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Comic-Besprechung - Der Incal 2: Der Incal des Lichts
Geschichten:L’Incal Lumière
Autor: Alejandro Jodorowsky
Zeichner: Moebius
Farben: Yves Chaland
Story:
John Difool kommt aus den brenzligen Situationen nicht heraus. War es zuletzt die Gefahr in einen Säuresee zu stürzen, so haben ihn jetzt die Jünger des Technopapstes gefangen gesetzt und wollen ihn in seine Einzelteile zerlegen. Und alles bloß, weil er den weißen Incal, den Incal des Lichts sein eigen nennt. Als wäre das nicht genug, ist der Meta-Baron, der übelste Killer des Universums, dicht auf seinen Fersen. Sein Auftrag: John Difool zu töten. Während also der Privatdetektiv Klasse R vom Regen in die Traufe kommt, entladen sich die Spannungen in der Stadt am fliegenden Palast seiner Heiligen Orphidität. Ein Aufstand bricht los und eine Nekro-Sonde aktiviert, die bald tausende von Lebewesen auslöscht. Dreimal darf man raten, wer da wieder rein gerät.
Meinung:
Altbacken ist ein Adjektiv, welches man mit dem schon angejahrten Der Incal nicht in Verbindung bringt. Meist erkennt man bereits an den Zeichnungen, wenn man einen älteren Comic in der Hand hat. Sollte man darüber nicht stolpern, dann merkt man es spätestens daran, wie die Geschichte erzählt wird ... wenn ihr der moderne Touch fehlt. All diese Aspekte mag man auch bei der Geschichte um John Difool, den Privatdetektiv Klasse R, durchscheinen sehen, aber letztlich ist auch der zweite Band, Der Incal des Lichts, manch einem aktuellen Comic um Längen voraus. Klassiker erkennt man zumeist an ihrer Zeitlosigkeit. Ein Attribut, welches vollauf erfüllt wird.
Selbst wenn man also etwas zu mäkeln hätte, beweisen Jodorowsky und Moebius auch in der Neuauflage, warum sie zu den Größen des Genres gehören und unterstreichen ihre visionäre Kraft. Dies gelingt auch durch die geschickte Ausrichtung der Story, deren roter Faden die Jagd nach dem weißen und schwarzen Incal ist, die in einem ständigen anything-can-happen mündet. So kann es an jeder Ecke nicht nur zu überraschenden Wendungen kommen, Jodorowsky hat auch genug Muße und Freiraum, um sein Difool-Universum weiter zu kartographieren. Das es dabei immer wilder und phantastischer zugeht, ist da schon die halbe Freude des Comics.
John Difool hat es tatsächlich nicht leicht. Ende des ersten Bandes Der Schwarze Incal war er in die Fänge des Technopapstes geraten, der ihm nun ein nicht gerade illustres Ableben verspricht. Ihr Ansinnen haben sie zu Beginn des zweiten Bandes nicht aufgegeben und ausgerechnet Dipo dem Betonvogel kommt die Aufgabe zu, John Difool aus den Klauen seiner Feinde zu befreien. Die Macht des Incal steht nämlich leider nicht zur Verfügung. Doch auch die Gefahr kennt manchmal ein mehrstufiges System und draußen vor der Festung des Technopapstes wartet bereits der Meta-Baron, um dem Privatdetektiv und Held-wider-Willen der Geschichte den Garaus zu machen. Rieseninsekten, Nekro-Sonden, Horden von Feinden und alles verschlingende Säureseen hat das Schicksal ebenso in petto. Es war bestimmt schon einmal einfacher im Incal-Universum überleben zu können. Wo seine Heilige Orphidität jedoch bereits einen Aufstand gegen seinen fliegenden Palast niederschlagen muss, da erscheint plötzlich alles möglich. Dabei hätte die Angelegenheit vielleicht schon abgeschlossen werden können, wenn John Difool den unter erheblichen Mühen geborgenen schwarzen Incal nicht wieder verloren hätte. Es gibt wohl einen Grund, warum er bloß ein Klasse R Privatdetektiv ist.
Auch wenn es im Anhang von Der Incal 1 erwähnt wurde, glaubt man nicht immer, dass Moebius zur Zeit seiner Arbeit an dem Comic nicht mehr von Drogen beeinflusst war. Zwar geht es nicht so wirr und abgedreht zu wie beispielsweise in Die hermetische Garage, aber irgendwie werden sich da noch ein paar halluzinogene Restspuren in Moebius Gehirn befunden haben. Zumindest zu Beginn in der Festung des Technopapstes. Man könnte in dem Comic ebenso eine Entwicklungsstudie in mehreren Akten sehen. Zeichnerisch entwickelt sich Moebius mit jeder Seite weiter und variiert das Geschehen und die Figuren. Prominentestes Beispiel ist natürlich John Difool, aber auch der Meta-Baron, Seine Heilige Orphidität oder Kill, die Hundeschnauze wandeln ihr Äußeres auf mal subtile, mal deutlichere Weise. Besser ausgedrückt kann man sagen, dass Moebius das Universum des Incal immer wieder neu interpretiert und versucht verschiedene Facetten der Beteiligten herauszuarbeiten. Das ist weniger verwirrend, als es jetzt vielleicht klingen mag.
Man muss jedoch auch Alejandro Jodorowsky zugestehen, dass er es gekonnt versteht die kreativen Energien des Maestro zu kanalisieren, ohne sie wie Jean-Michel Charlier bei Blueberry allzu sehr in ein Korsett zu zwängen. Nicht das es Jodorowsky an Ideen fehlen würde. Man unterschätzt wahrscheinlich den Faktor, dass vieles an der Konzeption von Der Incal damals noch nicht üblich und ziemlich bahnbrechend war. Während man heute derlei schon etliche Male kopiert und variiert hat, was ja das generelle Schicksal jedes Kulthits ist. Oftmals reproduziert, aber niemals ganz erreicht.
Beschäftigten sich die Anmerkungen des letzten Bandes hauptsächlich mit den beteiligten Künstlern, geht Jean Annestay diesmal ausführlich auf die Welt des Incal und ihren Hauptprotagonisten John Difool ein. Manches aus der weiteren Geschichte und Entwicklung wird allerdings vorweggenommen, weshalb man sich den Anhang am Besten erst nach Abschluss der Saga genehmigt. Man kann es natürlich auch umgekehrt machen und mit dem zusätzlichen Wissen auch den Lesegenuss erhöhen. Der Preis dafür ist die Ahnung des Kommenden.
Fazit:
Der Incal bleibt sich treu und führt seine Achterbahnfahrt vom letzten Mal nahtlos fort. Splitter präsentiert den Klassiker von Jodorowsky und Moebius, der das Comic-Genre wie kein zweiter prägte, in neuem Gewande mit ausführlichen Infos und Kunstdruck obendrauf. Ein Fest nicht nur für altgediente Comicleser, sondern auch einen Blick wert für die jüngere Generation. Sie werden ja ohnehin darauf kommen, warum also nicht früher, denn später.
Der Incal 2: Der Incal des Lichts
Autor der Besprechung:
Alexander Smolan
Verlag:
Splitter Verlag
ISBN 13:
978-3-86869-278-5
64 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Jodorowsky und Moebius - was soll man mehr sagen
- in üblicher Splitter-Qualität
- anything can happen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(5 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 21.01.2012 | ||||||
Kategorie: | Der Incal | ||||||
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