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Comic-Besprechung - Koma 2: Das große Loch

Geschichten:
Koma 2 – Le Grand Trou
Text:
Pierre Wazem
Zeichner: Frederik Peeters
Farben: Albertine Ralenti


Story:
Die Tochter verschwunden, verschluckt vom Rohrleitungsnetz der Stadt der Schornsteine, welches in Tiefen führt, wo Menschen selten weilen. Monster hausen in der Tiefe, die an großen Maschinen arbeiten. Während der Vater verzweifelt nach seiner Tochter sucht, trifft die kleine Addidas auf ein verstoßenes Ungeheuer, welches ihr den weiteren Weg in die Unterwelt zeigt. Dort muss Addidas verwundert feststellen, dass die geheimnisvollen Maschinen Namen haben und diejenige „ihres“ Monsters ausgerechnet ihren eigenen. Was hat es damit auf sich und schafft es Addidas ihre eigene Maschine zu reparieren? Ob sie dann auch wieder zu ihrem Vater zurückfindet, der inzwischen in eine Art Straflager gebracht wurde. Ein Lager, wo die Gefangenen an einem riesigen Loch arbeiten. Sie graben und graben und stoßen dabei immer weiter vor, immer weiter in ... die Tiefe.


Meinung:
Immer wieder schön, wenn die richtigen Noten gespielt werden. Wazem weiß genau, was seine Geschichte vorantreibt und setzt die im ersten Band gemachten Szenarien konsequent fort. Nicht nur erlebt man als Leser die weiteren Begebenheiten um Addidas und das seltsame „Ungeheuer“ aus der Tiefe, sondern auch eine weitergehende und gründlichere Charakterisierung des Vaters. Dieser macht sich verzweifelt auf die Suche nach seiner verschwundenen Tochter und gerät dabei in ganz eigene, unvorhergesehene Verwicklungen. Damit hat man nicht unbedingt gerechnet, stellt aber schließlich fest, dass dieser Irrweg anscheinend bloß ein Umweg zu dem Geheimnis unter der Stadt ist.

Die Charaktere sind weiterhin die ganz große Stärke von Koma. Was sich in Band 1 ankündigte, bewahrheitet sich auch für Koma 2: Das große Loch. Gerade der Vater gewinnt mit seiner verzweifelten Suche, die schließlich in einer Art Straflager endet, immer mehr Konturen. Doch auch die anderen Protagonisten gewinnen mehr und mehr dazu, so beispielsweise der eher skrupellos erscheinende Konkurrent, der dem Vater von Addidas beim letzten Mal die Arbeit klaute. Plötzlich wird er zum Verbündeten in der Not, der ebenfalls sein Kind verloren hat. Der Junge ist der kleinen Addidas hinterher und landet ebenfalls in dem merkwürdigen Höhlensystem, in dem Maschinen unbekannter Bauart anscheinend das Schicksal der Oberstadt bestimmen.

Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Addidas findet nämlich heraus, dass das Ungeheuer dem sie begegnet und welches auf der Flucht vor seinen Kollegen war, eine Maschine mit ihrem Namen bediente. Zufall? Wohl kaum. Wie bereits in der letzten Rezension erwähnt, macht das Geheimnis den wesentlichsten Reiz von Koma aus. Und genau hier setzen Wazem und Peeters an. Vorbildlich will man meinen, scheinen sie genau um die Stärken ihrer Geschichte zu wissen. Die im übrigen von jetzt an zweigleisig fahren wird.

Während Addidas zusammen mit ihrem neuen Freund versucht die Maschine „Addidas“ zu reparieren, gräbt der Vater in seinem Straflager an einem Loch mit enormen Ausmaßen. Die Regierung der Schornsteinstadt hat etwas in diesem Loch entdeckt und nun graben Generationen von Zwangsverpflichteten, um herauszufinden, was genau dort unten ist. Für den Vater kein Grund zu bleiben, er kann ja nicht ahnen, dass der Verbleib seiner Tochter eventuell etwas mit dieser riesigen Ausgrabung zu tun haben könnte. Im Grunde weiß man es als Leser auch nicht, aber es sind genau die vielen aufgeworfenen Fragen, die einen auf die abschließende Auflösung aufgeregt warten lassen.

Als weitere Variable kommt der Sohn des konkurrierenden Schornsteinfegers hinzu, der mit den eher unangenehmen Seiten der Unterwelt Bekanntschaft macht und den man trotz gegenteiliger Anzeigen, nicht allzu schnell abschreiben sollte. Also alles im grünen Bereich. Wenn die Macher so mit ihren Charakteren weiter machen, könnten sie sogar der Handlung den Rang ablaufen. Ja, so gut und sympathisch sind sie bereits.

Peeters Zeichnungen bleiben ausdrucksstark, seine Charaktere individuell. Angesichts der vielen Gestaltungen kommt Freude auf und irgendwie erscheint einem dadurch die Oberwelt spannender, als die Unterwelt. Dort ist vieles gleich, gleich. Die Monster, die Maschinen, die Höhlen. Da erlebt man lieber die Abenteuer des Vaters, der im Gefangenenlager so manche Zweckgemeinschaft eingehen und so einige Tricks anwenden muss, um seinen Wächtern zu entgehen. Im Grunde scheint es ihm dabei nicht viel anders zu ergehen, als den Ungeheuern von unten, die anscheinend ebenfalls über etwas ähnliches wie einen Oberaufseher verfügen. Rot, statt blau. Mit Hörner, statt ohne. Da bietet einem das Loch inmitten der Stadt, mit all seinen Zwangsverpflichteten viel mehr.

Wer bis zum zweiten Band vorgestoßen ist, muss von den Vorzügen von Koma nicht erst überzeugt werden. Wer noch skeptisch war, sollte inzwischen überzeugt sein, dass Wazem und Peeters die richtige Richtung einschlagen. Zwei Bände verbleiben noch, um alles abzuschließen und bisher sieht es sehr gut aus. Gerade am Ende beziehungsweise bei der Auflösung kann noch einiges schief gehen oder zumindest Enttäuschung hervorrufen. Bei der TV-Serie Lost war es ja ähnlich. Aber selbst wenn, so hat einen die Welt der kleinen Addidas schon gänzlich für sich eingenommen. Ehe man sich versieht, könnte einem der Schluss gar nicht mehr so wichtig und man einfach froh darüber sein in diese Fantasiewelt eingetaucht zu sein.


Fazit:
Wer könnte den großen Kulleraugen von Addidas widerstehen? Immer näher kommt sie dem Geheimnis um die seltsamen Maschinen und der Leser fiebert mit. Fast aufgeregter verfolgt er die Bemühungen ihres Vaters, dessen Suche nach ihr jäh durch seine Festsetzung unterbrochen wird. Koma hat einfach einen unglaublich sympathischen Cast. In Verbindung mit den Vorgängen unter der Stadt ein Leseerlebnis dessen Ausgang man kaum abwarten kann.


Koma 2: Das große Loch - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Koma 2: Das große Loch

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 12,00

ISBN 13:
978-3-941099-97-5

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Wazem feilt weiter am Personal
  • es wird immer geheimnisvoller
  • bessere Spannungsmomente als bei Band 1
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 14.04.2012
Kategorie: Alben
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