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Comic-Besprechung - Das Leben und Wirken der Martha Washington im 21. Jahrhundert 2: Martha zieht in den Krieg
Geschichten:Happy Birthday, Martha Washington: Kollateralschaden
Autor: Frank Miller, Zeichner: Dave Gibbons, Inker: Robin Smith & Angus McKie, Colorist: Alan Craddock
Happy Birthday, Martha Washington: Martha Washingtons Kriegstagebuch
Autor: Frank Miller, Zeichner: Dave Gibbons, Inker: Robin Smith & Angus McKie, Colorist: Alan Craddock
Happy Birthday, Martha Washington: Nachschub
Autor: Frank Miller, Zeichner: Dave Gibbons, Inker: Robin Smith & Angus McKie, Colorist: Alan Craddock
Happy Birthday, Martha Washington: Hightech
Autor: Frank Miller, Zeichner: Dave Gibbons, Inker: Robin Smith & Angus McKie, Colorist: Alan Craddock
Martha zieht in den Krieg
Autor: Frank Miller, Zeichner: Dave Gibbons, Inker: Robin Smith & Angus McKie, Colorist: Alan Craddock
Martha Washington: Gestrandet im All
Autor: Frank Miller, Zeichner: Dave Gibbons, Inker: Robin Smith & Angus McKie, Colorist: Alan Craddock
Crossover
Autor: Frank Miller, Zeichner: Dave Gibbons, Inker: Robin Smith & Angus McKie, Colorist: Alan Craddock
Angriff der fleischfressenden Monster
Autor: Frank Miller, Zeichner: Dave Gibbons, Inker: Robin Smith & Angus McKie, Colorist: Alan Craddock
Story:
Gefangene, Flüchtling, Verrückte und Soldatin – Martha Washington hat sich schon in der einen oder anderen Rolle wiedergefunden. Nun muss sie sich als Captain beweisen. Doch zuerst kämpft sie mit der Friedenstruppe PAX gegen einen unsichtbaren Gegner oder besser: Geister. Sie soll herausfinden, ob hinter dem Mysterium tatsächlich Spuk oder doch etwas anderes steckt. Denn die Geister haben sich gegen PAX und deren Ideologie verschworen. Ganz konkret haben sie führende Köpfe aus allen wissenschaftlichen Gebieten entführt. Martha gerät bei ihrem Auftrag zwischen die Linien und muss sich entscheiden.
Meinung:
Der zweite Martha Washington-Band enthält mehrere lose zusammenhängende Stories. Den Großteil macht die titelgebende Story „Martha zieht in den Krieg“ aus. Daneben enthält der Band außerdem diverse Episoden die ursprünglich unter dem Titel „Happy Birthday, Martha Washington“ veröffentlicht wurden sowie die Kurzgeschichten „Martha Washington: Gestrandet im All“, „Crossover“ und „Angriff der Fleischfressenden Monster“. Panini Comics hat zum Großteil der obligatorischen Covergalerie ebenso die ursprünglichen Schwarzweißseiten der Originalausgaben mitabgedruckt.
Kultautor Frank Miller (300) hat seine SF-Satire Das Leben und Wirken der Martha Washington im 21. Jahrhundert seinerzeit zusammen mit dem Starzeichner Dave Gibbons (Watchmen) bei Dark Horse inszeniert. Miller hatte zuvor schon mit Geof Darrow ebenfalls für Dark Horse den Science Fiction-Vollstrecker-Comic Hard Boiled geschrieben, dessen Hauptfigur Nixon übrigens einen Cameo-Auftritt im zweiten Martha Washington-Band hat. Damit war Miller bereits gut mit dem SF-Genre vertraut. Das er das Genre (nicht allzu) ernst nimmt, kann man daran ablesen, dass in den Episoden sämtliches futuristisches Technikarsenal unter chronischen Störungen oder Fehlfunktionen leidet, was der Wirklichkeit im Umgang mit technischen Geräten oft näher kommt als der in der Science Fiction oft praktizierte Technoporno.
Martha Washington stellt Millers philosophischste und sozialkritischste Arbeit dar, weil er die SF-Serie als Antiutopie beziehungsweise im zweiten Band auch als Utopie angelegt hat. Dadurch kann er im Gewand der Science Fiction grundsätzliche politische, soziale und kulturelle Zusammenhänge hinterfragen und kritisieren. Ins Fadenkreuz gerät dabei vor allem das tyrannische und doppelmoralische Amerika, dass in Gestalt der „Friedenstruppe“ PAX in den Krieg zieht. Gegner ist unter anderem eine militärisch aufgerüstete Fast Food-Kette, die für ihre billigen Burger die (Regen-)Wälder abholzt. Mehrfach geht auf die ökologischen Folgen ein, die sich nach gut zwanzig Jahren, wo der Klimawandel auch im Mainstream als Fakt gilt, als gar nicht mehr so unwahrscheinlich entpuppen.
