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Comic-Besprechung - Der Ewige Krieg

Geschichten:

La Guerre éternelle

Autor: Joe Haldeman
Zeichner: Mark Marvano
Farben: Bruno Marchand



Story:
Die Tauren haben den krieg begonnen – haben sie? Jedenfalls mobilisieren sich die Einsatzkräfte der Erde und entsenden ihre Rekruten ins All, dem Feind entgegen. Reisen im Raum sind allerdings gefährlich und bevor der erste Feindkontakt hergestellt ist, mussten bereits viele Soldaten ihr Leben lassen. Während der Jahre im Raum vergehen auf der Erde Jahrhunderte. Selbst als dann die wenigen Überlebenden der ersten Kämpfe in ihre Heimat zurückkehren, ist diese ihnen fremd geworden, Freunde sind gestorben, die Gesellschaft hat sich gänzlich gewandelt. Und das einzige was sie machen können, was sie jemals gelernt haben, ist weiterzukämpfen, gegen die Tauren, gegen die Zeit. Sie kämpfen in einem ewigen Krieg.


Meinung:
Der Ewige Krieg -  laut Autor Joe Haldeman kein antimilitaristischer Roman, sondern ein den Krieg anprangernder. Der Comic ebenso? Viele Werke, die sich mit dem Krieg auseinandersetzen haben zumeist das Problem, dass sie sich selbst gern als „Anti-Krieg“ verstanden wissen wollen, aber mal mehr, mal weniger freiwillig oder unfreiwillig in eine Heroisierung oder Ästhetisierung des Themas hineinrutschen. Das geschieht in Filmen, wie Stanley Kubricks Full Metal Jacket oder Der Soldat James Ryan, ebenso in Romanen wie Black Hawk Down, Generation Kill oder sogar Das große Spiel. Zum Frieden mahnen (wie es im Grunde der erste Teil der offizielle Definition eines Anti-Kriegswerkes ist), tut Der Ewige Krieg nicht. Dafür verzichtet sowohl der Roman, als auch der Comic auf eine Verherrlichung von üblichen Aspekten des Krieges (wie beispielsweise der soldatischen Kameraderie) oder höhlt sie zumindest soweit aus, dass sie nicht als positive Auswirkungen kriegerischen Tuns erscheinen (im Fall der Kameraderie dem Krieg sogar negativ gegenüber stehen)

Überhaupt versteht sich Joe Haldeman sehr darauf die Sinnlosigkeit des Krieges herauszustellen. Die Geschichte als Science Fiction zu schreiben, war dafür eine gute Entscheidung. Das besondere Setting ist in Haldemans Händen wie dazu geschaffen, seine Botschaft zu übermitteln. Davon geht auch in der graphischen Umsetzung von Mark Marvano nichts verloren. Die besondere Verbindung mit seinen Erfahrungen wird dabei durch seine eigene Kommentierung deutlich, sowie den Abdruck von Briefen, die er während seiner Zeit in Vietnam an seine Frau schrieb. Wie er schreibt, begann der Vietnamkrieg mit einem Angriff, der nie stattfand. Der Krieg zog sich in die Länge und während die Soldaten in einem sinnlos gewordenen Krieg weiterkämpfen mussten, blieb die Zeit in ihrem Heimatland nicht stehen. Als sie schließlich zurückkamen, war es als seien sie in einer Welt gelandet.

William Mandella wird für einen Krieg rekrutiert, in dem selbst die Vorgesetzten nicht wissen, wie der Feind eigentlich aussieht und welche Fähigkeiten er hat. Sie werden gedrillt und leidlich auf eine Aufgabe vorbereitet, die sie weit in das Weltall hinaustragen wird. Bevor sie auf die ersten Truppen des Feindes, die Tauren treffen, sind ihre Reihen bereits durch Unglücke, Fehlentscheidungen und Selbsttötungen reduziert. Statt in Kampfhandlungen verwickelt zu werden, reisen sie von einem interstellaren Ziel zum nächsten, verschwenden nicht nur ihr Leben, sondern auch Unmengen an Zeit. Während also William und seine Kameraden gerade einmal drei Jahre erleben, vergehen aufgrund der Zeitdilatation mehr als sechsundzwanzig Erdenjahre. Als sie zurückkehren sind viele ihrer Verwandten bereits verstorben oder der jüngere Bruder erwartet einen plötzlich als alter Mann.

