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Comic-Besprechung - 100% Marvel 60: Ghost Rider - Nackte Angst

Geschichten:
Nie mehr Ghost Rider, Kapitel 0.1 - 1
Autor:
Rob Williams
Zeichner: Matthew Clark
Tusche: Sean Parsons
Farben: Robert Schwager

Opfer
Autor:
Rob Williams
Zeichner: Valerio Schiti
Farben: Robert Schwager

Nie mehr Ghost Rider, Kapitel 2 - 5
Autor:
Rob Williams
Zeichner: Matthew Clark, Brian Ching, Lee Garbett
Tusche: Sean Parsons
Farben: Robert Schwager


Story:
Ein Unbekannter macht Johnny Blaze ein Angebot dem er nicht widerstehen kann. Erlösung von dem Fluch und ein freies Leben. Aber so wie in der Natur auch nichts einfach verschwindet, bleibt auch der Ghost Rider erhalten und sucht sich einfach einen neuen Wirt. Bei dessen Auswahl hat der Unbekannte kräftig seine Hände im Spiel. Schließlich fährt Zarathos in die junge Alejandra, die jetzt zum Instrument der Sühne für die gesamte Menschheit missbraucht wird. Erst jetzt erkennt Johnny die Gefahr und erneut muss er einen Pakt mit dem Teufel eingehen, um die Bedrohung für die Menschheit aufzuhalten. Nicht einfach, wenn sich der neue Rider plötzlich im Weltall befindet.


Meinung:

Kaum startet die Ghost Rider Serie in den Staaten neu und schafft ihren Weg über den großen Teich, da ist bereits ihr Ende bekannt. Marvel entschloss sich die neue Serie mit einem ebenso neuen, weiblichen Ghost Rider abzusetzen. Damit folgt sie einem Trend, dem sich auch X-23, Alpha Flight, Destroyers, Daken und Iron Man 2.0 beugen mussten. Nach der Lektüre von 100% Marvel 60: Ghost Rider – Nackte Angst muss man allerdings sagen: Vollkommen zu recht. Für alle Ghost Rider Fans dennoch ein mehr als kurzes Intermezzo.

Grundsätzlich ist es nichts Schlechtes einmal einen neuen Ansatz zu versuchen, auch wenn dieser bei Superheldencomics meist im Rahmen des Bekannten und Vertrauten bleibt. Bei einem „Neustart“ in den 90ern, beziehungsweise bei der Neuinterpretation in laufender Serie, wurde zuviel des guten am Rider gebastelt und die Leser nicht wirklich begeistert von dessen neuen kunterbunten Kostüm. Knapp ein Jahr dauerte dieser Zustand an und schließlich konnte auch die Rückkehr zum vertrauten Blau/Schwarz nicht mehr verhindern, dass die Serie eingestellt wurde. Ghost Rider nun in Frauengestalt zu sehen, ist aus dieser Sicht keine allzu große Veränderung. Allein die Einführung und Umsetzung des Wechsels verdirbt jegliches Vergnügen und statt eines frischen Lollipops bemerkt man schnell, dass da einem eine saure Gurke untergejubelt wurde.

Wirklich Ernst gemeint sein, kann da der Wechsel im Grunde gar nicht. Dabei trägt allein schon das coole Design einen Großteil der Faszination dieses Charakters. Würde man nun auch den „Wirt“ dementsprechend anlegen, dann ... aber was soll’s. Der Schaden ist angerichtet und Rob Williams hat nicht wenig Schuld daran. Weder die Idee, wie Johnny Blaze seinen Zarathos loswird ist sonderlich originell (Kurzfassung: er isst eine Wurzel und fährt danach einfach schnell), noch kann Alejandra (die Neue) groß überzeugen. Sie ist schlicht zu nichtssagend und ihre Vergangenheit besteht hauptsächlich daraus, dass sie von einer Art Sekte dafür ausgebildet wurde der Ghost Rider zu sein. Super spannend. Ach ja, sie entwickelt dann doch so etwas wie ein Gewissen oder selbstständiges Denken und das sie als Kind geraubt wurde, ist für sie auf einmal auch ganz dolle schlimm. Mit Gehirnwäsche kannte sich die Sekte wohl nicht gut genug aus. Unterm Strich ein ganz dünnes und fatalerweise uninteressantes Fundament auf dem ein neuer Rider-Mythos entstehen soll.

Hinzu kommen teilweise recht dämliche Dialoge, die wenig zur Stimmung beitragen. Wer hätte Johnny Blaze für ein solches Füllhorn an pubertären Sätzen mit flachen Witzen gehalten. Klar, der Mann hat Probleme. Mangelndes Ausdrucksvermögen sollte nicht unbedingt dazu gehören und überhaupt Mr.Williams, richtige Biker reden sicherlich ganz anders. Also gut, Charaktere scheint man abhaken zu können (von den Gegenspielern soll hier gnädigerweise nicht mehr die Rede sein ... ein Trauerspiel). Aber vielleicht kann wenigstens die Geschichte begeistern und überzeugen. Überraschung ... NEIN! Es geht schon damit los, wie wenig Überredungskunst es bedarf, um Blaze den Rider auszuschwatzen. Dabei sagt er selbst immer wieder, jedes gute Angebot habe einen Haken. „Willst du den Rider loswerden?“; „Ach, ich weiß nicht. Dafür willst du doch was.“; „Ja, aber geht dich nichts an. Haben wir einen Deal?“; „Na, ok. Hauptsache ich bin’s endlich los.“. So blauäugig kann Johnny doch nicht sein, sondern bloß der Autor ihn denken, damit eine neue Hauptfigur eingeführt werden kann.

