherheit wurde ich dann auch mutiger.

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Bei Heft 8 gab es einige Probleme, die zu einer großen Verschiebung der Veröffentlichung geführt haben. Wenn mich nicht alles täuscht, ging damals dein PC mitsamt dem fast fertigen Heft den Bach runter. Erzähl doch mal.

Ich mag da gar nicht dran zurückdenken, das war wirklich unschön und hat mich eine Menge Geld gekostet. Ich war mitten in der Kolorierung von Heft 8 als mir die externe Festplatte herunterfiel und damit nicht mehr lesbar war. Ich hatte zwar zu den alten Ausgaben Sicherheitskopien, aber nicht zu der aktuellen und hätte praktisch noch mal von Null anfangen müssen. Also habe ich die Festplatte in ein Labor geschickt und nach 8 Wochen waren alle Daten wieder da. Das hat mich zeitlich zurückgeworfen und ich habe dann flott weitergearbeitet und  natürlich diesmal gleich Sicherungskopien auf eine andere externe Festplatte gemacht. Kurze Zeit danach hatten die Dateien plötzlich eine ungewohnte Endung, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Ich erfuhr, dass sich auf meinem PC ein Erpresser-Trojaner eingenistet hatte, der mir bei jedem Start Dateien verschlüsselte. Zum Glück habe ich das relativ schnell bemerkt. Um den  Trojaner loszuwerden musste ich allerdings meinen PC plattmachen und alles neu installieren. Die bereits verschlüsselten Dateien bekam ich nicht mehr auf, aber durch die Datensicherung hielt sich der Schaden diesmal in Grenzen. Nur zeitlich kamen noch mal ein paar Wochen Verlust hinzu.

Als Protagonisten schickst Du die Kinder Xi, Tau und Omikron auf Reisen. Woher kommen die exotischen Namen? Was steckt dahinter?

Die Namen habe ich über eine Umfrage unter den Mosaik-Lesern gefunden. Fest stand nur, dass es drei Hauptfiguren geben sollte, ein Mädchen und zwei Jungen. Die Umfrage wurde damals auf der Webseite vom Fanclub Alex gestartet. Da war von normalen Namen bis hin zu mosaikaffinen Vorschlägen alles dabei. Aber dann erhielt ich einen Anruf von einem Freund, der mir vorschlug,  die Namen aus den Buchstaben des griechischen Alphabets abzuleiten. Die Idee gefiel mir so gut, dass ich das dann in die Tat umgesetzt und mich für Xi, Tau und Omikron entschieden habe. Zusätzlich konnte ich die Buchstaben auch als Logo für die Kleidung der drei Hauptfiguren verwenden.

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Mit etwas Recherche kann man herausfinden, dass die Idee des Virtomaten nicht von Dir kommt, sondern dass es dazu einen realen wissenschaftlichen Hintergrund gibt. Dieser ist aber wirklich sehr speziell. Wie bist Du auf dieses Thema gestoßen und was hältst Du von der Annahme der virtuellen Welten?

Du sprichst bestimmt die Hypothese von Craig Hogan an, nach der unser Universum nur eine holografische Projektion ist?  Allein die Annahme, das könnte  so sein, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Aber eigentlich war es umgekehrt. Es gab erst die Idee des „Virtomaten“ und später habe ich dann  versucht die Funktionsweise irgendwie für den Leser nachvollziehbar zu machen und habe dann im Internet von Craig Hogan  gelesen. Seine Theorie passte wie die Faust aufs Auge und hörte sich aus dem Munde von Professor Wombelrata auch so schön wissenschaftlich an. Wenn man solche phantastischen Dinge wie eine Zeitreise beschreibt, braucht man immer einen Trick, um das den Leser plausibel darstellen zu können. Bei H.G. Wells war es eine Zeitmaschine, bei anderen ein Tor oder ein Amulett, bei mir ist es der „Virtomat“. Übrigens sind auch die „Virtonauten“ eine Wortschöpfung von mir, sowas gab es vorher nicht, ich habe damals extra dazu gegoogelt und nichts gefunden. Du wirst auch im Duden dieses Wort nicht finden. Korrekt müsste es eigentlich „Virtunauten“ heißen, weil es ja eine Kombination aus Virtuell und Argonaut ist. Aber mit O klingt es besser. Später haben das dann andere übernommen oder die gleiche Idee gehabt, denn  die Bezeichnung liegt nahe, wenn man über Reisende in virtuellen Welten spricht.

