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Der Cover-Wahn | |||||||||||||||
Zurück in die Variant-Zukunft? | |||||||||||||||
In wenigen Wochen steht mal wieder die Comic Action in Essen ins Haus, und die Verlage kündigen gerade an, was sie für die Messe so planen. Bei einem Blick auf die Liste der Sonderausgaben und Variantcover fühlt man sich jedoch unangenehm an die Vergangenheit erinnert: Paninicomics und Paperwerk Infinity, die beiden wichtigen Player im deutschen Superhelden-Markt, bringen zusammen gleich 35 Sonderausgaben mit zur Comic Action.
Als seinerzeit der Superhelden-Boom zusammenbrach, waren die Variantcover ein gewichtiger Grund dafür. Hier noch eine Sonderausgabe, dort noch ein Special, und noch ein Crossover und ein paar Ausgaben mit anderen Covern obendrein – irgendwann hatten die Verlage den guten Willen und den Geldbeutel ihrer Kunden überstrapaziert. In den USA konnte der Kollaps des Marktes noch einigermaßen aufgefangen werden, in Deutschland bekanntlich nicht. Seither haben sich, wenn man den Verlagsmanagern in diversen Interviews und Podiumsdiskussionen zuhört, die „Men in Tights“ hierzulande wieder halbwegs gut erholt. Aber sind die Verkaufszahlen tatsächlich schon wieder so verlockend, dass manche in alte Verhaltensmuster zurückfallen? Wer sämtliche Sonderausgaben der diesjährigen Comic Action erwerben möchte, muss dafür 587,90 Euro auf die Messetische legen. Komplettsammler gibt es aus den verschiedensten Gründen (die wirtschaftlichen Verhältnisse, die stärkere Fragmentierung und Aufspaltung des Angebots und so weiter) viel weniger als früher. Aber auch von den verbliebenen werden nur die wenigsten fast 600 Euro in eine Messe investieren können oder wollen. Die Comic Action ist kein singuläres Ereignis, sie findet bekanntlich jährlich statt. Sind dann 2008 die nächsten 600 Euro fällig, oder gar noch mehr? Auch unter den einzelnen Sonderausgaben gibt es so einige, die mindestens für Stirnrunzeln sorgen. „Die Rächer von Bill Morrison“ beispielsweise. Das Heft, das die Sicht des Simpsons-Chefzeichners auf die bekannte Superheldengruppe zeigt, ist sicher kein schlechter Comic. Aber sind die 16 Seiten ganze 7 Euro wert? Rechnerisch sind das 44 Cent pro Seite. Und bei einer Limitierung auf 999 Exemplare – eine „normale“ Superheldenauflage liegt vielleicht bei dem vier- bis fünffachen – ist eine große Verknappung und damit Wertsteigerung eher nicht zu erwarten. Den sprichwörtlichen Vogel schießt jedoch Paperwerk Infinity ab: Zum zehnjährigen Jubiläum von Darkness erscheint die Game-Adaption „Level 0“ - und das gleich sechs Mal, mit sechs unterschiedlichen Covern. Für die 32 Seiten muss der Käufer 10 Euro auf den Tisch legen, pro Variante. Dann hätte er sechs praktisch identische Comics, die sich eben nur im Cover unterscheiden. Kaum jemand dürfte im Endeffekt 10 Euro für ein Cover ausgeben. Und die Preisspirale nach oben ist damit noch nicht beendet, Paperwerk Infinity hat auch Variantausgaben für 12 Euro im Angebot. Es bleibt zu hoffen, dass mindestens eine der beteiligten Seiten die Zeichen der Zeit diesmal rechtzeitig erkennt und nichts ins Verderben läuft. Das können die Verlage sein, indem sie die Variantcover und Sonderausgaben auf einem verträglichen Niveau halten. Oder die Käufer, die auch ein noch so tolles Cover mal liegen lassen, wenn es alleine nicht wert ist, den kompletten Comic noch mal zu bezahlen. |
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Artikel vom: | 02.10.2007 | ||||||||||||||
Kategorie: | Kommentar | ||||||||||||||
Autor dieses Artikels: | Henning Kockerbeck | ||||||||||||||
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