Von da an dröselt sich alles Weitere auf. Aus schlechtem Garn wird eben einfach kein schöner Pullover. Das Angebot hatte natürlich eine Kehrseite, die Johnny schließlich nicht nur in den Dschungel, sonder sogar – ab da kann man die Story im Grunde abschreiben – in den Weltall auf eine Raumstation führt. Deren Teleskop soll die Macht des Ghost Rider bündeln und alle Sünde von der Erde löschen. Damit würde letztlich die gesamte Menschheit zu einem inhaltsleeren und drögen Dasein verband. Ein ähnliches Gefühl also, wie es der Comic bereits vermittelt.

Als wäre dem nicht genug scheint die magere Handlung auf den Zeichner abgefärbt zu haben. Genauer gesagt Matthew Clark, der nicht einmal einen vernünftigen Totenschädel zeichnen kann und diesen auch teilweise doppelt so groß wie gewöhnlich darstellt. Ausgerechnet bei dem Schädel schlampt er, wie kann er nur!! Da haben ihm seine Zeichnerkollegen schon eindeutig etwas voraus. Hinzu gesellen sich arge Ungereimtheiten, wie ein inzwischen menschlicher Johnny Blaze, der mit seinem Bike einen satten Sprung von zwanzig oder dreißig Metern ohne Blessuren schafft und durch ein Tor bricht, welches in der großen Totalen zuvor nicht einmal zu finden ist. Muss er wohl noch ein gutes Stück weit geflogen sein und zwar aus dem Bild heraus. Man erwartet ja bei einem Comic keine sklavische Unterordnung unter die Gesetze der Physik, aber ein wenig Hand und Fuß sollte es haben. Ebenso als Johnny mit seinem Raumschiffbike von Mephisto (bitte keine Nachfragen) und einem Zombie namens der Suchende (nein, immer noch nicht) zu besagter Raumbasis fliegt. Das (man will es gar nicht aussprechen) Raumschiffbike verfügt dabei über lediglich ein Cockpit mit insgesamt zwei Sitzen, ähnlich wie in modernen Flugzeugen, so dass sich die Frage stellt: Wie kann Johnny seinen Zombiekollegen per Schleudersitz aus dem Cockpit befördern, ohne selbst ins Vakuum gesaugt zu werden? Die Antwort wissen alle, schlechtes Storytelling und Artwork ... äh, MAGIE natürlich. Ist ja Mephistos Bike. Wer jetzt ein Klatschen hört, es ist die Hand, die gerade frustriert gegen die Stirn geschlagen wird.

Zum Ende hin bekommt man mit Lee Garbett wieder einen solideren Zeichner präsentiert, so wie zwischendurch bereits einmal Brian Ching. Viel zu retten ist allerdings nicht mehr, da die Geschichte weiterhin wie Blei an allem hängt. Immerhin bekommt man einen anständigen flammenden Totenschädel. Auf letzter Etappe wird seitens Rob Williams versucht, die neue Ghost Riderin mit so etwas wie einer Agenda und einem Charakter aufzupumpen. Weshalb sie gegen einen bösen Texaner vorgehen darf, der im Kinderhandel tätig und rein zufällig ihr Vater ist. Was das der lieben Alejandra bringen soll, weiß wohl nur Zarathos, der sie dorthin führte. Viel gewinnen tut sie dadurch nicht und bleibt damit weiterhin eine faule Ausrede für einen Neubeginn der Ghost Rider Serie, der bei näherem Hinsehen keiner ist. Schon jetzt wünscht man sich den alten Rider zurück. Schlechter kann der Einstand nach sechs Ausgaben/Kapiteln nicht sein und deutsche Leser werden ebenso wie die amerikanischen wohl froh sein, wenn es bald zu Ende ist. Ghost Rider, deine Zeit mag jetzt nicht sein, aber sie wird kommen ... hoffentlich!

Und ganz zum Schluss auch noch Panini bei Nachlässigkeiten erwischt. Zwei Hakenkreuze nicht wegretuschiert. Böses Panini! Pfui, aus! Ob die Prüfstelle durchgehen lässt, wenn einfach behauptet wird, es seien germanische Runen? Vielleicht ist sie auch nicht mehr so streng. Früher gab es jedenfalls mächtig Trara wegen ganz kleinen Fitzelkreuzchen im Hintergrund (... auf einem kleinen Fernseher).


Fazit:
Einen Titel innerhalb von sechs Kapiteln uninteressant machen. Eigentlich eine beeindruckende Leistung für Autor Rob Williams, der mit seinem eigenen neuen Ghost Rider nicht viel anzufangen weiß. Dementsprechend dürftig entwickelt sich die Geschichte fort und binnen kurzem wünscht man sich wieder den alten Rider zurück. Wenn dann auf Seiten von Matthew Clark auch noch die Zeichnungen schlapp machen, ist es wohl für den Titel an der Zeit einen Winterschlaf zu machen und auf bessere Zeiten zu warten. 100% Marvel 60 darf also getrost verschlafen werden.


100% Marvel 60: Ghost Rider - Nackte Angst - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

100% Marvel 60: Ghost Rider - Nackte Angst

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 16,95

ISBN 10:
4-196121-416953

140 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • die gelegentlichen S/W-Zwischenbilder sind grandios
Negativ aufgefallen
  • ... rechtfertigen aber als einzig Positives keinesfalls den Kauf
  • ideenlose Einführung einer Ghost RiderIn
  • schlecht aufgezogene Geschichte
  • dämliche Dialoge
  • erhebliche Schwächen bei Matthew Clark
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
3.5
(2 Stimmen)
Bewertung
Du kannst diesen Comic hier benoten.

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Rezension vom: 10.04.2012
Kategorie: 100 % Marvel
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