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Comic-Besprechung - Canoe Bay

Geschichten:

Autor: Tiburce Oger, Zeichner: Patrick Prugne

Bonus-Material: Skizzenanhang



Story:
Zwei Hirsche grasen in einem kanadischen Waldstück. Plötzlich wird die wunderschöne, natürliche Idylle gestört. Die Tiere fliehen. Gänse flattern auf. Völlig außer Atem kommt der Junge Jack angerannt. Er ist auf der Flucht vor einem furchterregenden Indianer, der nach seinem Leben trachtet. Der Wilde bekommt ihn zu fassen und holt mit seinem Beil weit aus. Jack, der in jungen Jahren schon so viel mitgemacht hat, denkt nur noch eins: Sterben ist eine ziemlich üble Sache … Das wollte ich auf keinen Fall … Ich wollte nur leben!

Bevor man erfährt, ob dies wirklich der letzte Gedanke des Knaben war, springt die Handlung zurück in der Zeit.

Jack wird gerade geboren. Es passiert in einer Gewitternacht am 22. September 1746 in der schönen Region Arkadien an der Grenze der amerikanischen Kolonie Neufrankreich. Aber das Wetter ist nicht das Schlimmste: sein vermeintlicher Vater war wenige Tage davor an den Folgen eines tödlichen Fiebers gestorben und seine Mutter stirbt kurz darauf im Wochenbett. Darüber hinaus ist sein leiblicher Vater von den „verfluchten Engländern“ getötet worden, was er aber zu dem Zeitpunkt nicht weiß. Seine Mutter hatte ihm jedoch ein Medaillon umgehängt, welches von seinem Vater stammt und noch für eine wichtige Wende in seinem Leben sorgen wird.

Jack geht durch die ganze harte Schule. Im Waisenhaus lernt er zum einen wie man seinen Mitbewohnern zeigt wo der Hammer hängt, zum anderen wie man mit dem Rohrstock von den Aufsehern wieder zur Räson gebracht wird.

Als die Unruhen in den Kolonien zwischen Frankreich und England größer werden, heuert er als Schiffjunge an. Dort schließt er Freundschaft mit dem walisischen Waisenjungen Andrew Socks und trifft auf den Haudegen John Place, ein besonders durchtriebener Seefahrer, der von seinem Umfeld nur Lucky Roberts genannt wird. Er ist einer von der ganz seltenen Sorte, die in jeder schlimmen Situation, sei sie noch so lebensbedrohlich und unentrinnbar, seinen Allerwertesten rettet. Dadurch schafft man sich Anerkennung und Freunde in rauen Zeiten wie diesen.

Auf einer der Reisen verschlägt es Jack nach Afrika, wo Sklaven eingeladen werden sollen. Durch einen genialen Schachzug von Lucky Roberts kommt es zu einer Meuterei, bei der das Schiff in die Gewalt der Piraten übergeht. Kapitän Princeltown wird mit seinen Mannen auf dem Meer ausgesetzt. Zur Sicherheit  nehmen die Piraten dessen kleine Tochter als Geisel. Dies macht sie wiederum zu Vogelfreien, zu Gejagten des Imperiums.

Auf ihren Eskapaden, bei denen sie immer wieder zwischen die Fronten des Kolonialkrieges geraten, entdecken sie, dass in dem Medaillon eine Botschaft von Jacks Vater steckt. Diese verrät nicht nur dessen wahre Identität, nämlich dass es sich bei seinem leiblichen Erzeuger um niemand geringeren als den berühmt-berüchtigten Piraten Jack Rackham handelt, sondern auch einen Hinweis auf einen geheimnisvollen Schatz, der sich im Westen des Lac Superieur an einem Ort namens Grand Portage befinden soll. Die Aussicht auf 18 Goldfässer und ein Leben in Saus und Braus, gibt das neue Ziel vor: Kanada.



Meinung:
Schlägt man Canoe Bay auf, wird man unmittelbar von den wirklich wunderschönen Zeichnungen in den Bann gezogen. Patrick Prugne beherrscht diese weiche Aquarell-Technik, bei der die Hintergründe der Landschaften so märchenhaft wabern. Durch dieses zarte Spiel der Farben, wird der Betrachter von den Bildern regelrecht betört, und besonders die Darstellung von Natur erfährt einen stimulierenden Realismus, der einen zu ausgiebigem Schwelgen verführt.

