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Comic-Besprechung - John Constantine – Hellblazer 9: Die Gabe

Geschichten:

Die Gabe

Autor: Mike Carey; Zeichner: Frazer Irving, Leonardo Manco, John Paul Leon; Farben: Lee Loughridge



Story:

Ein kleiner Streifzug entführt zunächst in die Jugend von John Constantine und seiner ersten Berührung mit der Gabe. Von Straßenschlägern schikaniert bleibt ihm kein anderer Ausweg, als auf seine besondere Begabung zurückzugreifen. Mit allen Konsequenzen. Dann springt die Zeit auch schon wieder nach vorne und Constantine findet sich am Bahnhof King’s Cross in London wieder. Eine Einladung des mysteriösen Tate-Club lässt dann nicht lange auf sich warten und Constantine bereitet sich darauf vor den anwesenden Gästen eine Show zu bieten, die sie ihren Lebtag nicht mehr vergessen werden.

Im Anschluss daran stattet er einem zwielichtigen Gangsterboss einen Besuch ab, der ein paar Junkies engagiert hatte, um Constantines Lagerhaus auszurauben. Doch müssen die am Raub Beteiligten bald am eigenen Leib erfahren, was es heißt sich am Besitz des bekanntesten Magiers der Welt zu vergreifen. Zum Schluss muss sich Constantine noch mit einem merkwürdigen Zwillingspaar herumschlagen, welches es auf eine heilige Reliquie abgesehen hat. Und auf einmal wird aus einem kleinen Gefallen etwas vollkommen anderes.



Meinung:

Der alte Schweinehund Constantine ist nach London zurückgekehrt. Und er macht es der alten Lady nicht leicht ihn wieder selig in die Arme zu schließen. Doch zunächst macht den Auftakt eine kleine Episode aus Constantines Vergangenheit, in der sich zum ersten Mal seine besondere Gabe offenbart. Seine Gabe ein ganz schön hintertriebener Drecksack zu sein. Auch als kleiner Pimpf wusste Constantine zu manipulieren, selbst wenn er ansonsten einer der Jungen war, der die Prügel eher einsteckt, als sie auszuteilen.

Und es brauchte einen zweiten Blick, um den Zeichner einzuordnen, der uns auf diese Reise mitnimmt. Frazer Irving hat ein Auge für ungewöhnliche Perspektiven, doch erinnert sein Stil diesmal mehr an Kelly Jones oder Richard Corben, als an seinen eigenen. Vielleicht liegt es an der Kolorierung aber die ganz große Stärke Irvings liegt eindeutig bei reinen Schwarz/Weiß-Zeichnungen. Was er da schon für 2000 A.D. auf das Blatt gezaubert hat, lässt seinen Beitrag für den Hellblazer-Kosmos wirklich blass aussehen. So gewöhnlich wie hier, braucht er sich eigentlich nicht zu verkaufen.

Die in Hellblazer zur Schau gestellte Magie ist keine solche der großen Effekte und des Lichtzaubers. Man hat es mit dem Bodensatz des Okkulten zu tun, und düster und bedrohlich wirkt die Magie in ihrer Ausübung. Und sie hat fast immer ihren Preis. Diesen Umstand greift auch die zweite Episode auf, in der sich Constantine mit etwas ähnlichem wie einem Fanclub beschäftigen muss. Die Show, die diese Celebrity-Magier geboten bekommen, dürfte ihnen in Zukunft schwer im Magen liegen. Kaum auf der Insel angekommen, macht sich Constantine somit gleich neue Feinde und es ist ihm vollkommen Schnuppe. Aber auch er hat sein Scherflein und die Konsequenzen seines Handelns zu tragen, bloß flüchtet er sich in Bitterkeit und Zynismus. Man merkt der Schreibe von Mike Carey in jedem Moment an, dass Constantine einfach schon zuviel gesehen und erlebt hat. Abgebrüht, ausgebrannt und nihilistisch ist er nicht gerade die Figur, die zur Identifikation einlädt. Aber irgendwie kann man sich dem Charakter nicht entziehen, er weckt Interesse auf seine ganz eigene Art. Hellblazer ist die kalte Dusche, wenn man von der Heile-Welt-Romantik der Superhelden genug hat.

