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Comic-Besprechung - Carthago 1: Die Lagune von Fortuna

Geschichten:

Die Lagune auf Fortuna (Originaltitel: „Carthago 1: Le Lagon de Fortuna“)

Text: Christophe Bec, Zeichnungen: Éric Henninot, Farben: Delphine Rieu



Story:
Carthago ist der Name eines großen Energiekonzerns, der mit Erdgas handelt. Gefördert wird das Naturgas aus unterirdischen Lagerstätten, wie zum Beispiel tief unter dem Meeresboden. Eine solche Förderstelle befindet sich im Südpazifik, genauergesagt in der Unterwasserschlucht von Arunkulta, in der man 1993 eine tödliche Entdeckung macht. Es kommt zu einem folgenschweren Unfall, als Taucher von Carthago auf einen längst ausgestorben geglaubten Riesenfisch stoßen: ein Charcharodon Megalodon. Der Vorfahre des weißen Hais kann bis zu 14 Meter lang werden und fackelt mit den Froschmännern nicht lange. Diese „wichtigste zoologische Entdeckung aller Zeiten“ passt dem Konzern nicht, und schon gar nicht dessen Chef, der sein Gesicht vorzugsweise komplett mit einer schwarzen Sturmhaube verhüllt. Er sieht seine 3.2 Trillionen Dollar jährlich in Gefahr, wenn die Existenz des Megalodons publik wird, und so setzt man alles daran, um die Sache nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen.

Jahre später erreichen, allen Bemühungen zum Trotz, Informationen über den prähistorischen Fund dennoch die falschen Stellen. Zum einen ist da eine Greenpeace-Splittergruppe, zusammengesetzt aus Forschern und militanten Umweltaktivisten, die den Braten gerochen hat, zum anderen mischt ein exzentrischer Sammler von Gegenständen aus der Urgeschichte mit. Entscheidende Hinweise auf den Verbleib des Megalodons werden in der Nähe der Insel Fortuna vermutet. Dort befindet sich auch ein unendlich tiefes Unterwasserhöhlensystem – in welchem man unerwarteterweise auf einen Verwandten des Megalodons trifft, das Liopleurodon, das größte fleischfressende Wasserreptil aller Zeiten.

Viele, teils äußerst mysteriöse Vorfälle deuten auf das nahende Ende der Welt hin, zumindest, wenn man den beiden Aborigines Glauben schenkt, die davon auf Seite 53 des Comics orakeln.

Meinung:
Der gute alte Jacques Cousteau hat das Meer nicht nur für die Massen popularisiert, er hat es auch bis in den hinterletzten Winkel erforscht. Mit der Calypso, seinem Forschungsschiff, befuhr er die sieben Weltmeere und mit seiner gelben tauchenden Untertasse stieg er hinab auf den Meeresgrund. Seine TV-Serie Die Geheimnisse des Meeres brachte stets Licht ins Dunkel – und am spannendsten waren die Fahrten mit der Unterwasserkamera über die mondartigen Böden der schwärzesten Tiefsee, die immer wieder die seltsamsten Viecher ins gleißende Licht des Objektivs zerrten.

Jahre später kamen dann Regisseure wie Steven Spielberg oder James Cameron auf die Bildfläche und spielten mit Filmen wie Der weiße Hai oder Abyss mit ganz anderen Emotionen des Zuschauers. An diese beiden Kinostreifen, sowie TV-Serien wie Surface, muss man auch unweigerlich denken, wenn man sich näher mit dem ersten Band von Carthago befasst.  Doch nicht nur aus der Richtung von Hollywood hat sich Christophe Bec, so scheint es, inspirieren lassen. Wer den Roman Meg. Die Angst aus der Tiefe von Steve Alten kennt, der könnte sogar denken, der Franzose hat die Grundidee dort abgekupfert.

Die Handlung springt munter zwischen den Zeiten (Start im Miozän, 24 Millionen Jahre vor Christus), den Erdteilen (Australien, Frankreich, Neuseeland, Karpaten/Rumänien, etc.) und den verschiedenen Protagonisten hin und her, aber so richtige Spannung will leider nicht aufkommen. Dabei bemühen sich die beiden Kreativen sehr, oder besser, es wirkt alles sehr bemüht.  

So erscheint der Debütband wie sein Covermotiv. Carthago ist diffus. Diffus ist das Gegenteil von klar und bedeutet so viel wie undeutlich oder verschwommen. Das muss natürlich nicht von Nachteil sein, gerade beim Stricken von Abenteuergarn zeigt sich anhand der Qualität der Mysterien, die ein Autor verarbeitet, wie gut der Stoff letztlich wird. Bei Die Lagune auf Fortuna hat der gute Bec jedoch etwas zu viel von allem auf den Webstuhl gespannt. Das Ergebnis ist, um im Bild zu bleiben, kein kunstvoller Gobelin, sondern eher ein ausgelatschter Flickenteppich.

Trotz eines nahezu permanenten Déjà-vu-Effekts, wird so mancher Comic-Fan diesem Band etwas abgewinnen können, wenn er nicht zu viel erwartet, sondern sich auf mittelprächtige Unterhaltung mit seltsam saftlosen und uninspirierten Charakteren einstellt. Wenn alle Stricke reißen, dann ist da immer noch die Optik. Die Zeichnungen von Henninot haben etwas Faszinierendes, wenn man sich vorwiegend auf die Unterwasser- und Landschaftsstrecken konzentriert. Die gleichsam fesselnde wie beängstigende Atmosphäre unter Wasser wird grafisch eindringlich widergespiegelt. Die Menschen hingegen sind eher etwas leblos geraten, auch in charakteristischer Hinsicht. Sie verblassen regelrecht, und man muss aufpassen, dass man sie nicht schon vergessen hat, wenn man die Deckel des Hardcovers nach beendeter Lektüre zugeklappt.

Die Serie ist auf sechs Alben angelegt. Der erste Band lässt noch nicht erkennen, warum es so viele Teile braucht, um diese Geschichte zu erzählen. Werten wir ihn als Opener, um die wichtigsten Handlungsfäden aufzuziehen und die Stimmung für kommende Episoden zu etablieren. Immerhin ist die letzte Seite als Cliffhanger gut genug, um die grauen Zellen in Fahrt zu bringen. Und so kann man gemäßigt gespannt sein, auf die Dinge, die da kommen werden.

Fazit:
Carthago ist eine Sammlung von Unterwasser-Rätseleien, angereichert mit einer kräftigen Portion Dinosaurier-Gedöns und einem Schuß „Öko-Aktivismus versus Großkonzern“. Für Fans von Nessie oder Jurassic Park durchaus zu empfehlen. Der Rest kann getrost abwarten, was die Kritiker über Band 2 schreiben.

Carthago 1: Die Lagune von Fortuna - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Carthago 1: Die Lagune von Fortuna

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 13.80

ISBN 13:
978-3-86869-100-9

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Landschaften setzt Henninot grafisch gut um
  • Faszination Tiefsee
Negativ aufgefallen
  • inhomogener Mix aus bekannten Klischees
  • Charakterisierungen der nichtssagenden Art
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 01.05.2010
Kategorie: Carthago
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