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Comic-Besprechung - COMIC! Jahrbuch 2010

Geschichten:

Herausgeber: Burkhard Ihme (Interessenverband Comic e.V., ICOM)

Auszug aus dem Inhalt:

  • «This is my space». Die schwierige Selbstbehauptung der Frauen in den Comics
  • Comics in der Schule. Eine aktuelle Bestandsaufnahme
  • Zwischen populär und Avantgarde. Die vielfältige Produktion von Comics an Deutschlands Hochschulen
  • Primär Sekundär. Neue Comic-Sekundärliteratur aus Deutschland
  • Sprungbrett für Mangaka. Die Chibi-Reihe des Carlsen Verlages
  • «Original und Adaption sind zwei Paar Schuhe». Ambitionierte Comic-Eigenproduktion von Kai Meyers «Das Wolkenvolk» beim Splitter-Verlag
  • Phantastische Zeiten für ILSEMANN. Interview mit dem neuen ICOM-Shop-Chef Manfred Ilsemann
  • Hundert Prozent Pfälzer. Interview mit Steffen Boiselle
  • FeliX oder die Kunst, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Interview mit Reinhard FeliX Horst
  • Faszination Comics. Thilo Krapps Comic-Debüt mit «Damian & Alexander»
  • David Norman: Erfolgreicher Werbeprofi mit erstem Comic-Album
  • Der US-Comicmarkt 2008/2009
  • Comicmarkt Frankreich 2008. Der Zaubertrank wirkt nicht mehr
  • Der Comic in den Niederlanden gewinnt an Ansehen
  • Joseph Pulitzer und die Folgen. Die Geschichte der Comics in Ungarn
  • Der ICOM Independent Comic Preis. Die Preisträger 2009
  • Immer weiter, immer größer. Das 16. Internationale Trickfilm-Festival Stuttgart




Story:
Keine Story vorhanden, denn bei dem COMIC! JAHRBUCH 2010 handelt es sich um Sekundärliteratur.

Meinung:

Schon wieder ein Jahr vorbei: Pünktlich zum Jahresausklang erscheint das Jahrbuch des ICOM e.V. – die Produktion des dicken Schinkens funktioniert fast schon wie ein Schweizer Uhrwerk möchte man meinen.

Dieses Jahr gibt es ein Jubiläum zu feiern: 10 Jahre COMIC! JAHRBUCH. Herausgeber Burkhard Ihme, einer der treibenden Kräfte beim ICOM, hat wieder eine breite Palette an Artikeln und Interviews zusammengestellt, die möglichst das ganze Spektrum in Sachen „Comic“, „Cartoon“ und „Trickfilm“ abdecken soll. Die Sparte „Trickfilm“ ist freilich etwas unterrepräsentiert, aber immerhin gibt es einen imposanten und reichlich bebilderten Bericht vom 16. Internationalen Trickfilm-Festival in Stuttgart vom Herausgeber höchselbst, sowie eine Abhandlung von ausgewählten Kinotrickfilmen und DVD-Premieren der letzten Monate von Heiner Lünstedt, bei welcher die Bandbreite von Bolt über Coraline und Hellboy bis hin zu Wonder Woman reicht.

Auf ungefähr 240 Seiten, plus 16 Farbseiten, wird ganz schön was geboten. Es bietet sich an, immer mal wieder in dem großformatigen Band zu schmökern. Aufgrund der Fülle von Beiträgen wird der ein oder andere Text dabei sein, der nicht für jeden Leser besonders interessant ist, aber wenn man sich einmal darauf einlässt, so kann man auch dem Artikel über die Entwicklung der Comics im schönen Ungarn bleibende Aspekte abgewinnen.

Was sind die Highlights dieser zehnten Ausgabe?

Der erste Beitrag, die Abhandlung von Britta Madeleine Woitschig über „die schwierige Selbstbehauptung der Frauen in den Comics“ ist gleichzeitig auch der längste Artikel. Trotz seiner 26 Seiten bleibt so manches an der Oberfläche, was zum einen daran liegt, dass Woitschig versucht dieses facettenreiche Thema komplett zu erschlagen, und zum anderen daran, dass die Struktur, der rote Faden, des Beitrags etwas faserig geraten ist. Auf der einen Seite wird versucht, mit Klischees der angeblichen Männerdomäne „Comic“ aufzuräumen oder zu erörtern, ob es wirklich ComiczeichnerINNEN gibt. Auf der anderen Seite gibt es hineingeschachtelt gleich zwei Exkurse über den Tellerrand hinaus über „Frauen in Kunst und Literatur“ und „Feminismen, ihre Vorläufer und was sich daraus entwickelte“. Letztlich wird so viel Verschiedenes gestreift, dass sich nach beendeter Lektüre aufdrängt: „Weniger wäre mehr gewesen“. Auch wenn er stellenweise wie eine akademisch verbrämte Magisterarbeit wirkt, schafft es dieser Beitrag dennoch, ein etwas stiefmütterliches Thema mannigfaltig zu beleuchten. Warum aber bei diesem Rundumschlag so ein Phänomen wie STRANGERS IN PARADISE von Terry Moore, dem feministischsten Comic, der je von einem Mann erdacht wurde, fehlt, bleibt allerdings ein Rätsel.