Welchen utopischen Gehalt der zweite Martha-Band tatsächlich in sich birgt, lässt sich vielleicht daran ablesen, dass Miller für die Hauptstory „Martha zieht in den Krieg“ auf einen SF-Klassiker zurückgegriffen hat. Genauer gesagt, auf die Grundidee des Romans Atlas Shrugged (dt. Wer ist John Galt? 1957) von Ayn Rand. Miller ist fasziniert von Rand, der es vermied die wenig komplexe und oft wiederholte totalitäre Gefahr, die unter anderem George Orwell so populär gemacht hatte, als Szenario zu wählen. Rand, und nun Miller, konzentrieren sich auf die Stärken und Schwächen des Individuums, indem sie Themen wie „Kompetenz“ und „Inkompetenz“ oder „Mut“ und Feigheit“ behandeln. Das Schicksal liegt dadurch nicht bei einem alles kontrollierenden „Big Brother“, sondern bei jedem Einzelnen. Diese Art von Verantwortungsethik ist viel greifbarer und praktikabler als bedrohliche Ohnmachtsszenarien.
Doch Miller belässt es nicht bei einem moralischen Zeigefinger. Die moralische Botschaft kommt in Form der Satire, also durch absichtliche Übertreibung, in unterhaltsamer Weise daher. Bemerkenswert ist auch die Protagonistin: eine Afroamerikanerin – also hinsichtlich Geschlecht und Abstammung eine absolute Seltenheit. Auch hier belässt es der Kultautor nicht mit rein formalen Innovationen, indem er feministische oder ethnische Aspekte oberflächlich berücksichtigt. Nein. Vielmehr zeichnet sich Martha, die ihren Namen übrigens von der ersten First Lady Amerikas hat, von Beginn an durch Mut, Cleverness und Willensstärke aus, was üblicherweise Attribute der männlichen Helden sind – auch bei den anderen Miller-Comics tritt sonst das konservative Frauenbild in Erscheinung. Martha kommandiert nicht nur, sondern rettet sogar mehrfach das Leben ihrer männlichen Mitstreiter.
Für Gibbons stellte Martha Washington eine Herausforderung dar. Allein schondurch die SF-Elemente wie die schwebende Kommando- und Operationsbasis „Harmony“ konnte sich der Zeichner in Punkto Details und Phantasie so richtig austoben. Futuristische Waffen oder Fluggeräte gelingen Gibbons dabei genauso glänzend wie die Gesichter und oft nur angedeuteten Hintergründe. Eine Stärke und Schwäche der Serie ist die PC-Kolorierung. Das funktioniert sehr gut bei Effekten oder Visualisierung von futuristischen Details wie Hologrammen oder PC-Bildschirmen. An manchen Stellen wirken die am Computer erzeugten, meist flächigen Farben aber auch unpassend und uneinheitlich. Gerade im Vergleich mit den Originalseiten fallen die Vorzüge und Reize der Schwarzweißzeichnungen auf.
Fazit:
Auch der zweite Band von Martha Washington darf sich als Klassiker in die Comicgeschichte einreihen. Noch mehr als in seinen anderen Arbeiten überschreitet Miller erzählerisch und inhaltlich festgefahrene Grenzen des Mediums. Die spannenden Episoden überzeugen durch ihren satirischen Erzählton und ihren philosophischen Gehalt und sind dank Gibbons treffend und stimmungsvoll bebildert.
Das Leben und Wirken der Martha Washington im 21. Jahrhundert 2: Martha zieht in den Krieg
Autor der Besprechung:
Marco Behringer
Verlag:
Paninicomics
Preis:
€ 19,95
ISBN 10:
3866079974
ISBN 13:
978-3866079977
192 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Science Fiction: philosophische Utopie
- Feminismus: fortschrittliches Frauenbild
- Ökologie: Thematisierung von Umweltzerstörung und Klimawandel
- Unterhaltung: satirischer Erzählton
- Abdruck der urpsüngllichen S/W-Seiten
- PC-Kolorierung nur bei Effekten wirkungsvoll
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Rezension vom: | 01.09.2010 | ||||||
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