Prugne ist bislang in Deutschland durch zwei Titel aufgetreten, die beide in der Ehapa Comic Collection erschienen sind. Er debütierte in einem ganz anderen Genre und zwar im Tier-Funny-Bereich mit Nelson und Trafalgar. Dies ist eine humoristische Serie um ein Katze-Hund-Gespann, von der in der 90er Jahren in Frankreich fünf Bände erschienen sind, von denen aber nur zwei bei Ehapa verlegt wurden. Danach folgte die Fantasy-Serie FOL, von der in Deutschland nur der zweite Band publiziert wurde.

Nach drei Alben der bereits abgeschlossenen Serie L’auberge au bout du monde, die in Frankreich inzwischen auch als Intégrale vorliegt, legte er mit dem Autor Tiburce Oger 2009 den Einzelband Canoe Bay vor. 76 Seiten optischer Genuss, ergänzt mit 24 Bonus-Seiten: Sketche, Charakterstudien, Gemälde, Entwürfe, mit Kommentaren.

Während die Zeichnungen fast schon über jede Kritik erhaben sind, könnte man an der Story bemängeln, dass sie aus allerlei Versatzstücken zusammengebastelt wurde, die das klassische Abenteuergenre hergibt. Da ist die Geschichte des Waisenknaben, der im Leben nichts geschenkt bekommt, außer einem Geheimnis. Da ist der verwegene Pirat, der alle in seinen Bann schlägt und eine Bande von gottlosen Draufgängern in die gefährlichsten Situationen bringt. Da ist das entführte Mädchen, welches sich mit Jack anfreundet. Da sind die Kämpfe zwischen Kolonialisten und Indianern.

Leute, die von sich behaupten schon alles gesehen und gelesen haben, hätten genug Munition, um Oger, der bei uns mit Serien wie Gorn (Splitter, Kult, Finix) oder Fährte der Dämonen (Alles Gute!) bekannt wurde, vorwerfen zu können, er hätte nicht die aller originellsten Ideen verwendet. Aber selbst oder gerade wenn man als Kind seinen Lederstrumpf und seine Schatzinsel gelesen hat, wird man an der Geschichte Gefallen finden, weil sie so schön klassisch ist und dennoch nicht vor Episoden wie z.B. einer versuchten Vergewaltigung an Bord des Schiffes zurückschreckt.

Muss man es noch erwähnen? Splitter hat mit der Auswahl des Papiers für diesen Band voll ins Schwarze getroffen. Man hat für den Druck von Canoe Bay ein etwas schwereres, dickeres Papier als sonst verwendet, was den Bildern einen noch edleren Touch verleiht. So sind sie halt, die Macher von Splitter, immer einen Tick drauf setzen, wo man es nicht erwartet.

Fazit:
Canoe Bay kam erst am Ende von 2009 auf den Markt, kann aber getrost als eine der schönsten Neuerscheinungen des gesamten Jahres in die engere Auswahl genommen werden. Patrick Prugne hat grafisch einen enormen Sprung nach vorne gemacht und bietet Seite für Seite schier unerschöpfliche Augenweiden. Die Geschichte klaut zwar kräftig bei Klassikern von James Fenimore Cooper oder Robert Louis Stevenson, ist aber trotzdem spannend zu lesen.

Ein sehr schöner Band, der jedem zu empfehlen ist, der auf Abenteuergeschichten steht, die opulent gezeichnet sind. Und dies dürften nicht wenige sein. 

Canoe Bay - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Canoe Bay

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 22.80

ISBN 13:
978-3-86869-082-8

104 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Wahnsinnszeichnungen !!!
  • mustergültiger Splitter-Band auf besonderem Papier gedruckt
  • viel Bonus-Material für Freunde von Prugnes Zeichenkunst
Negativ aufgefallen
  • Handlung ist nicht sonderlich originell und stellenweise etwas sprunghaft
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
Bewertung
Du kannst diesen Comic hier benoten.

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Rezension vom: 25.02.2010
Kategorie: One Shots
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