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Comic-Besprechung - Winzling 1: Das Erwachen

Geschichten:

Winzling 1: Das Erwachen
Autor
: Crisse
Zeichner: Marc N`Guessan
Colorist: Lencot, Quilici



Story:
Die menschliche Zivilisation existiert nicht mehr. Nach einem weltumspannenden Krieg haben sich die Überlebenden in Clans zusammengeschlossen und bekämpfen einander. Besonders die Hyänen von Shir Khan überziehen das Land mit Terror und Gewalt. Aber eine Prophezeiung besagt, dass eines Tages ein Kind die Menschen einen wird. Und dieses verwilderte Kind, dass von allen nur Winzling genannt wird, scheint derjenige zu sein. Nachdem es im Clan der Wölfe nicht mehr bleiben kann, aus Furcht vor Shir Kahn, nehmen sich ein alter Doktor und eine junge Kriegerin des Jungen an. Aber die Gefahr ist damit noch lange nicht vorbei.



Meinung:

Crisse (Marlysa, Luuna) bedient sich eines simplen Kniffs, der aber doch sehr geschickt ist und dem ersten Band des Dreiteilers Winzling einen großen Reiz verleiht. Er nimmt einfach die Tiercharaktere aus Rudyard Kiplings Das Dschungelbuch und macht Menschen aus ihnen.

Was im Grunde eine Rückübersetzung ist, denn schon Kipling hat den Tieren menschliche Charaktereigenschaften zugeschrieben. Nun sind sie also wieder menschlich. Der Tiger Shir Khan ist hier ein Warlord im Tigerfell, der Bär Balu ein dicker gemütlicher alter Arzt, der schwarze Panther Baghira eine junge schwarze Kriegerin, die Schlange Kaa ein Scharfschütze, der sich gerne in Bäumen aufhält und lispelt, der Affenkönig King Louie ein weiterer Warlord und die Namen der Wölfe gehören einigen aus dem Dorf, in dem der Clan der Wölfe wohnt.


Ein Problem besteht aber nun in der Rückübersetzung: zum einen ist Das Dschungelbuch kein Roman, sondern eher eine Sammlung von Kurzgeschichten, die Kipling vorrangig für seine eigenen Kinder geschrieben hatte und zum anderen lassen sich die Charaktere nicht so ohne weiteres in die heutige reale Welt übertragen, da sie so kaum einen Sinn ergeben würden. Crisse löst das Problem, indem er ein Endzeitszenario entwickelt. Die Science-Fiction-Ebene bietet ihm die Möglichkeit eine Wildnis und einen Dschungel auch der moralischen Art zu entwerfen, die wohl ganz im Sinne Kiplings gewesen wäre. Schließlich geht es ja auch um das Menschlichsein. Das andere ist die Struktur. Crisse muss ja eine Geschichte erzählen, die er aufgrund der anderen Struktur der Vorlage nicht übernehmen kann. Und hier sind einige der Geschichten von Kipling zwar noch zu erkennen, aber die eigentliche Story ist ein typisches Endzeitszenario. Das ist zwar auch geschickt, da sich die Leser hauptsächlich auf die Parallelen zu dem Original konzentrieren. So fällt es nämlich auf den ersten Blick kaum auf, das die neue Story nicht neu ist, sondern dem Standard entspricht und einfach eine 08/15-Endzeitstory beinhaltet. Eine kriegsversehrte Welt mit verfeindeten Clans und ein möglicher Erlöser, der alles ändern könnte. Das ist das grundlegende Thema fast jeden Endzeitszenarios. Seien es nun Filme wie Mad Max, Postman, Waterworld oder Book of Eli: alle haben diesen Grundtenor gemeinsam.

Natürlich haben die vielen Anspielungen ihren Reiz und während der Ur-Mowgli für die Konflikte zwischen Zivilisation gegen Natur steht und wie sich Kolonialisten in einem anderen Land eingliedern könnten, so ist auch hier einiges davon zu entdecken. Mowgli ist eine starke zivilisatorische Kraft, der aber zunächst selber die Zivilisation erlernen muss. Ja, er ist sogar eine kindliche Erlöserfigur und droht in dieser Funktion unterzugehen. Denn die Nebencharaktere haben hier eine deutlich stärkere Gewichtung. Und so überwiegt auch die Action und Humor gibt es auch, durch die ungewöhnliche Erzählerperspektive, welche manchmal schön mit der graphischen Ebene kollidiert. Wären aber nicht die Anspielungen und vielen Verweise, so wäre der Band nicht unbedingt etwas besonderes. Ob man ihn sich gerne mehrfach ansieht, wenn der erste Reiz dahin ist, kann man noch nicht sagen. Ein Blick hinein lohnt sich jedenfalls.


Den Zeichnungen ergeht es übrigens ebenso wie der eigentlichen Story: es gibt deutliche Einflüsse und ansonsten eher Standard. Wie sich Crisse an der Story von Kipling orientiert, so ist der Einfluss von Loisel auf den Zeichner N`Guessan nicht zu leugnen. Und ebenso wie diese oberflächliche Ebene dem Storybogen entspricht, ist alles darunterliegende nur grundsolide. Aber das ist ja auch schon etwas.



Fazit:
Unter der Ebene der Zitate, Verweise, Anspielungen und Adaption verbirgt sich im Grunde nur eine Standardendzeitsciencefictionstory, die wohl nach dem ersten Lesen etwas an Reiz verlieren wird. Das Dschungelbuch ohne Tiere in eine apokalyptische Welt übertragen, erlaubt allerdings einige schöne charakterliche Transformationen. Mit den Zeichnungen verhält es sich ähnlich: ein deutlicher Loisel-Einfluss, aber leider nichts besonderes.

Winzling 1: Das Erwachen - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Winzling 1: Das Erwachen

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Finix Comics

Preis:
€ 13,80

ISBN 10:
3941236547

ISBN 13:
978-3941236547

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Charaktertransformationen
  • Anspielungen und Verweise
Negativ aufgefallen
  • Standardendzeitstory
  • etwas zu oberflächlich
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(4 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 13.05.2012
Kategorie: Winzling
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