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Comic-Besprechung - Codex Angélique - Kompendium der Engel

Geschichten:
Autor: Thierry Gloris, Zeichner: Mikael Bourgouin

Story:

Frankreich während der Belle Epoque. Der erste Weltkrieg ist noch nicht absehbar und die technischen Fortschritte faszinieren die Bevölkerung, wenngleich damit auch ein Konflikt mit den bisherigen Autoritäten, wie mit der Kirche, einhergeht.

Die Mutter des jungen Studenten Thomas leidet an einer merkwürdigen Krankheit und befindet sich in einer Art eingefrorenem Stadium. Ernest, ihr Bruder, versucht mit wissenschaftlichen und okkulten Mitteln sie zu heilen. Thomas unterstützt seinen Onkel in dem Bestreben, ein Heilmittel zu finden. Doch sucht er häufig Vergessen in Opium und Alkohol und versucht den beginnenden Wahnsinn seines Onkels zu verdrängen.

Zeitgleich macht ein Serienmörder Paris unsicher und ermordet auf bestialische Weise junge Frauen. Die beiden leitenden Polizisten sind ratlos und holen auch bei Priestern Rat ein.

Als eines Tages Thomas in einem Antiquariat das lang gesuchte Buch "Codex Angélique" entdeckt, meinen er und sein Onkel nun den Schlüssel zur Heilung von Thomas Mutter in der Hand zu halten. Doch bei dem Experiment geht etwas furchtbar schief...



Meinung:

Betrachtet man das Cover etwas genauer, so kann man daran schon ziemlich genau ablesen, welche Stimmungen einen erwarten: Technik und Romantik, Düsternis und Licht, Poesie und Trauer. Wie die Blüten der Lilie in den unteren Bildrand fallen und immer mehr den Federn (eines Engels) gleichen, ist hervorragend gemacht und stimmt den Leser perfekt auf die Erzählung ein. Das Innencover mit seinem verschnörkelten Rand verstärkt dies, indem es den Stil des Jugendstils nachahmt. Von dieser Stimmungseinführung und einer Totalen von Paris im ersten Panel, wird der Leser dann brutal in die Handlung geworfen mit der Entdeckung einer Leiche. Ab da ist es um einen geschehen und man kann sich nur noch schwer dem Sog dieses Meisterwerkes entziehen.

Allen voran ist die exzellente Farbgebung zu nennen. Wie sie sich der Stimmung der jeweiligen Erzählepisode anpasst, ist wahrhaft meisterhaft. So werden die Farben, je düsterer die Story wird, auch umso dunkler. Man vergleiche nur die satten Farben während der Kindheitserinnerungen und den grauschwarzblauen Mischungen bei den Szenen im Irrenhaus. Ein Lehrstück in Sachen Farbgebung. Das wird aber sogar noch übertroffen! Der Einsatz von Licht raubt einem den Atem. Manche Szenen vermitteln den Eindruck, als würde man sie bei Gaslicht betrachten und wie die Panels teilweise durch einfallendes Licht erhellt werden ist fantastisch. Man vergleiche nur genauer die Straßenszene und die darauffolgenden Szenen im Bordell.

Die Story wirkt zwar manchmal etwas konfus, aber mit ihren vielen Anspielungen und Verweisen auch wieder sehr faszinierend. Der Konflikt zwischen Wissenschaft und Glaube wird sehr zugespitzt durch das Vorkommen von Engeln, die aber anders sind, als man sie sich gemeinhin vorstellt. Auf diese spirituellen und okkulten Aspekte kann man sich gut einlassen. Unter den literarischen Anspielungen findet man Lovecraft, Edgar Allen Poe, ein bißchen Dickens, "Der Exorzist", Rimbaud und Dr. Jekyll und Mister Hyde. Die historischen Verweise sind sehr viel deutlicher: Die Morde erinnern nicht nur an Jack the Ripper, sondern er wird auch erwähnt und einer der Kommissare hält die Ermittlungsakte über Jack in der Hand. Sigmund Freud wird nicht nur erwähnt, sondern erhält auch eine tragende Rolle.

Generell sind die historischen Aspekte sehr akkurat recherchiert (kleine Fehler seien hier verziehen). Die Szenen im Irrenhaus sind sehr beklemmend und wenn man einmal die Gelegenheit hatte ein historisches Irrenhaus zu besichtigen, so fühlt man bei der Betrachtung der Bilder wirklich eine Beklemmung in der Brust. Durch die vielen Details wird der Leser komplett in die Vergangenheit eingesogen und nimmt die mystischen Aspekte der Handlung gerne hin, weil sie sich aufgrund der kulturellen Archetypen, die man mit dieser Zeit verbindet, in Symbiose befinden. Hierzu gehört der Aspekt des verrückten Wissenschaftlers, der ja nur im Zeitalter des technischen Fortschritts gebildet werden konnte.

Durch den Detailreichtum wirken die Bilder zwar etwas konfus angeordnet und überladen, verlocken aber zum längeren Verweilen. Die hervorragenden Ideen zum Aufbau der Seiten tragen ihren Teil dazu bei. Wie sich Thomas in sein Innerstes zurückzieht und die Realität wie durch einen imaginierten Spiegel wahrnimmt ist hervorragend.



Fazit:
Codex Angélique - Kompendium der Engel ist eine Meisterleistung in der Farbgebung und bei der Anwendung von Licht. Hier kann so manch angehender Zeichner und Maler noch einiges lernen. Eine vielschichtige und faszinierende Story vermag den Leser noch zusätzlich in den Bann zu ziehen.


Codex Angélique - Kompendium der Engel - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Codex Angélique - Kompendium der Engel

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Egmont Comic Collection

Preis:
€ 39,95

ISBN 10:
3770433391

ISBN 13:
978-3-7704-3339-1

148 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Farbgebung
  • Bildkompositionen
  • Historische Anspielungen
  • Inhaltlicher Facettenreichtum
  • Arbeit mit Licht
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 23.02.2010
Kategorie: One Shots
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