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Über den Holzhof-Verlag hast Du mehrmals beim Gratis-Comic-Tag mitgemacht. Für eine Independent-Serie meiner Meinung nach ein richtiger Schritt, um neue Leser anzulocken. Da aber immer zum Schluss abgerechnet wird, nun die Frage: Was hat es gebracht? Gab es nach den Verteilaktionen merklich höhere Anfragen nach den Heften?

cover_farbeAlso, das war ganz großartig. Welcher Hobbyzeichner kann schon von sich behaupten, beim Gratiscomictag mitgemacht zu haben? Ich war deshalb sehr dankbar, dass mit dem Holzhof- Verlag diese Möglichkeit gegeben war, meine Heftserie einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Es gab positive und weniger positive Reaktionen darauf. Beides habe ich angenommen und zu meinem Vorteil genutzt. Und es gab tatsächlich auch ein paar neue Leser, die mal nicht aus der Mosaik-Fanszene stammten. Letztlich war es aber nicht mein vorrangiger Grund neue Leser zu gewinnen.
Mir war es wichtig, auf Remory aufmerksam zu machen und da bietet der Gratiscomictag einfach die breiteren Werbemöglichkeiten.

Über welche Auflagenstärke sprechen wir bei "Die Virtonauten von Remory"? Wie hast Du beim ersten Heft den möglichen Absatz abgeschätzt?

Ich hatte ja zuvor schon Erfahrungen durch die Herausgabe des Fanzines „Mosa-icke“ bei der „Berliner Mosaik Connection“  gemacht  und das dann praktisch 1:1 auf Remory übertragen. Es war die gleiche Auflagenhöhe, die bei ca. 400 Exemplaren lag, dasselbe Papier, dieselbe Druckerei. Ich konnte mir auch sicher sein, dass ein großer Teil der „Mosa-icke Leser“ auch bei Remory zugreifen würde. Das Gute war, dass Neu-Leser dann immer öfter die alten Ausgaben gleich mitkauften. Die Nullnummer hatte sogar eine Auflage von 600 Exemplaren, weil diese von Schulen, Kinder-und Jugendeinrichtungen bis zu 10 Exemplaren kostenlos bestellt werden konnte. Das ist auch immer noch so, solange der Vorrat reicht. Eine weitere Ausnahme von der Regel, war die Nr. 8, die nur eine Auflage von 250 Exemplaren hatte. Wegen des schon erwähnten Festplattencrash fehlte da einfach das Geld. Das Heft ist auch das Einzige, das nicht im Offset-Druck hergestellt wurde, sondern als schnöder Digital-Druck.

Wo siehst Du deine Zielgruppen und, zurückblickend, hast Du diese in den letzten 10 Jahren erreicht?

Im Prinzip ist Remory ein sogenannter All-Age-Comic für Leser, die sich für Sci-Fi und History interessieren oder eben auch ganz allgemein Zeitreise-Geschichten lieben. Von daher ist die Zielgruppe eigentlich breit gefächert. Trotzdem ist es für ein kleines Projekt, wie Remory ohne großen Verlag immer schwierig gewesen, diese Zielgruppen auch zu erreichen. Das fängt schon damit an, dass die Serie in den einschlägigen Comic-Magazinen nicht stattfindet, obwohl ich auch da Versuche unternommen habe und auch bereit war Geld zu investieren. Bis auf wenige Ausnahmen ist mir das leider nicht gelungen.  Trotzdem hat Remory eine  recht stabile Stammleserschaft, mit der ich rechnen kann, sonst hätte ich die Serie sicher schon vorzeitig eingestellt.

