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Karteinummer 1071411

Comic-Besprechung - Marvel 1602

Geschichten:
Autor: Neil Gaiman, Zeichner: Andy Kubert, Colorist: Richard Isanove

Story:

England 1602. Königin Elisabeth I. ist alt und kränklich geworden. In Schottland wartet der König James I. auf seine Chance, den englischen Thron zu besteigen. Die katholische Kirche ersehnt ebenfalls einen Machtwechsel, um wieder einen kirchenfreundlichen Herrscher zu ihrer Unterstützung zu haben. In diesen politischen Wirren treten seltsame Wetterphänomene auf, die die Menschen beunruhigen. Elizabeth bittet ihren Geheimdienstchef Nicholas Fury und den Hofarzt Stephen Strange sich darum zu kümmern und zudem eine mächtige Waffe aus Jerusalem sicher nach England bringen zu lassen. Fury beauftragt Matthew Murdoch und die geheimnisvolle Natasha mit dieser Aufgabe. Diese werden jedoch gefangen genommen von Graf von Doom und erkennen, dass vier seit langem verschwundene seltsame Reisende ebenfalls gefangengehalten werden.

Zeitgleich wird die Inquisition immer unbarmherziger auf ihrer Jagd nach Hexenbrut. Carlos Javier fürchtet um seine Schüler, die allesamt hochtalentiert sind, aber genetisch mutiert. Aus Amerika treffen derweil die junge Virginia Dare und der geheimnisvolle Rojhaz ein. Als Elizabeth ermordet wird und James I. den Thron besteigt eskaliert die Situation...



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Neil Gaiman hat es wieder einmal geschafft. Man kann diesen Band einfach nicht aus der Hand legen. Sicher, dem Kenner des Marveluniversums tun sich tiefere Wissengründe und Anspielungen auf, als dem Nichtwissenden. Wer von den Protagonisten jeweils sein Äquivalent im normalen Marveluniversum hat, verlangt ein gewisses Vorwissen. Dennoch können auch Nicht-Marvelleser einiges mit diesem Band anfangen. Zudem sich die Zahl der Superhelden auf einem gesunden übersehbaren Niveau befindet.

Es ist zutiefst faszinierend zu sehen, wie es gewesen wäre, hätte es damals schon Superhelden gegeben. Fury als Geheimdienstchef und Strange als Hofarzt ist nicht allzuweit hergeholt, aber wie die anderen, abgesehen von den X-Men, zu ihren Kräften kommen,  meistens durch Technik wie bei den Fantastischen Vier oder Radioaktivität wie bei Daredevil und Spiderman, ist durchaus glaubwürdig. Auch die Gleichsetzung der Mutantenhasser mit der Inquisition ist dramaturgisch sehr geschickt.

Das Leben und Denken der Menschen im elisabethanischen Zeitalter wird  hervorragend mit einigen historischen Anspielungen vermittelt und gliedert die Helden wie die Fantastischen Vier, Nick Fury, STephen Strange, Peter Parker, Daredevil, X-Men, Captain America, Hulk und die Schwarze Witwe ebenso geschickt ein wie die Schurken Magneto, Doom, den Geier, Quicksilver und Scarlet Witch.

Nachteiliges ist aber leider auch zu finden. Zum einen muss die große Bedrohung nicht kleiner als universal sein, was mit dem Milieu und der Zeit nicht ganz konform geht (lustig wie das Wissenschaftsgenie Reed Richards mit dem etwas beschränkten Wissen der damaligen Zeit Erklärungen sucht). Eine etwas der damaligen Zeit angemessenere Bedrohung hätte mehr Glaubwürdigkeit verliehen. Ein großes Manko ist die Einbettung in das normale Marvel-Universum. Auslöser der allumfassenden Krise ist eine Zeitreise, die jemanden in das elisabethanische Zeitalter brachte. Die Faszination der Marvelianer für Technik kann anscheinend nicht mal kurz beiseite gelegt werden. Eine reine Elseworlds-Story hätte dem Band noch mehr Vergnügen verliehen.

Erschreckend ist, wie patriotisch gerade gegen Ende der Band daherkommt. Das hätte man dem Engländer Neil Gaiman so nicht zugetraut. Es macht zwar Sinn in Anspielung auf die Inschrift der Freiheitsstatue alle Elenden, Armen und Flüchtlinge hier im Sinne der verfolgten X-Men und anderen Superhelden nach Amerika auswandern zu lassen. Aber das nicht nur Helden Amerika gründeten, sondern sogar Superhelden, naja. Die große Nation, besser als alle anderen, ist pure Propaganda und zerstört einen möglichen harmonischen Abschluss.

Die Zeichnungen sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet, obwohl sich gerade in den Details auch manche historische Fehler finden. Wie bei Marvel üblich unterstützen sie zur vollen Zufriedenheit die Story ohne viel Auhebens um sich selber zu machen. Die Farbgebung hingegen von Richard Isanove ist hervorragend. Gerade die Lichtspiele der Kerzen, Fackeln und Kaminfeuer, aber auch der Sonnenstrahlen wie bei Aufgängen ist klasse und der Erzählzeit angemessen.

Im Band ist die komplette 8-teilige Miniserie von 2003 abgedruckt.



Fazit:
Ein Klassiker. Obwohl die technischen Aspekte störende Fremdkörper sind und ein harmonisch geschlossenes Historienepos verhindern. Auch mit propagandistischen amerikanischen Elementen ein großes Lesevergnügen von dem Meisterautor Neil Gaiman.

Marvel 1602 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Marvel 1602

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 19,95

ISBN 10:
4194802519954

ISBN 13:
9783866079304

220 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Story
  • Farbgebung
  • Charaktere raten
  • Historische Anspielungen
Negativ aufgefallen
  • Patriotismus
  • Technikverliebtheit
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 16.04.2010
Kategorie: Neil Gaiman
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