Und dass die Magie vor allem für Unerfahrene enorme Gefahren birgt, wird dem Leser dann gleich in der darauf folgenden Geschichte nochmals eingehämmert, in der ein paar Junkies in Constantines Lager einbrechen und dort unwissend einige magische Gegenstände entfernen. Natürlich legen sie sich dabei mit Mächten an, die sie weder übersehen, noch beherrschen können. Es ist dabei gerade auch die Hoffnungslosigkeit, die Hellblazer so auszeichnet. Einmal begangene Pfade kann man nur bis an ihr, manchmal bitteres, Ende weitergehen. Ein Zurück gibt es nicht. Das Schicksal der Junkies ist tragisch mit anzusehen in seiner Unausweichlichkeit, aber bewundernd ausgeführt in seiner Konsequenz. Nur gute Autoren sind bereit eine Story ohne Hintertürchen zu schreiben, ohne wundersame Heilung oder die übliche Wiederauferstehung von den Toten. Hellblazer macht Spaß, gerade weil die Geschichten kein gutes Ende nehmen, gerade weil die Figuren Narben davon tragen, die eine Rückkehr zum Status quo unmöglich machen.

Die letzte Geschichte im Bündel wurde von John Paul Leon (Erde X, Covers für DMZ) gestaltet, der mit seinem reduzierten Stil durchaus zu begeistern weiß. Auch die flächige Farbgebung komplimentiert Leons Arbeit, nur hätten ein paar mehr Farbabstufungen nicht geschadet. Gerade beim Kampf der beiden Monstren am Schluss sieht es so aus, als bestünden beide aus einem großen braunen Klumpen und auch manche Details sind nicht stark genug abgegrenzt von ihrer Umgebung. Ansonsten bietet diese Geschichte noch am ehesten die gewohnte Standardkost, die man sich von einem Comic mit Monstern und Dämonen verspricht. Und die am Schluss gezogene Moral könnte auch als das Grundthema für den ganzen Band herangezogen werden: Alles hat seinen Preis.

Und so sehr die Geschichten auch letztlich zusammen passen, bilden sie ein chronologisches Potpourri. Die amerikanischen Ausgaben 213 bis 215 werden eingerahmt von den Nummern 201 und 229. Wahrscheinlich konnten den Leser so in den bisherigen Bänden zusammenhängende Geschichten erzählt werden. Wie wunderbar, dass es sich so gut fügt.

Kleinere Unstimmigkeiten fallen in den Episoden kaum auf. Warum zum Beispiel geht Constantine in einen botanischen Garten um mit Swamp Thing (ja, der hat auch einen klitzekleinen Gastauftritt) zu sprechen, wenn dieser ohnehin mit allen Pflanzen verbunden ist, also auch Bäumen im Park, an der Straße und so weiter? Wird nicht groß erklärt und ist für die Handlung auch nicht wichtig. Kurz die Augenbraue verziehen und weiterlesen. Denn eigentlich zeigt Constantine in dieser Szene erstaunlicherweise zum ersten Mal eine etwas emotionalere Seite. Ein Umstand dem man Beachtung schenken sollte. Natürlich tut er dies nur, um danach noch mehr den Mistkerl raushängen zu lassen. Auch Constantine ist und bleibt Gefangener und Getriebener seines Selbst. Anders würde man es auch gar nicht haben wollen.



Fazit:

Böse kleine Geschichten um den heimgekehrten John Constantine. Wie ein Süchtiger bringt er sich sofort wieder in Schwierigkeiten und der Leser schaut ihm dabei genüsslich zu. Dieser Band bietet sich hervorragend an, um eine erste Prise von Hellblazer zu schnuppern. Aber Obacht, von manchen Düften kommt man nicht mehr los, auch wenn sie giftig sind.



John Constantine – Hellblazer 9: Die Gabe - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

John Constantine – Hellblazer 9: Die Gabe

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,95

ISBN 13:
978-3-86607-923-6

124 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • schmutzige und düstere Geschichte um den größten Schweinehund aller Zeiten
  • schöne kleine Kurzgeschichten (gut für Neueinstieg)
  • John Paul Leons Zeichnungen sind einfach schön anzusehen
Negativ aufgefallen
  • Frazer Irving kann soooooo viel mehr
  • Farbgebung der letzten Episode
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 28.10.2010
Kategorie: Hellblazer
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