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Deine Veröffentlichungen zeichnen sich auch immer durch ein großes Drumherum aus. Für einen Independentcomic ungewöhnlich gibst Du dem Leser neben dem regulären Comic immer noch ein Skizzenheft in schwarz/weiß mit. Du veröffentlichst eine umfangreiche Pressemappe, Flyer, Youtube-Trailer und sogar vor Merchandise macht "Remory" nicht Halt. Gehört dies für Dich einfach zu einer professionellen Arbeit dazu?

Das Skizzenheft ist eigentlich nur durch einen Zufall entstanden. Ich wollte damals Heft 5  beim Comicgarten in Leipzig anbieten. Aber schaffte es zeitlich nicht, es rechtzeitig abzuschließen. Also bin ich zum nächsten Copy-Shop und habe einfach die fertigen Bleistiftseiten als Heft zusammengestellt. Ich hatte nur 25 Exemplare dabei, die hat man mir aber förmlich aus den Händen gerissen. Der Erfolg dieser Art von Publikation hat mich selber überrascht. Seit Heft 7 gibt es das Skizzenheft regelmäßig. Es ist auch heute immer noch sehr beliebt.
Was den anderen Werbeaufwand betrifft, so war das zwangsläufig notwendig. Hinter Remory steht kein großer Verlag, der mich dabei in allen Bereichen unterstützen kann. Ich selbst habe zwar  z.B. den PPM-Vertrieb angeschrieben, bekam aber nie eine Antwort. Vielleicht lag das daran, dass man es nicht gewohnt war, dass da plötzlich eine Privatperson an sie herantritt? Ich weiß es nicht und kann da nur spekulieren. Also habe ich Vieles selber gemacht und jede Möglichkeit genutzt, die für mich umsetzbar war.
Die Merchandising-Sachen waren für mich einfach nur ein großer Spaß und eine Möglichkeit die Leser auch während der Wartezeit auf das nächste Heft bei Laune zu halten. Das ist ja heutzutage über Online-Druckereien auch in kleinen Mengen  recht einfach möglich. Außerdem gibt es noch die Motivation, dass ich mich nicht nur als Zeichner verstehe. Ich bin eigentlich ein Gestalter. Ob das mit Bildern, Sprache oder Musik geschieht, schon als Kind hatte ich immer den Drang mit diesen Dingen kreativ umzugehen. Das macht mir einfach Freude und ist für mich wie das Atmen der Luft ein notwendiges Grundbedürfnis.

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Abschließend darf natürlich der Blick in die Zukunft nicht fehlen? Wie geht es weiter? Gibt es neue Projekte, denen Du Dich widmest?

Erst einmal kommt nun im November die 9. Ausgabe der „Virtonauten von Remory“, in der die im Heft 1 begonnene Geschichte abgeschlossen wird. Dieser Abschluss bedeutet aber noch nicht das Ende für  Remory. Es wird im nächsten Jahr auch noch eine Nr. 10 geben, mit einer neuen  und 12 weiteren Kurzgeschichten, die über die Jahre schon entstanden sind. Das wird noch mal ein richtig dickes Heft mit 52 Seiten. Und dann arbeite ich ja seit längerer Zeit an einer Romanversion der „Virtonauten“, zu der bereits 178 Seiten existieren. Ein Roman ist eine ganz andere Herangehensweise. Man kann sich viel differenzierter mit den Figuren befassen und hat mehr Raum für Erklärungen. Zu diesem Buch  könnte ich mir sogar Fremdillustrationen eines Zeichner-Kollegen vorstellen.
Was die Zeit nach Remory betriff,  so gibt es da noch ein anderes Herzens-Projekt, das ich gern noch umsetzen würde. Das ist eine Art düsteres Märchen, das sich mit meinen frühesten Kindheitserinnerungen und den Sagengestalten aus der Lausitz befasst.  Es ist also komplett anders als Remory und wird sicherlich auch einen ganz anderen Zeichenstil erfordern. Auf diese neue Herausforderung freue ich mich schon sehr.


Weitere Infos zur Serie: http://www.remory-comic.de/

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Special vom: 03.11.2017
Autor dieses Specials: Christian Recklies
Kategorie: Interviews
Die weiteren Unterseiten dieses Specials:
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