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Comic-Besprechung - Captain America 8: Der Prozess

Geschichten:

Captain America 8

  • Der Prozess (The Trial of Captain America 1 - 5; Captain America 611 - 615)
  • Ohne Titel (Untitled; Captain America 615.1)

Autor: Ed Brubaker

Zeichner: Daniel Acuna, Butch Guice, Mitch Breitweiser
Inker: Daniel Acuna, Butch Guice, Mitch Breitweiser, Stefano Gaudiano, Rick Magyar, Mark Pennington, Andrew Hennessy
Colorist: Daniel Acuna, Bettie Breitweiser, Frank Martin


Story:
Nachdem Steve Rogers, der ursprüngliche Captain America, vermeintlich starb, übernahm Bucky Barnes das Kostüm. Auch als Rogers zurückkehrte, blieb er als Captain America aktiv. Doch nun holt Barnes seine Vergangenheit als Wintersoldat ein und er muss vor Gericht beweisen, dass er die Morde im Auftrag der Sowjetunion unter Gehirnwäsche begangen hat. Während Freunde und Kollegen ihm wachsendes Mißtrauen entgegen bringen und die Politik nicht weiss, wie sie ihm begegnen soll, versuchen Rogers und seine Freunde, Barnes zu helfen. Das Lady Red Skull von dem faschistischen Superschurken Master Man befreit wird, hilft der Situation nicht gerade. Denn es ist lange nicht ersichtlich, was die wahnsinnige Tochter vom Red Skull plant.

Meinung:

Der Held Captain America hat es wahrlich nicht unbedingt leicht außerhalb der USA. Manche mögen sich an dem Patriotismus und der vermeintlich naiven Hochhaltung der amerikanischen Ideale stören und deswegen die Figur komplett ablehnen. Besonders mit der geographischen und kulturellen Distanz zu der Figur wie es die Europäer haben. Andererseits ist eine solche Figur natürlich eine dankbare Schöpfung, um die Ideale der USA mit der Wirklichkeit zu konfrontieren. So kann man nur dankbar sein, dass Ed Brubaker die Serie übernommen hat. Der Spezialist für Kriminalgeschichten (Criminal) auch im Verbund mit Superhelden (Incognito, Sleeper, Daredevil) holte den Captain aus den Niederungen purer Action hinaus.

So ist in diesem achten Band Der Prozess auch wenig von dem Patriotismus und den Idealen zu spüren. Es geht zwar um die Konfrontation mit anderen Weltanschauungen wie dem Kommunismus und dem Faschismus und der vergangenheit von Helden bzw. der Comicfiguren, aber sie werden auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Brubaker erschafft einen spannenden, politischen Thriller der vor allem von Verwantwortung und Loyalität handelt. Die Loyalität eines Helden wie Captain America gehört natürlich schon dem Namen nach seinem Land, aber auch die Schurken haben ihre Loyalität. Hier zeigt sich deutlich, wie sehr sich Loyalität zwischen Staaten / Ideologien und Personen / Freunden aufreiben kann. Viel mehr und viel interessanter ist aber der Aspekt der Verwantwortung. Wann und wie sind Helden überhaupt bereit, für ihre Taten und deren Folgen Verantwortung zu übernehmen. Und ohne zu viel zu verraten: hier entschliesst sich ein Held zu einer Pioniertat, welche durchaus Konsequenzen für das ganze Superheldenuniversum haben könnte. Aber nur, wenn ihr andere Helden folgen. Aber ob sie dazu bereit sind?

Eine andere sehr gute Dimension ist die Verlagerung historischer Schauprozesse in die Gegenwart. Zu Zeiten des Nationalsozialismus, des Stalinismus und auch der Anhörungen bei dem McCarthy-Ausschuss in den USA wurden die Angeklagten (und Vorverurteilten) öffentlich vorgeführt mit ihren vermeintlichen Verfehlungen. Somit wurde ein Gerichtsprozess zu einem ideologischen Kampf, der mit Gerechtigkeit nicht mehr viel gemeinsam hatte. Indem Brubaker dieses Prinzip auf die heutige Mediengesellschaft anwendet, geht er einen mutigen und kritischen Punkt weiter. In Medien können Verdächtige schon vorverurteilt werden und werden dieses Stigma nie wieder los. Sie können juristisch frei gesprochen werden, aber der Makel bleibt durch die kontinuierliche Berichterstattung haften. Da ist es geradezu folgerichtig, dass der Angriff der Schurkin sich nicht auf die Person richtet, sondern auf deren Image. Ist letzteres erstmal dauerhaft beschädigt, werden die Taten der Person, des Helden fortan immer argwöhnisch betrachtet werden. Und gerade einer so symbolträchtigen Gestalt wie Captain America könnte das das Rückgrat brechen. So ist das blaue Auge der Freiheitsstatue am Ende des Bandes ein schönes symbolisches Bild geworden.

Manche Aspekte in diesem Band, der bisweilen weit in die Vergangenheit der Helden zurückgreift, sind eher für Alt-Fans oder Kenner der Materie, da diese die Konsequenzen der Handlung noch mehr berühren werden. Aber der Band ist auch für Einsteiger geeignet und besonders auch für Leser lohnenswert, die bislang wegen des Patriotismus mit der Figur wenig anzufangen wussten. Denn die Dramatik und die politischen Dimensionen versöhnen auch die kritischen Betrachter und man kann die Spannung genießen.

Die sehr guten Zeichnungen, die eine hervorragende Noir-Atmosphäre schaffen, werden leider durch eine etwas wirre Panelanordnung gerade bei den Actionszenen geschmälert.



Fazit:
Aufgrund der Dramatik, der Spannung und der politischen Dimensionen ist dieser Band nicht nur für Kenner und Alt-Fans geeignet, sondern auch für Neueinsteiger und solche, die bislang nicht viel mit der Figur Captain America anfangen konnten. Brubaker zeigt sehr gelungen die Mechanismen von medialen Schauprozessen und der damit verbundenen wichtigen Funktion von Images auf.

Captain America 8: Der Prozess - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Captain America 8: Der Prozess

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,95

ISBN 10:
4197702116958

ISBN 13:
4197702116958

148 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • politischen Dimensionen
  • Spannung
  • Rückgriff auf Heldenhistorie
  • Weichen für die Zukunft
Negativ aufgefallen
  • manchmal sehr wirre Panelanordnung bei der Action
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(10 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 08.12.2011
Kategorie: Captain America
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