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Comic-Besprechung - COMIC! Jahrbuch 2011

Geschichten:

COMIC! Jahrbuch 2011

Originalausgabe

Herausgeber: Burkhard Ihme (Interessenverband Comic e.V.)

Auszug aus dem Inhalt:

  • Freund oder Feind? Comics und Leseförderung
  • Königsdisziplin Kindercomic: Comics für jüngere Leser im Buchhandel
  • Zwischen Tradition, Popkultur und Fernsehen: Der Kindercomic heute
  • Werben für den Gratis-Comic-Tag: Interview mit Andreas Mergenthaler und Filip Kolek (Cross Cult)
  • Die Bruderschaft der Klaren Linie: Hergés nahe und entfernte Verwandtschaft
  • Unser Mann im All: Von Weltraumhelden und Alligatoren
  • Der innere Film: Interview mit dem Stuttgarter Comiczeichner Martin Frei
  • Der US-Comicmarkt 2010
  • Comicmarkt Frankreich 2009/2010: Die Eroberung der digitalen Welt
  • Der ICOM Independent Comic Preis: Die Preisträger 2010
  • Von Menschen und Mäusen, Affen und Pferden: Das 17. internationale Trickfilmfestival Stuttgart


Komplettes Inhaltsverzeichnis findet sich hier: COMIC! JAHRBUCH 2011 Inhalt



Story:

Die elfte Ausgabe des Jahrbuchs des Interessenverband Comic, kurz: ICOM, widmet sich schwerpunktmäßig dem Thema "Kindercomics" und traditionell umfangreich den Gewinnern des ICOM-Independent-Preises.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Beiträge über die Comic-Szene, Interviews mit Zeichnern und Cartoonisten, Berichte über den internationalen Comic-Markt und zum Bereich "Trickfilm".



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Dieses Jahr machte es Burkhard Ihme, der Herausgeber des COMIC! Jahrbuchs, spannend. Das üblicherweise zur Frankfurter Buchmesse Anfang Oktober erscheinende Kompendium zum Thema Comic, Cartoon und Trickfilm kam trotz Verspätung noch rechtzeitig vor Weihnachten Ende November auf den Markt.

Nachdem man letztes Jahr ohne großen Schnickschnack das zehnjährige Jubiläum feiern konnte, geht es mit dem neuen Jahresband im gewohnten Stil weiter. Business as usual, möchte man meinen, im positiven Sinne, denn ein Sekundärwerk wie Ihmes knapp 250seitiges Buch kann die Klasse seiner Vorgängerbände halten. Es gibt jede Menge zu entdecken und zu lesen. Und man hält das Scheinwerferlicht auch in weniger bekannte Ecken der Szene.

Das große Schwerpunktthema heißt diesmal "Kindercomic". Das Feld wird nahezu im Alleingang von Klaus Schikowski beackert, der einen sehr guten Überblick zum Stand der Dinge gibt. Unter dem Titel Königsdisziplin Kindercomic, ein Prädikat, welches vom ehemaligen Carlsen-Redakteur Michael Groenewald stammt, arbeitet Schikowski umfassend heraus, welche Comics für Kinder es heutzutage auf dem Markt noch gibt (wobei er hier von den neusten Entwicklungen bereits wieder eingeholt wurde, denn die schmerzlich vermissten Schlümpfe kehren mit Furore zurück bei toonfish), und welche Schwierigkeiten es bereitet, Kindercomics überhaupt zu verlegen und zu verkaufen. Äußerst hilfreich ist eine kompetente Auflistung von "empfehlenswerten Comics (nicht nur für Kinder)", bei der der Bogen gespannt wird von den Klassikern (Asterix, Lucky Luke etc.), über aktuelle Comics für Kinder (Waldi Wichtig, die neuen franco-belgischen Tokyopop-Titel, Mosaik, etc.) bis hin zu Comic-Bilderbuch-Mischungen oder Nominierten für den Jugendliteraturpreis. Ebenso erwähnenswert ist Schikowskis Artikel Zwischen Tradition, Popkultur und Fernsehen – wo zwar nicht sehr viel Neues drin steht, aber wirklich jede Facette des Marktes abgehandelt wird. Immerhin findet man Kindercomics auch an Stellen, die einem zuerst nicht einfallen: in Magazinen von Fluglinien (AirBär), Apotheken-Magazinen (Medizini, Junior) oder in Sparkassen-Heften wie Knax. Aber auch die Ursprünge in anderen Ländern kommen zur Sprache, und immer wieder wird der große Konkurrenzkampf mit dem Manga aufs Tapet gebracht. Ein Patentrezept hat auch Klaus Schikowski nicht parat, aber er liegt goldrichtig, wenn er schreibt, wie die Kindercomics von morgen auszusehen haben: "Frech sollten sie sein […], etwas chaotisch und anarchig, weniger schnarchig, schließlich ist 2010, und in anderen Fällen werden Kinder schließlich auch mit progressiven Inhalten konfrontiert."

Breiten Raum nehmen im COMIC! Jahrbuch 2011 wie eh und je Interviews mit Zeichnern und Comic-Machern ein. Besonders hervorzuheben ist hier ein umfassendes Interview mit dem Allround-Talent Martin Frei, geführt von Burkhard Ihme, das ein gutes Bild des begabten schwäbischen Zeichners vermittelt. Einen interessanten Einblick in das Schaffen von Cross Cult gibt das Gespräch von Ihme mit Andreas Mergenthaler und Filip Kolek, welches etwas irreführend Werben für den Gratis-Comic-Tag betitelt ist, was aber gar nicht der Schwerpunkt des Interviews ist. Es müssen nicht immer die desillusionierenden Wortwechsel mit brotlosen Zeichnern sein, auch Verlagsvertreter haben besondere Dinge zu erzählen.

