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Comic-Besprechung - Die Chroniken von Wormwood 2: Das letzte Gefecht

Geschichten:

Die Chroniken von Wormwood 2: Das letzte Gefecht

Autor: Garth Ennis
Zeichner: Oscar Jimenez
Colorist: Juanmar


Story:
Im Grunde könnte es gerade für Danny Wormwood nicht besser laufen. Armaggeddon ist abgesagt, denn Gott und der Teufel sind tot, er ist wieder mit seiner großen Liebe zusammen und er kann regelmäßig mit Jesus in der Bar abhängen. Auch sein Geschäftsrivale ist außer Gefecht gesetzt. Nur das sprechende Kaninchen Jimmy nervt etwas, da er permanent eine Gefährtin einfordert. Diese Frustration ist es denn auch, die Verwicklungen auslöst, die alles andere als angenehm sind. Zudem hat der tote Papst die Macht in der Hölle an sich gerissen und will nur eines: Rache. Wormwood gerät in große Gefahr. Kann Jesus ihm helfen oder hat er immer noch nicht seinen Verstand wieder?

Meinung:

Die Serien von Garth Ennis sind aufgrund ihrer Respektlosigkeit, dem schwarzen Humor und der Gewalttätigkeit eigentlich immer Geschmackssache. Aber wohl keine andere dürfte so sehr provozieren und polarisieren wie Die Chroniken von Wormwood. Als Ennis dereinst zu dem Marvelverlag wechselte, um die Serie um den Punisher zu schreiben, war die einzige inhaltliche Einschränkung, dass er in der Serie keinen Priester töten lassen dürfte. In den Chroniken ignoriert er alle diesbezüglichen Grenzen. Schließlich geht es hier nicht um einen getöteten Priester, sondern gleich um das große Ganze. Das übertrifft sogar noch um einige Längen den Umgang mit Engeln und Gott aus Preacher. Und so wird die Serie schließlich sehr blasphemisch und dürfte alle, die Religion und den Glauben ernst nehmen und ihnen anhängen abstossen.

Vielleicht liegt der absolut respektlose Umgang mit der christlichen Religion und der Religion an sich an dem katholischen Hintergrund des Iren Ennis. Schon bei anderen Serien hatte man bisweilen den Eindruck, dass er traumatische Erfahrungen in punkto Religion und deren Vertretern aufarbeitete (so etwa in der frühen Erzählung True Faith). Aber noch nie ging er so in die Vollen wie in dieser Serie. Das dürfte manchen zu weit gehen.

Der erste Band war ein Geniestreich. Auf jeder Seite waren mindestens zwei großartige Ideen und ein Gag und eine Geschmackslosigkeit jagte den oder die andere, so dass der Band eine wahre Tour de grotesque wurde. Das Problem des zweiten Bandes besteht nun aus zwei Aspekten. Zum einen wurde die Erwartung nach dem ersten Band enorm hoch geschraubt, was eigentlich nicht einlösbar ist und so kann damit der zweite Band auch nicht mithalten. Hat Ennis zunächst die Horden losgelassen, als ob er nicht wusste, wie die Serie ankommen wird und wie lange er so weit gehen darf, hat er anscheinend alle genialen Einfälle in einem Band untergebracht. So halten sich die Überflieger im Folgeband etwas in den Grenzen. Denn das führt zu dem zweiten Aspekt: die Grenzen und Möglichkeiten sind gesteckt und nun muss Ennis anfangen, eine kohärente Geschichte zu erzählen. Anstatt eines wilden Rittes, kommt nun also eine Art Dressurreiten.

Schon die Ausgangslage ist noch immer blasphemisch (zumindest für Katholiken): der gegen Ende des letzten Bandes verstorbene Papst leitet nun die Hölle und will Rache, wobei er sich einem Geschäftsgegner von Wormwood bedient. Das klingt nicht gerade nach viel und so sind die Handlungsfäden etwas lose verknüpft, sorgen aber immer noch für sehr viel Spaß. Und um die empfindlichen Gemüter etwas zu beruhigen: der Band ist lange nicht mehr so blasphemisch, da es nun eher darum geht, den Höllenpapst und die Apokalypse aufzuhalten. Auf Obszönitäten wird dabei aber noch längst nicht verzichtet.

Auch hier werden gute Ideen aufeinander gehäuft, allerdings sehr viel stringenter als im ersten Band. Allein Jimmy, dem sprechenden Kaninchen, gehören diesmal die allerbesten Szenen und auch Jesus bekommt sehr viel mehr Raum. Zeichnerisch ist das hervorragend umgesetzt und die Höllenvisionen von Oscar Jimenez sind wahrlich alptraumfördernd.

Es war schon eine gute Ausgangsidee, dass der Anti-Christ Wormwood ausgerechnet als TV-Produzent arbeitet. Hier wird das zum zentralen Thema und reiht sich damit in die große Kritik von Ennis an den Religionen ein. Wobei Ennis weniger die Religionen an sich ablehnt, sonst wäre Jesus nicht der große Sympathieträger, sondern den Umgang der Menschen mit ihnen und deren Instrumentalisierung. Er glaubt sichtlich nicht an einen allmächtigen Gott, der von den Menschen, ganz nach Nietzsche, schon längst entmachtet worden ist. Hier ist das Fernsehen schon längst eine Ersatzreligion geworden, zumindest in den USA, und wenn das TV eine Religion ist, so muss sie eine Gegenspielerin haben. Und damit ist das Reality-TV die Hölle, die Wormwood regelmäßig zum Erbrechen bringt. Und der Plan von dem Höllenpapst ist dementsprechend. Hier offenbart Ennis eine sehr gute Idee und kritisiert auf unterhaltsame Weise die Abkehr von dem Spirituellen und weist sehr kultur- und medienkritisch auf den Umgang mit dem Medium Fernsehen hin. Dabei ist dann der Endtwist schon wieder sehr provozierend. Wenn man also hinter die Schicht von Gewalt, Obszönität, Witz, Spannung und Blasphemie sieht, entdeckt man vielmehr die tiefe Kritik und die Frustration eines Autors, der zu den wenigen gehört, die sich trauen, mit dem Holzhammer zu kritisieren.

Absolut zu Recht ist der Band übrigens erst ab 18 Jahren erhältlich.



Fazit:
Nach der tour de grotesque des ersten Bandes kann der zweite eigentlich nur enttäuschen. Und in gewisser Weise kann er auch mit dem ersten Band nicht mithalten, was auch daran liegt, dass nun eine Geschichte erzählt werden muss. Die ist jedenfalls lustig, spannend und entbehrt nicht an großer Kritik an einer Ersatzreligion. Nicht für Jugendliche und zarte Gemüter geeignet, aber auf jeden Fall für alle, die keine Berührungsängste haben.

Die Chroniken von Wormwood 2: Das letzte Gefecht - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Chroniken von Wormwood 2: Das letzte Gefecht

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,95

ISBN 10:
4191850819952

ISBN 13:
4191850819952

148 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Kritik am Fernsehen
  • Alptraumhafte Visionen graphischer Art
  • Witz und Intelligenz
  • Spannung
Negativ aufgefallen
  • etwas lose Handlungsfäden
  • nicht so wild wie der erste Band
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 02.12.2011
Kategorie: Die Chroniken von Wormwood
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