Wichtige Beiträge sind natürlich auch die Interviews:

So befragte Burkhard Ihme den Hannoveraner Manfred Ilsemann, der als neuer ICOM-Shop-Chef vorgestellt wird und etwas aus seinem reichhaltigen Erinnerungsfundus als leidgeprüfter Comic-Händler berichtet, und den Pfälzer Steffen Boiselle, ebenfalls ein Hans-Dampf-in-allen-Gassen, der vielen als Kleinverleger und langjähriger Macher einer kostenlosen Werbepostille namens COMICS & MEHR bekannt sein dürfte, aber auch schon eine Karriere als mittelprächtiger Funny-Zeichner vorzuweisen hat.

Natürlich kommen auch waschechte Zeichner zu Wort. Erneut Ihme im Gespräch mit dem vielseitigen Zeichner Reinhard Felix Horst (FeLiX), der zu seinen Glanzzeiten in SCHWERMETALL zwischen Corben und Serpieri abgedruckt wurde. Michael Hüster nahm sich Thilo Krapp vor, der dieses Jahr bei Epsilon mit seinem Schwulen-Comic DAMIAN & ALEXANDER debütierte, und schiebt eine Q&A-Session mit dem gebürtigen Iren David Norman nach, der ebenfalls bei Epsilon ein Debüt vorlegte mit dem Abenteuer-Funny LUNA, HEKTOR & DER PROFESSOR: Der Schatz von Aschkor.

Die Auswahl der Gesprächspartner ist recht gut gelungen. Man kommt nicht umhin anzumerken, dass Mark O. Fischer dieses Jahr, allen Unkenrufen zum Trotz, ein paar Novitäten auf den Markt gebracht hat und noch dazu deutsch(sprachige) Eigenproduktionen, die für Gesprächsstoff sorgen.

Sehr viel Raum wird auch der Verleihung des „ICOM Independent Comic Preises 2009“ eingeräumt. Das liegt in der Natur der Sache und ist gut so. Die Preisträger aller Kategorien werden ziemlich ausführlich vorgestellt. Man bekommt ein brauchbares Bild der Künstler und Schaffenden, untermalt durch gezielte Bild- und Fotoauswahl.
Mit den Berichten über den US-Comicmarkt, den Markt in Frankreich und den Niederlanden wird auch der obligatorische Blick auf die anderen relevanten Comic-Hochburgen geboten. Allesamt sind diese Beiträge in Ordnung, um einen Überblick zu bekommen, was in einem Jahr so gelaufen ist. Am besten schneidet hier die Analyse des US-Marktes ab, aber man hätte sich bei allen dreien eine genauere Ausarbeitung der wesentlichen Fakten gewünscht. Etwas verwunderlich ist, dass eine Analyse des deutschen Markts nicht vorhanden ist.


Manche Beiträge wirken etwas abgehoben und dürften nur die absoluten Hardliner interessieren.
Da wäre zum Beispiel „Comics in der Schule“ – leider sehr, sehr dröge geschrieben – mit Sätzen wie „Sinnvoll wäre es auch, mit den Comics kreativ umzugehen, d.h. einige Hiatus selbst auszufüllen oder die Geschichte aus der Perspektive einer bestimmten Person weiterzuführen“. Oder gar „Wer also gegen die Quellen argumentiert, beispielsweise mit der These „den Holocaust“ oder „das Mittelalter“ hätte es nicht gegeben, der bewegt sich nicht im Rahmen der Möglichkeiten, sondern vielmehr gänzlich ahistorisch“. Oder gar wirklich schlaffördernde Wort-Gebilde wie „So gesehen gibt es immer nur Geschichten von Geschichten, narrative Verknüpfungen von einem Faktum (F1) zum nächsten Faktum (F3) mit der Erklärung (F2), warum F3 aus F1 resultiert.“

Wow! Hut ab! Respekt!



Fazit:
Das Buch an sich ist ansprechend aufgemacht. Die Auswahl der Beiträge lädt immer wieder zum Durchlesen ein. Man bekommt wahrlich jede Menge Lesestoff für sein Geld geboten.

Ja, man kann es so sagen: Ihme als Herausgeber hat ganze Arbeit geleistet. Das Layout ist unaufgeregt, adäquat und professionell.

Solche Jahresbände sind von der Vorbereitung über die Umsetzung und die Verbreitung eine ganz schwierige Nummer für die jeweiligen Macher. Umso lobenswerter ist es, dass es mit Ihme und dem ICOM noch solche Typen gibt, die all diese Strapazen auf sich nehmen und Jahr für Jahr eine solch bemerkenswerte, gezielt bebilderte Schwarte auf den Markt bringen. Die 15-Euro-plus sind gut investiert.


COMIC! Jahrbuch 2010 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

COMIC! Jahrbuch 2010

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
ICOM

Preis:
€ 15.25

ISBN 13:
978-3-88834-940-9

256 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Herausgeber Ihme hat ein respektables Jahrbuch vorgelegt
  • guter Überblick auf die Comic-Szene und ihre Macher
  • gelungener Gesamteindruck
Negativ aufgefallen
  • der ein oder andere Beitrag ist arg abgehoben
  • eine Markt-Analyse des deutschen Marktes fehlt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 19.11.2009
Kategorie: Sekundärliteratur
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