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Comic-Besprechung - Sandman präsentiert 4: Destiny

Geschichten:

Autor: Alisa Kwitney
Zeichner: Kent Williams, Michael Zulli, Scott Hampton, Rebecca Guay
Colorist: Sherilyn van Valkenburgh (Seiten 20 - 52)




Story:

Anfang des 21. Jahrhunderts ist die Pest wieder ausgebrochen und der Schwarze Tod hat ganze Städte und Landstriche entvölkert. Eines Tages im Jahr 2009 kommt der geheimnisvolle Jack Ryder in eine amerikanische Kleinstadt. Die verwitwete Ruth nimmt ihn bei sich auf. In den folgenden Tagen erzählt der Fremde den letzten Einwohnern der Stadt von drei bisherigen Pestausbrüchen. Aber er will sie nicht nur erschrecken, denn er besitzt eine Seite aus dem Buch von Destiny, eines der Ewigen. Doch was hat Ryder vor?



Meinung:

Die Autorin des Bandes Alisa Kwitney ist laut Vorwort eine bekennende Hypochonderin und so verwundert es auch nicht sonderlich, dass sie sich ausgerechnet das große Thema Epidemien ausgesucht hat. Und in diesem Feld ist natürlich die Pest aufgrund ihrer starken kulturellen Verankerung die naheliegendste. Trotz aller neueren Seuchen oder Epidemien wie etwa EHEC ist wohl keine so voller Ängste besetzt wie die Pest. Schließlich hat sie im Mittelalter ein Drittel aller Europäer hinweg gerafft. Aufgrund dieses Traumas wurde sie schon in mittelalterlichen Darstellungen oft verwendet und zog so in das kollektive Gedächtnis der Menschheit ein. Und die Stories in diesem Band sind wirklich spannend, da vor allem die unterschiedlichen psychologischen Bewältigungsstrategien ausgeführt werden. Auch die Hintergründe der Geschichten sind jeweils anders und benutzen den historischen Kontext. Was es mit dem Fremden, Jack Ryder, auf sich hat, wird dem Leser nicht direkt klar. Was natürlich recht geschickt ist, da sich der Leser schon die ganze Zeit fragt, was das ganze denn soll und wo der rote Faden ist, mal abgesehen von der Seuche.

Die Gleichstellung von Jack Ryder mit einem der vier Reiter der Apokalypse ist schon sehr geschickt gewählt, wenngleich die Ursprünge dieser Figur etwas genauer ausgeführt hätten werden können.

Der Titelheld, Destiny, kommt erstaunlich wenig vor. Was aber auch mit seinem Charakter zu tun hat. Im Gegensatz zu seinen Geschwistern, die man ja genauestens aus der Sandman-Reihe kennt, ist es schwer, eine eigenständige Geschichte über Destiny zu erzählen. Er handelt ja nicht, sondern liest nur in seinem Buch. Und wenn man über das Schicksal erzählen will, landet man zwangsläufig bei anderen Figuren und wie diese mit dem Schicksal umgehen. Alle Handlung wird also folgerichtig auf andere Figuren verlagert. Es wäre spannend gewesen, wenn Neil Gaiman selbst diese Geschichten verfasst hätte, da er philosophisch um einiges geschulter ist als Alisa Kwitney. Aber Kwitney ist immerhin als ehemalige Redakteurin der Sandman-Reihe prädestiniert dazu, selber Geschichten aus diesem Universum zu erzählen. Etwas bedauerlich, dass keiner der anderen Ewigen vorkommt. Aber immerhin kommt ein Ahn von einem gewissen britischen Hellblazer vor. Aber wie kommt ein Engländer in das alte Byzanz?

Was hat nun also das Schicksal, Destiny, mit einem der Reiter der Apokalypse und der Pest zu tun? Wo ist der Zusammenhang? Es geht um den Konflikt zwischen dem Schicksal, dem Wissen um die Zukunft und die Hoffnung. Will man sein Schicksal kennen und dabei seine Angst verlieren, weil man um die Zukunft weiß? Aber nimmt man auch in Kauf aufgrund dieses Wissens alle Hoffnung zu verlieren? Nimmt man es hin, dass man an der Pest sterben wird, weil man es weiß, dass es passieren wird. Oder will man hoffen können und dadurch den Kampf aufnehmen, egal wie es ausgehen mag? Und diese Fragen sind durchaus spannend und sprechen jeden an. Kwitney hält die Fäden bis zum Ende ziemlich locker in der Hand und erst dann werden alle festgezurrt. Und ein kleiner Clou besteht darin, dass selbst Destiny überrascht wird.

Die Zeichnungen der unterschiedlichen namhaften Künstler, Kent Williams, Michael Zulli, Scott Hampton und Rebecca Guay, wissen die jeweiligen historischen Epochen hervorragend wiederzugeben, da sie doch im gewissen Maße zu der kunsthistorischen Epoche passen. Der Stil von Kent Wilimas ist sehr zackig und expressionistisch und spricht für den Naturalismusverweigernden Stil des 20. bzw. 21 Jahrhunderts, wohingegen Michael Zullis detaillierter Stil quasi für die Ornamentik der byzantinischen Architektur stehen könnte. Auch wenn Hampton nicht direkt im mittelalterlichen Stil malt, so zitiert er doch in seinen Bildern manche mittelalterliche Darstellungen. Rebecca Guay trift sehr gut die Stimmung des Englands von 1665. Gerade die Farbarbeit ist hier sehr gelungen. Und so kann man nicht nur vier herausragende Künstler beobachten, sondern auch ein vielfältiges Zitatenspiel nicht nur der Kunsthistorie und realer historischer Ereignisse, sondern auch der kulturellen Überlieferung. So kommt etwa ein gewisser Rattenfänger vor.



Fazit:

Nach einer ersten kleinen Enttäuschung, dass Destiny nicht direkt die Hauptperson ist und auch keiner der anderen Ewigen aus dem Sandman-Universum vorkommt, nimmt die Geschichte gefangen. Bis zum Schluß bleiben alle Zusammenhänge unklar, aber die Stories, die sich alle um die Pest drehen, sind spannend und dramatisch. Gegen Ende kommen dann auch einige interessante philosophische Fragen vor. Lesenswert.



Sandman präsentiert 4: Destiny - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Sandman präsentiert 4: Destiny

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 19,95

ISBN 10:
3862011798

ISBN 13:
978-3862011797

156 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Story
  • philosophische Aspekte
  • Zeichnungen
  • psychologische Strategien
  • kulturhistorische Zitate
Negativ aufgefallen
  • manche Motivationen und Hintergründe unklar
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 25.07.2011
Kategorie: Sandman
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