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Comic-Besprechung - Furious Love 1

Geschichten:
Autor, Zeichner, Tuscher, Colorist: Kazuo Kamimura

Story:
Fernab der Samurai und Shogun, in Städten wie Edo, führen die Menschen ein ganz eigenes Leben, frei von den Zwängen, die den Bauern auf dem Land auferlegt sind und dem strengen Kastensystem, das sie zwingt, ohne Wenn und Aber zu gehorchen. Hier leben Künstler wie der Holzschnittmaler Hokusai, der eine gewisse Berühmtheit für seine Landschafts- und erotischen Malereien erlangt hat. Der alte Mann kann es sich sogar leisten Fürsten vor den Kopf zu stoßen, die zu ihm als Bittsteller kommen. Reich gemacht hat es ihn freilich nicht. Er fristet ein eher armseliges Leben an der Seite seines einzigen noch lebenden Kindes O-Ei.

Schüler und Epigone ist der begabte Sutehachi, der droht, ihm bei den erotischen Bildern den Rang abzulaufen. Aber wie so oft stehen dem Erfolg nur all zu menschliche Leidenschaften entgegen. Es ist eine Hassliebe, die die beiden pflegen - sie können nicht mit und nicht ohne den anderen. O-Ei liebt Sutehachi insgeheim und versucht ihm dies auch immer wieder klar zu machen, aber der junge Mann, der selbst aus einem besseren Hause stammt, achtet nicht auf die Hinweise sondern ehelicht lieber O-Shichi, die Tochter eines wohlhabenden Gemüsehändlers.

Das Leben in der Stadt ist hart, aber auch deftig. In diesem ersten Band lernt der Leser die Protagonisten und ihr Umfeld kennen - Nachbarn, Kunden und Verleger, die Druck auf die Künstler ausüben, aber leider nicht immer den erhofften Erfolg haben. Das Alltagsleben der Stadtmenschen in den letzten Jahren der Edo Zeit, also der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach westlicher Zeitrechnung, steht im Mittelpunkt der einzelnen Episoden, nicht die große Politik. Die Dramen entwickeln sich im zwischenmenschlichen Bereich, denn manch eine Dreiecksbeziehung führt unvermeidlich zur Katastrophe. So lange versucht man einfach zu überleben und sich durch zu schnorren - vor allem Sutehachi.


Meinung:
Man merkt, dass sich Kazuo Kamimura(1940-1986) bereits intensiv mit der Edo-Zeit und ihrer Gesellschaft auseinander gesetzt hat, denn wie in "Lady Snowblood" und "Shinanogawa" zeichnet er ein sehr genaues Bild der Menschen und ihrer Lebenswelt, nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. So wenden sich die manchmal recht vulgären und lebensnahen Geschichten vor allem an erwachsene Leser, die es gerne etwas derber mögen und auch den klassischen Erzählstil gewohnt sind, der in den 1970er und 1980er Jahren noch gebräuchlich war.

Die Geschichten verlaufen allesamt mehr oder weniger sehr geruhsam und dürften auf actionverwöhnte Fans eher langweilig wirken, denn was wirklich passiert muss man aus Andeutungen und zwischen den Zeilen heraus lesen, sie erschließen sich oft nicht sofort. Die Figuren selbst sind fast alle lebende Menschen mit Schwächen und Fehlern, Unzulänglichkeiten und sie behindernden Leidenschaften. Sie stehen im Mittelpunkt der Geschehnisse, die meist aus dem alltäglichen Leben gegriffen sind und nur selten außergewöhnliche Dinge behandeln.

Wenn man sich also die Zeit dafür nimmt, die Geschichte in aller Ruhe zu lesen, erhält man ein interessantes und vielschichtiges Sittengemälde, das viel über die Kultur und Gedankenwelt Japans zu dieser Zeit des Stillstands verrät und erste Andeutungen macht, dass die Gesellschaft gerade in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auseinander zu brechen droht.

Gelungen sind auch die realistischen und detailreichen Zeichnungen, die manchmal sogar das Kunststück beherrschen, in die klassischen Holzschnitte dieser Periode überzugehen, ohne das ein Stilbruch entsteht.


Fazit:
Wie "Lady Snowblood", "Shinanogawa" oder "Lone Wolf & Cub" wendet sich auch "Furious Love" an erwachsene Leser, die die detailverliebten und deftigen Sittengemälde vergangener Gesellschaften - so fremdartig sie auch sein mögen, zu schätzen wissen.


Furious Love 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Furious Love 1

Autor der Besprechung:
Christel Scheja

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 14,90

ISBN 13:
978-3551791610

361 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • ein stimmungsvoll- tiefgründiges Sittengemälde der ausgehenden Edo-Zeit
  • detailreiche Zeichnungen
Negativ aufgefallen
  • die Geschichte wird vielleicht zu gemächlich erzählt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 21.04.2010
Kategorie: Furious Love
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