Apropos "brotlos". Wenn es eine Aussage gibt, die sich wie ein roter Faden durch viele der Interviews zieht, dann die, dass man mit Comics kein Geld verdienen kann. Zumindest nicht dauerhaft. Es ist und bleibt für viele deutsche Künstler ein Hobby, welches etwas Geld abwirft. Der Nährboden in Deutschland ist nicht fruchtbar genug und die Auflagen geradezu mickrig.

Sehr viel Raum wird auch der Verleihung des ICOM Independent Comic Preises 2010 eingeräumt. Das hat schon Tradition und kann so akzeptiert werden, wenngleich es für den normalen Comic-Fan etwas intensiv ist. Die Preisträger aller Kategorien werden wirklich ziemlich ausführlich vorgestellt. Man bekommt zwar ein brauchbares Bild der Künstler und Schaffenden, illustriert durch eine gezielte Bildauswahl. Wenn man jedoch in älteren Jahrbüchern blättert und dann überlegt, welche Preisträger sich wirklich längerfristig und signifikant halten konnten, dann erscheint so mancher Zeichner wie ein One-Hit-Wonder. Und auch der "Hit" dürfte sich bei manchen Ausgezeichneten im Rahmen eines Sturmes im Wasserglass bewegen. Aber dafür heißt er ja der "Independent"-Preis.

Mit den Berichten über den US-Comicmarkt, den Markt in Frankreich und den Niederlanden wird auch der obligatorische Blick auf die anderen relevanten Comic-Hochburgen geboten. Diesmal ist auch Spanien wieder an Bord. Eine konzentrierte Aufarbeitung des deutschsprachigen Markts findet erneut nicht statt. Am besten schneidet wie letztes Jahr die Analyse des US-Marktes von Stefan Pannor ab. Auch wenn sein Beitrag ebenfalls von aktuellen Ereignissen bereits überrollt wurde (so gibt es das Wildstorm-Imprint nicht mehr und wo ist die Erwähnung vom Tod der Plattform Zudacomics? Und die hohen Verkaufspreise für Hefte sind bei DC auch gepurzelt), werden die wesentlichen Entwicklungen dargestellt. Manches bleibt dem Kenner der US-Szene jedoch etwas schleierhaft. So wird im Abschnitt Manga in Trouble Dark Hose gar nicht erwähnt, warum Alben im Aufwind sein sollten, ist nicht wirklich ersichtlich, wenn man die letzten zehn Jahre Revue passiert, und auch der Abschnitt Schriftsteller to the rescue! Wie Horrorautoren den US-Comic retten wollen bleibt merkwürdig eindimensional. Wenn ein Horror-Autor wie Stephen King, dessen beste Zeiten etwas zurückliegen, für einen Vertigo-Comic schreibt, ist das noch lange kein Trend. Und dass Bestseller-Autoren ihre Namen und Stories für Comics hergeben, gab es schon die Jahre zuvor. Man denke nur an Clive Barker, dessen Hellraiser-Comics bei Epic anno 1989 auf den Markt kamen (gefolgt von vielen weiteren dieser Art). Und unter Todesfälle wird lediglich das Ableben von Harvey Pekar gewürdigt. Aber das sind Kleinigkeiten, die nicht weiter ins Gewicht fallen, immerhin hat Pannor seine Daten selber zusammengesammelt.

Das COMIC! Jahrbuch 2011 ist erneut ein hilfreicher und brauchbarer Querschnitt durch das aktuelle Geschehen in der Comic-Branche. Das Cover-Layout mag etwas in die Jahre gekommen sein (die drei kleinen Bildchen auf dem Titel sind definitiv zu klein und diesmal fehlt seltsamerweise die Kategorien-Einteilung Comic-Cartoon-Trickfilm), aber der Inhalt ist es nicht. Solche Ergänzungsnahrung für den Comic-Fan, der mehr über die Hintergründe und die Macher erfahren will, ist essentiell für den deutschen Markt, wo viel zu wenig reflektiert und höchstens ins Ausland geschielt wird. Deshalb ist es auch so löblich, dass hier Randerscheinungen wie Tordis Tauben-Comics oder die Comic-Biografien von Willi Blöß zum Zuge kommen. Und Burkhard Ihmes Editorial hätte ruhig ausführlicher ausfallen können. Gerade aktuelle Kommentare wie diese sind das Salz in der Suppe und kitzeln die Synapsen auf stimulierende Art und Weise.



Fazit:

248 Seiten Lesestoff, reichlich bebildert, sind für nur 15,25 Euro ein richtiges Schnäppchen. Die aktuelle Ausgabe des COMIC! Jahrbuchs bietet einen brauchbaren und vielseitigen Blick über die deutsche Comic-Szene, und lässt dabei auch sehr spezielle und damit weniger massentaugliche Bereiche nicht außen vor. Damit gehört es zu den wichtigsten Sekundärwerken des Jahres.



COMIC! Jahrbuch 2011 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

COMIC! Jahrbuch 2011

Autor der Besprechung:
Matthias Hofmann

Verlag:
ICOM

Preis:
€ 15.25

ISBN 13:
978-3-88834-941-6

248 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • sehr preiswert
  • guter Überblick auf die Comic-Szene und ihre Macher
  • überzeugender Gesamteindruck
Negativ aufgefallen
  • stellenweise zu verspieltes Layout (Seiten-Hintergründe), das stört beim Lesen
  • eine Markt-Analyse des deutschen Marktes fehlt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 30.12.2010
Kategorie: Sekundärliteratur
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