Guy Deslisle, Jahrgang 1966, arbeitet als Zeichner für eine kanadische Trickfilmproduktionsfirma. Er bekommt den Auftrag in die chinesische Wirtschaftsmetropole Shenzhen zu reisen um dort drei Monate lang die Produktion einer Zeichentrickserie zu überwachen. Eine Gelegenheit, die er wahrnimmt um seine alltäglichen, teils witzigen, teils haarsträubenden, teils traurigen Abenteuer zeichnerisch festzuhalten: die Langeweile in den immer gleichen Hotels, die Absurditäten der Kommunikation, der Kulturschock, das eigentümliche Arbeitsklima, das seltsame Essen, die irrsinnige Architektur, die Mentalität der Chinesen, das gewöhnungsbedürftige Essen, der politische und gesellschaftliche Wahnsinn.

Wir erleben, was für eine Erleichterung es sein kann, einen Abstecher ins freiheitliche Hongkong zu machen und warum man einen Besuch beim Zahnarzt in Shenzhen dann doch lieber vermeiden sollte. Vor allem aber erleben wir China aus einer ungewohnten Perspektive, jenseits von Touristenexotik und den üblichen Klischees.

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Comic-Besprechung - SZ Bibliothek Graphic Novels 4: Shenzhen

Geschichten:

Autor: Guy Delisle
Zeichner: Guy Delisle



Story:

Guy Deslisle, Jahrgang 1966, arbeitet als Zeichner für eine kanadische Trickfilmproduktionsfirma. Er bekommt den Auftrag in die chinesische Wirtschaftsmetropole Shenzhen zu reisen um dort drei Monate lang die Produktion einer Zeichentrickserie zu überwachen. Eine Gelegenheit, die er wahrnimmt um seine alltäglichen, teils witzigen, teils haarsträubenden, teils traurigen Abenteuer zeichnerisch festzuhalten: die Langeweile in den immer gleichen Hotels, die Absurditäten der Kommunikation, der Kulturschock, das eigentümliche Arbeitsklima, das seltsame Essen, die irrsinnige Architektur, die Mentalität der Chinesen, das gewöhnungsbedürftige Essen, der politische und gesellschaftliche Wahnsinn.

Wir erleben, was für eine Erleichterung es sein kann, einen Abstecher ins freiheitliche Hongkong zu machen und warum man einen Besuch beim Zahnarzt in Shenzhen dann doch lieber vermeiden sollte. Vor allem aber erleben wir China aus einer ungewohnten Perspektive, jenseits von Touristenexotik und den üblichen Klischees.



Meinung:

Die Zeichnungen von Guy Delisle wirken auf den ersten Blick rau und schroff. Grobe Bleistiftstriche, stilisierte Figuren und Formen, manchmal skizzenhaft, manchmal detailliert, irgendwo zwischen Realismus und Karikatur. Bei genauem Hinschauen aber entdeckt man, wie viel Liebe, Witz und Erfindungsreichtum in den einzelnen Panels steckt. Delisle schildert seinen Aufenthalt in China in kleinen, bestechenden Episoden, die vielleicht besser noch als so mancher Dokumentarfilm oder schriftlicher Bericht vermitteln, wie sich das Leben in einer Diktatur anfühlt. Neben beunruhigenden Hintergrundinformationen („Man erzählt sich, dass die chinesischen Behörden in ihrem Zynismus so weit gehen, von den Familien der zu Tode Verurteilten das Geld für die verschossene Kugel zu verlangen.“) vermittelt Delisle immer wieder mit Humor die kulturellen Diskrepanzen zur westlichen Welt (Betriebsbesichtigung im Fernsehsender. „Wir kommen auf die Gehälter zu sprechen...Ich erkläre ihnen, dass solche Techniker, wie wir sie gerade gesehen haben, sonntags bei uns das Doppelte verdienen würden. – Allgemeines Gelächter! Während meines ganzen Aufenthalts in China ist keiner meiner Witze so gut angekommen.“)

Es ist eine wahre Freude dem sympathischen, stets positiv gestimmten Protagonisten zu folgen, der kein Abenteuer scheut, um der Tristesse des Alltags zu entkommen, der versucht jeder noch so absurden Situation etwas abzugewinnen und der immer offen auf die ihm fremdartig erscheinenden Menschen zugeht. Zutiefst menschlich zeigt er sich oft genervt, macht sich aber nie lustig über das Elend oder versucht das Geschehen zu verharmlosen. Mit wachsamem Blick deckt er die Schattenseiten einer vom Kommunismus gegeißelten Gesellschaft auf, versucht zu verstehen, nachzuvollziehen und bleibt letztlich doch außen vor. Als er bis spät in die Nacht die letzten Zeichnungen anfertigt ist niemand mehr da um ihn nach drei Monaten zu verabschieden. Was bleibt ist das Lächeln des Kochs aus einem kleinen Restaurant, der ihm im Aufzug freundlich zulächelt.

So pendelt Shenzhen zwischen Spaß, Entsetzen und Melancholie hin und her. Ein emotionaler, äußerst origineller Ausflug in eine exotische Welt, der Bildung und Unterhaltung gekonnt vermischt. Die nicht besonders gefälligen Zeichnungen mögen Geschmacksache sein; jeder, der diese Graphic Novel gelesen hat, wird aber einen neue Sicht der Dinge erleben, und das ist etwas, was man nicht von allzu vielen Comics sagen kann. Insofern ist Shenzhen ein würdiger Beitrag zur Graphic Novels Reihe der Süddeutschen Zeitung.

Mit Pjönjang und Aufzeichnungen aus Birma hat Guy Delisle seine Erlebnisse in den diktatorisch regierten Ländern Nordkorea und Birma/Myanmar fortgesetzt. Vor allem in ersterem hat Delisle sich gegenüber Shenzhen inhaltlich und grafisch noch einmal gesteigert. 



Fazit:

Eine selten gelungene Mischung aus Humor, Reisebericht und Gesellschaftskritik, bei der man fast Lust bekommen könnte, selbst mal wieder ein Abenteuer zu wagen.



SZ Bibliothek Graphic Novels 4: Shenzhen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

SZ Bibliothek Graphic Novels 4: Shenzhen

Autor der Besprechung:
Armin Hofmann

Verlag:
Süddeutsche Zeitung GmbH

Preis:
€ 14,90

ISBN 10:
3866158688

ISBN 13:
978-3866158689

160 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • präzise beobachtet
  • bestechender Humor
  • sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis
  • schlicht und elegant aufgemacht
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
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Rezension vom: 28.04.2011
Kategorie: SZ Bibliothek Graphic Novels
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