Damit hört es nicht auf. Denn da sie in den vielen Erdenjahren nichts als den Krieg erlebten und Veteranen rar sind, gibt man ihnen gar nicht erst die Möglichkeit sich in ihrer alten Heimat wieder einzufinden – soweit das überhaupt möglich sein sollte. Stattdessen verschlingt der Krieg immer mehr seiner ihm Anvertrauten und die Heimgekehrten müssen wieder an die Front zurück. Das Spiel beginnt von vorne, bis der Held selbst zu einem Relikt aus alten Zeiten wird, obwohl der Krieg für ihn nicht einmal 10 Jahre seines Lebens bedeutete. Auch von seiner letzten Kameradin und Geliebten muss William Abschied nehmen. Wegen der divergierenden Zeiten wissen sie, dass sie sich womöglich niemals wieder sehen werden und wenn doch ist der eine ein Greis, der andere dagegen relativ jung geblieben. Hunderte von Jahren vergehen außerhalb der durch die Zeit reisenden Raumschiffe, Generationen werden geboren und vergehen. Gibt es da für William überhaupt eine Welt in die er zurückkehren kann oder wird dieser Konflikt gegen die geheimnisvollen Tauren zu einem ewigen Krieg?

Die Zeichnungen halten sich angenehm zurück und tragen mit ihrem klassischen Charme die Botschaft der Geschichte. Beziehungsweise ersticken sie nicht, indem Marvano versucht seine Panels durchzustylen. Stattdessen unterstützen mit ihrer klaren Struktur den Handlungsverlauf und geben der Story ein festes Gefüge. Marvano passt seine Designs den Sprüngen in den Jahren sehr gut an. Zu Beginn der Handlung sieht man noch die klassischen Raumfähren, die auch aus unserer Zeit bekannt sind. Doch wie im Zeitraffer verändern sich die Schiffe und Raumstationen, werden immer futuristischer und William Mandella bald so fremd wie alles andere. Gerade wenn man mit einem modernen Modell ca. im Jahre 2050 startet und es bei der Ankunft schon wieder ausgemustert werden könnte.

So schön die Technik, so verwirrend manches Mal die Gesichter. Auch wenn es das Thema hergeben würde(aufgeben der eigenen Identität zugunsten einer soldatischen, Gleichschalutung, etc.), so ist die Verwechslungsgefahr der Charaktere sicherlich nicht ganz gewollt. Gerade zu Anfang kommt man durcheinander, wenn sich die Geschichte noch nicht auf die Hauptfigur konzentriert hat aber die verschiedenen Personen nach kurzer Einführung bereits Sekunden später (jetzt bitte keinen Diskurs zu Erzählzeit und erzählter Zeit beginnen) bereits das Zeitliche segnen. Ab der Mitte mildert sich dieser Effekt ab und man lernt die Verbleibenden besser kennen, wodurch sie mehr Tiefe und Wiedererkennungswert gewinnen. Zum Schluss konzentriert sich die Handlung dann ohnehin größtenteils auf Williams Erlebnisse.

Die Geschichte Der Ewige Krieg wird erstmals von Carlsen Comics (übrigens mit neuem Logo) als Gesamtausgabe präsentiert, zusammen mit den bereits genannten Kommentaren des Autors sowie einem Briefwechsel zwischen ihm und dem Zeichner Mark Marvano anlässlich einer anderen Neuauflage. Wird auch höchste Zeit. Denn während die Leser in anderen Ländern bereits vor Jahren in den Genuss einer kompletten Edition gelangten (eine Gesamtausgabe erschien bereits 2001), so dauerte es hier so seine Zeit. Eine etwas andere Art der Zeitdilatation. Und die Komplettausgabe in festem Einband hat sich Der Ewige Krieg wirklich verdient. Nimmt man die Extras hinzu, gibt man gerne die fünf Euro mehr aus, die sonst die drei einzelnen Ausgaben zusammen kosten würden.


Fazit:
Comicumsetzung eines bekannten Science-Fiction-Klassikers, endlich in einer Gesamtausgabe mit Kommentierungen des Autors Joe Haldeman. Ein Werk, welches die Möglichkeiten des Genres vorbildlich nutzt, um die Sinnlosigkeit des Krieges vorzuführen. Die Zeichnungen halten sich angenehm zurück und unterstreichen die Aussage der Geschichte noch. Warum ein Buch, wenn man den Comic haben kann?


Der Ewige Krieg - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Ewige Krieg

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 29,90

ISBN 10:
978-3-551-78374-5

ISBN 13:
978-3-551-78374-5

168 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • gute Romanumsetzung
  • das Genre schält die Botschaft hervorragend heraus
  • Zeichnungen dienen der Geschichte
  • endlich Gesamtausgabe
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 01.01.2012
Kategorie: One Shots
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